In seiner neuesten Kolumne kommt „Krone“-Autor Harald Petermichl nicht umhin, sich ob des neuesten Einfalls von FIFA-Boss Gianni Infantino verwundert am Kopf zu kratzen. Außerdem fragt er sich, wem denn der neue Friedenspreis des Weltverbandes wohl nächstes Jahr „verliehen“ wird.
Man kommt, wenn auch nur ungern, tatsächlich nicht umhin, nochmal auf die unsägliche Veranstaltung vom 5. Dezember in Washington zu rekurrieren. Nicht auf die am Rande der erbärmlichen Infantino-Speichelleckerei vollzogene WM-Gruppenauslosung, dafür aber auf die groteske Verleihung des FIFA-Friedenspreises an Donald Trump. Bereits im Vorfeld hatte der aus zahlreichen Menschenrechtsorganisationen, Gewerkschaften und Fangruppen bestehende Zusammenschluss „Sport & Rights Alliance“ auf die mangelnde Transparenz bei der Vergabe des Preises hingewiesen, da es zu keinem Zeitpunkt Informationen über nominierte Personen, Mitglieder der Jury oder gar über die Kriterien, nach denen die Preisvergabe erfolgen sollte, gab. Diesbezügliche Nachfragen bei der FIFA waren selbstverständlich unbeantwortet geblieben.
Mit etwas Abstand sieht das Ganze schon anders aus, denn die FIFA legt Wert darauf, zu betonen, dass eigens für den Preis eine Kommission für „Social Responsibility“ eingerichtet worden sei. Leider konnte diese, da sie das künftige Verfahren erst bei ihrer konstituierenden Sitzung irgendwann im Dezember ausarbeiten wird, bei der Vergabe an Trump noch gar nicht mitwirken, weshalb der arme Gianni schalten und walten musste, wie er wollte. Gut, das werden alle verstehen, die ein Faible für Despoten wie Infantino und Trump haben, denn wo kämen wir schließlich hin, wenn sich die FIFA jetzt plötzlich auch noch mit demokratischen Prinzipien befassen müsste. In seiner schier unermesslichen Eloquenz und Transparenz hat der Weltverband inzwischen jedoch verraten, wer dem illustren Gremium künftig vorsitzen wird.
Es handelt sich dabei um Herrn Zaw Zaw, Präsident des myanmarischen Fußballverbandes, der im richtigen Leben in Edelsteinen und Zement macht. Zwischen 2009 und 2016 stand er auf Sanktionslisten der EU und der USA und gilt als Unterstützer der brutal operierenden Militärjunta. Außerdem wird ihm vorgeworfen, schwere Menschenrechtsverletzungen wie „außergerichtliche Tötungen, Todesfälle in Gewahrsam und Folter“ unterstützt zu haben. Wenn also die Politikwissenschaftlerin Claudia Hofman von der „American University“ in Washington D.C. mit ihrer Einschätzung richtig liegt, der FIFA-Friedenspreis komme „von einem Verband, der aufgrund von Korruption, Intransparenz und Menschenrechtsfragen in der Kritik stehe“, hätte man keinen Geeigneteren für diese Position finden können. Die Findung des Preisträgers 2026 (Musk? Putin? Kim Jong-un?) verspricht demnach höchst spannend zu werden.
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