Nicht das erste Mal in der jüngsten Kriminalgeschichte Oberösterreichs: Auch der Mühlviertler Josef Gerhard (67) kann den Ermittlern mit bestem Willen bis heute nicht sagen, wo er den abgetrennten Kopf seiner erschossenen Geliebten Elisabeth Wiener (44) versteckt oder verscharrt hat.
Psychogene Amnesie heißt dieser seelische Selbstschutzmechanismus gegen unerträgliche Schock- und Horrorerlebnisse: „Typisch dafür ist, dass Romana Miny jetzt zwar aufgewühlt davon redet, dass sie eine Tochter hat, aber nicht sagt, dass Sandra tot ist“, diagnostiziert Primar Werner Schöny, der Chef der Linzer Landes-Nervenklinik, ein krankhaft tiefes emotionales und ambivalentes Mutter-Kind-Verhältnis: „Sie will ihre Tochter lieben, aber es kocht ein Hass.“
Gegenseitig traktiert
Weil sie die Familie zerstört hat? Weil sie die Mutter verlassen und zum Vater ziehen wollte? Das tätowierte, gepiercte und kahl geschorene Punk-Mädchen Sandra und das geschiedene Kinder-Mädchen Romana sollen einander seit Jahren gegenseitig traktiert haben. Der einzige geliebte Mann im Leben der zerstrittenen Frauen war der wieder verheiratete Vater und Ex-Gatte, der nun seine Tochter mit einem Job nach Retz locken wollte: Die verbitterte Mutter reagierte eifersüchtig gekränkt, kämpfte wie eine Löwin um ihr Kind. „Auch handgreiflich und mit Fußtritten“, glaubt Sicherheitsdirektor Alois Lißl, dass sich die beiden Kontrahentinnen dabei verletzt haben. Sandra offensichtlich tödlich.
„Sandra ist auf einer Weltreise...“
„Gewalt in Familien soll nie nach außen dringen“, ist Schönys Erklärung dafür, dass die Tote geköpft, verbrannt und versenkt, dass diese Wahnsinnstat verdrängt wurde: „Sandra ist auf einer Weltreise“, wollte die Mutter alle Sorgen zerstreuen, jede Anzeige verhindern: „Ich hab sie ja selbst zum Bahnhof gebracht“, beteuert sie auch noch den Ärzten gegenüber.
Foto: Chris Koller
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