Milosevic-Abschied

Milosevic im Garten der eigenen Villa beigesetzt

Ausland
18.03.2006 19:54
Der frühere jugoslawische Präsident Milosevic ist am Samstagabend im Garten seines Familienhauses in Pozarevac, seinem Geburtsort, beigesetzt worden. Der Beerdigung des vorigen Samstag im Gefängnis des UNO-Kriegsverbrechertribunals einem Herzinfarkt erlegenen Politikers wohnten etwa 50 Menschen, sozialistische und ultranationalistische Spitzenfunktionäre sowie einige wenige Auslandsgäste bei.

Die engsten Familienangehörigen waren nicht anwesend. Bevor der Sarg ins Grab gelegt wurde, wurden Abschiedbriefe des Sohnes Marko und der Gattin Mira Markovic verlesen. Die in Montenegro wohnende Tochter Marija hat sich von ihrem Vater nicht verabschiedet.

Nur in seiner Heimatstadt wurden dem Haager Angeklagten hohe Ehren zuteil. Etwa 15.000 Menschen säumten die Straße, als der Sarg vorbeigefahren wurde und warfen rote Rosen. Die serbische Staatsflagge vor Milosevic' Villa wurde auf Halbmast gesenkt. In Pozarevac als einziger serbischen Stadt war heute Trauertag.

Rede von Peter Handke am Gradb
An der Trauerkundgebung in Pozarevac nahm auch der Kärntner Schriftsteller Peter Handke teil. "Die so genante Welt ist heute abwesend, nicht nur heute, nicht nur hier. Die so genannte Welt ist keine Welt", sagte Handke in Anspielung auf das Fernbleiben prominenter internationaler Gäste in einer kurzen Ansprache auf Serbisch.

Handke hat in der Vergangenheit in mehreren literarischen Texten und öffentlichen Äußerungen Sympathien für die Haltung Serbiens beim Zerfall des Vielvölkerstaates Jugoslawien erkennen lassen. Er hat Milosevic Mitte 2004 auch zu einem dreistündigen Gespräch im Gefängnis in den Niederlanden aufgesucht.

60.000 verabschiedeten sich
In Belgrad hatten sich zuvor etwa 60.000 mehrheitlich ältere Anhänger aus der Sozialistischen Partei (SPS) und der ultranationalistischen Serbischen Radikalen Partei (SRS) in Belgrad vom verstorbenen jugoslawischen Ex-Präsidenten verabschiedet. "Slobodan lebt, er ist nicht gestorben, solange es Serben und Serbien gibt", verkündete zu Beginn der fast zweistündigen Kundgebung vor dem serbisch-montenegrinischen Parlament einer der engsten Mitarbeiter, Bogoljub Bjelica.

"Pozarevac wird die Ehre haben, die sterblichen Reste des größten serbischen Freiheitskämpfers des 20. Jahrhundert zu wahren", meinte zum Schluss die Moderatorin aus der Sozialistischen Partei. Abschied von Milosevic nahmen höchste SPS- und SRS-Funktionäre, der russische Kommunistenführer Genadij Sjuganow, aber auch der frühere US- Staatsanwalt Ramsey Clark, Mitglied einer internationalen Expertengruppe, die Milosevic bei der Vorbereitung seiner Verteidigung vor dem Haager Tribunal behilflich war.

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