Nicht nur für Flug

Urvogel nutzte Federn auch für Balz und Brut

Wissenschaft
03.07.2014 15:20
Hübsch sein für die Partnersuche: Das Thema begleitete schon vor 150 Millionen Jahren den Urvogel Archaeopteryx. Der entwickelte sein Federkleid erst einmal nicht zum Fliegen, sondern zum Schutz vor Kälte, zum Brüten - und als Schmuck: Denn schon der Urvogel balzte, um Weibchen zu beeindrucken.

"Er tat es vermutlich nicht so ausgeprägt, wie Vögel es tun, aber wahrscheinlich in irgendeiner Form schon", sagt Oliver Rauhut, Konservator an der Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie und Geologie und Mitautor einer in der Fachzeitschrift "Nature" veröffentlichten Studie. Vor allem mit den Federn an Schwanz, Flügeln und Hinterbeinen wollte der Urvogel Partnern gefallen.

Die Wissenschaftler fanden auch Hinweise dafür, dass der Archaeopteryx tatsächlich fliegen konnte. Das war bisher nicht sicher - manche Forscher nahmen an, dass er sich vor allem hüpfend fortbewegte. "Interessanterweise waren die seitlichen Schwanzfedern von Archaeopteryx aerodynamisch geformt und dürften daher auch eine wichtige Rolle bei der Flugfähigkeit gespielt haben", sagt Koautor Christian Foth. Auch Rauhut sagt: "In irgendeiner Form konnte er fliegen. Wir sind nur nicht sicher, wie gut."

Federn nicht primär zum Fliegen
Die Forscher von Staatssammlung und Ludwig-Maximilians-Universität hatten den elften, 2011 entdeckten Archaeopteryx untersucht. Er hat von allen Funden das besterhaltene Federkleid. Ergebnis: Die Vorfahren der Vögel legten sich ihre Federn nicht zu, um sich in die Lüfte zu schwingen, sondern erst als sie einmal da waren, dienten sie vermutlich auch zum Fliegen.

In diese Richtung wiesen bereits Studien an anderen Dinosauriern: Manche hatten einen weichen, warmen Federflaum - obwohl sie nie flogen. Vor zwei Jahren hatten die Münchner Forscher einen Baby-Raubsaurier untersucht, verwandt mit dem berüchtigten Tyrannosaurus. Unter ultraviolettem Licht sahen sie die Reste der Haut und des Federkleides als leuchtende Flecken und Fasern - der Beweis, dass Jungtiere Federn hatten. Rauhut schloss damals nicht aus, "dass auch ein ausgewachsener Tyrannosaurus rex noch flauschig war".

Mit den Federn konnte sich der Archaeopteryx auch aufplustern. "Das vergrößert die Oberfläche und macht die Tiere imposanter", sagt Rauhut. Vielleicht diente das als Drohgebärde gegenüber Feinden - oder bei der Partnersuche.

Unklar, wie bunt der Urvogel war
Noch rätseln die Forscher, wie bunt der Urvogel war. Ziemlich sicher ist: Er war nicht knallbunt wie ein Papagei - aber auch nicht nur schwarz-weiß wie oft dargestellt. Vor einem Jahr ergab eine Studie, dass die Federn dunkle Kanten und Spitzen hatten und das Federkleid gemustert war. Mit einer speziellen Röntgentechnik entdeckte das Team der Universität Manchester und des Berliner Museums für Naturkunde damals auch Metallspuren, die auf helle Farben in der Federmitte hindeuten.

"In den Pigmentkörperchen gibt es Anreicherung bestimmter Metalle: Kupfer, Eisen. Das führt dazu, dass bestimmte Farben sichtbar werden", sagt Daniela Schwarz-Wings, Kuratorin für fossile Reptilien am Naturkundemuseum. "Es könnten schwarze, braune und rote Farbbereiche da sein." Der Archaeopteryx war vermutlich eher dunkel. "Aber Blau, Grün oder Gelb - solche schillernden bunten Farben kann man durch die Analysen nicht nachweisen." Denn diese Farben seien durch den inneren Aufbau der Feder vorgegeben - im Stein ist aber nur der äußere Abdruck erhalten.

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