Was dieser erhöhte Hexachlorbenzolwert für die Betroffenen konkret bedeutet und ob ein etwaiges Gesundheitsrisiko vorliegt, wird in einer Sitzung am Freitag erörtert, an der Umweltorganisationen, die Medizinische Universität Wien, das Land Kärnten und das Bundesumweltamt teilnehmen. Anders als bei einem Cholesterinwert könne man nicht einfach in eine Tabelle schauen und seine Schlüsse ziehen, hieß es am Donnerstag.
"Ein vergleichbarer Fall findet sich weltweit nicht so schnell, das ist nicht schon Hunderte Male durchgespielt worden", erklärte Hutter. HCB sei eben schon früh verboten worden, deshalb gebe es keine Studien und Vergleichswerte. Die Berechnung eines konkreten Risikos sei im Fall des Görtschitztales entsprechend kompliziert, sagte Hutter.
"Hauptaufnahmeweg von HCB geht über die Ernährung"
Um die Betroffenen nicht zu weiter zu verunsichern, wollen Land, Bund, Umweltorganisationen und die Universität eine gemeinsame Sprachregelung finden. "Selbst ich habe oft ein Problem, Richtwerte, Grenzwerte und Referenzwerte auseinanderzuhalten, deshalb ist die gemeinsame Sprache so wichtig", erklärte der HCB-Krisenkoordinator des Landes, Albert Kreiner.
Da es keine Medikamente dafür gibt, den HCB-Abbau im Körper zu beschleunigen, könnte den betroffenen Görtschitztalern empfohlen werden, ihre Essgewohnheiten umzustellen. "Der Hauptaufnahmeweg von HCB geht über die Ernährung", erklärte Hutter. Besonders in Milch und Fleisch der Region wurden - und werden zum Teil noch - auffällige HCB-Konzentrationen gemessen. Obst und Gemüse - und damit die Hausgärten der Region - sind nicht betroffen.
Bio-Monitoring im Görtschitztal
Menschen mit hohen HCB-Belastungen müssten letztlich darauf achten, so wenig HCB wie möglich aufzunehmen. "Das geht nur, indem man die Bilanz zwischen Zufuhr und Abbau im Körper so beeinflusst, dass die Abgabe höher ist", erklärte Hutter. Der Umweltmediziner brach auch eine Lanze für die betroffenen Bio-Bauern in der Region. "Es ist ein Paradoxon, dass jene Leute zum Handkuss kommen und ihre Milch wegschütten müssen, die bestrebt sind, und möglichst natürliche Lebensmittel zur Verfügung zu stellen", sagte Hutter.
"Wir müssen den Menschen wieder eine Perspektive geben", erklärte dazu Gesundheitslandesrätin Beate Prettner (SPÖ). Das Görtschitztal wird schon jetzt einem permanenten Bio-Monitoring unterzogen. Das soll auch künftig so bleiben. Damit soll gewährleistet werden, dass aus der Region die "am besten kontrollierten Lebensmittel des Landes" kommen.
Zuletzt wurde ermittelt, dass das Umweltgift HCB insgesamt 396 Tage lang über den Fabriksschlot des Zementwerks in die Luft geblasen wurde. Wie der Blaukalk gut ein Jahr lang unkontrolliert verwertet werden konnte, gibt aber weiter Rätsel auf.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.