Seit den Zeiten der legendären Mannschaft rund um Johan Cruyff in den 1970er-Jahren gilt der offensiv ausgerichtete "Totaalvoetbal" mit seiner 4-3-3-Formation nicht nur in der Elftal als praktisch unantastbar. Schon niederländische Nachwuchs-Kicker werden primär so ausgebildet, dieses System optimal umsetzen zu können, viele Klubs ziehen dieses System von ihren Junioren bis zu den Profis durch.
Dadurch entwickelte die Niederlande ihren eigenen Spielstil, der ihnen bisher immerhin einen Europameistertitel (1988) und drei WM-Finalteilnahmen (1974, 1978, 2010) einbrachte. Doch Teamchef Louis van Gaal plant nun eine Änderung, die in den Niederlanden beinahe als Revolution aufgefasst wird - die Umstellung auf ein 5-3-2. Dies könnte zwar zu einer Verringerung der Offensiv-Schlagkraft führen, allerdings auch einen angenehmen Nebeneffekt haben. Es wird eine erhöhte Präsenz im Zentrum geschaffen.
Grund für die erwartete Umstellung ist laut Van Gaal aber nicht, den Spaniern eine Abwehrschlacht zu liefern. Er sei unter anderem durch die schwere Knieverletzung des zentralen Mittelfeldspielers Kevin Strootman dazu gezwungen worden, betonte der künftige Trainer von Manchester United und verteidigte seine Maßnahme. "Das ist ein System, das die Stärken meiner Spieler zur Geltung bringt."
Der 62-Jährige berichtete, seine beiden Führungsspieler Arjen Robben und Robin van Persie hätten "enthusiastisch" reagiert, als sie vom Systemwechsel erfuhren. Die Begeisterung von Robben ist inzwischen offensichtlich verflogen. "Wir finden vorne die freien Spieler noch nicht und treffen bei Ballbesitz viele falsche Entscheidungen", erklärte der Bayern-Legionär. Seine Aussagen wurden in niederländischen Medien prompt als versteckte Kritik an der neuen Spielphilosophie interpretiert.
Harsche Kritik aus den Niederlanden
Kein Hehl aus ihrer Skepsis machten hingegen prominente Figuren im niederländischen Fußball. So meinte etwa Ex-Bondscoach Bert van Marwijk, der die Elftal vor vier Jahren ins WM-Finale führte: "Das ist nicht einfach nur eine Anpassung, sondern eine deutliche Veränderung, die den Spielern alles abverlangt." Der frühere HSV-Trainer wünscht sich eine Rückkehr zum 4-3-3. "Wir haben vor vier Jahren beweisen, dass man damit Erfolg haben kann."
Noch deutlicher wurde Arie Haan, Vizeweltmeister 1974 und 1978. "Ich plädiere dafür, vom neuen System abzusehen und unsere Identität zu behalten. Der niederländische Fußball ist seit 1974 für seine offensive Ausrichtung bekannt, und es ist eine Todsünde, dass dies 40 Jahre später zum Fenster rausgeworfen wird", schimpfte der frühere Austria-Betreuer.
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