Vor Plan-Präsentation

Gesundheitsstruktur: Schweigen um „Luftschlösser“

Niederösterreich
14.12.2025 13:00

Der Regionale Strukturplan Gesundheit (RSG) 2030 für NÖ wird am 17. Dezember vorgestellt. Im Vorfeld dazu kommt schon heftige Kritik von der Vertreterin der niedergelassenen Ärzte.  Trotz heftiger Kritik will NÖGUS-Landesrat Martin Antauer dazu vor der Präsentation nichts sagen.

Anstatt einer Nahtstelle zwischen niedergelassenen Ärzten und Spitälern würden im Regionalen Strukturplan Gesundheit 2030 (RSG), der die Struktur der medizinischen Versorgung in Niederösterreich festlegt, nur „Luftschlösser“ verkauft werden, prangert Dagmar Fedra-Machacek, Kurienobfrau der niedergelassenen Mediziner in der Ärztekammer NÖ, an.

Schönrechnerei mit „Kopfzahlen“
Zudem würden Einwohner-pro-Arzt-Zahlen im RSG nur helfen, Versorgung schönzurechnen. „Die Planung berücksichtigt weder, wie viel Arbeit in Kassenordinationen mit Patientenkontakten, Zeitdruck, Administrativem, etc., anfällt, noch die Dauer von Wartezeiten. Das Kalkül dahinter ist: Wird der Plan nur mit ,Kopfzahlen‘ berechnet, wird nicht berücksichtigt, wie voll die Kassenordinationen tatsächlich sind. Das kann zum Beispiel wegen mehr Multimorbidität, Zunahme an chronischen Patienten und der Administration leicht sein“, so die Allgemeinmedizinerin.

Ärztevertreterin: „Ist besonders fahrlässig“
Das Schlimmste sei aber: Die minderwertige Planung ärztlicher Versorgung, wo konkrete Aussagen zu Ausbildungsstellen und Maßnahmen gegen die Pensionierungswelle fehlen. „Besonders fahrlässig“ sei dies bei der Primärversorgung: „Ständig wird von politisch Verantwortlichen die hohe Bedeutung betont. Notwendige Ausbildungsplätze für Allgemeinmediziner, Kinderärzte und Gynäkologen kommen aber in der Landesplanung nur auf dem Papier vor“, geht sie mit den Planern hart ins Gericht.

Sie zitiert auch LGA-Vorständin Elisabeth Bräutigam, die bereits im Sommer aufforderte, Arzt-Ausbildung in Spitälern und Ordinationen zu überdenken und zu verschränken. Dermatologie- und HNO-Praktika würden in NÖ ohne weitere Gelder sonst fünf Jahre länger dauern, als in den anderen Bundesländern Österreichs. In einem Fachgipfel im Juni sagte das Bräutigam laut NÖ Ärztemagazin.

Kritik vor der Präsentation ...
FPÖ-Landesrat Martin Antauer will vor der RSG-Präsentation am 17. Dezember nichts sagen. ÖVP-Landesrat Anton Kasser, SPÖ-Landesrätin Eva Prischl, NÖGUS-Geschäftsführer Volker Knestel, LGA-Vorständin Elisabeth Bräutigam, NÖ-Ärztekammerpräsident Harald Schlögel und er würden dann den Regionalen Strukturplan vorstellen.

Aus dem NÖGUS heißt es, dass im Bundesstrukturplan die Vorgaben für die Länder definiert sind und das man diesen natürlich nachkomme. Das Land ist für die Arztausbildung zuständig, was aber an die Landesgesundheitsagentur (LGA) übertragen worden sei. Die Ausbildungsplanung sei selbst aber nicht als Teil des RSG. „Das sei von Bundesseite nicht vorgesehen.“

Ambulatorien als neue „Geheimwaffe“
Die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) sitzt hier auch mit im Boot. „Die Sozialversicherung und die Länder arbeiten hier auf der Ebene der Zielsteuerung zusammen, der RSG bildet die gemeinsamen Ziele für die Gestaltung der Versorgung ab. In strukturschwachen Regionen ist geplant, die Versorgung über Ambulatorien wohnortnah, bedarfsgerecht und zugänglich sicherzustellen“, heißt es von ihr. Auch in anderen Regionen könnte die Etablierung von Ambulatorien ein Weg sein, wenn die Versorgung über Kassenärzte längerfristig nicht gesichert werden kann, denkt man dort bereits weiter.

Der Kritik von Fedra-Machacek zur „Schönrechnerei“ mittels Einwohner-pro-Arzt-Zahlen entgegnet die Krankenkasse, dass der RSG den Anleitungen des Bundesstrukturplans folge, wo Kriterien unter Berücksichtigung der Demographie, der Epidemiologie, des Inanspruchnahmeverhaltens und der Leistungsfähigkeit der Anbieter festgelegt sind. Wegzeiten, wie etwa Pendlerströme, die Auslastung und Wartezeiten würden genauso in die Planung miteinfließen.

ÖGK zahlt bei Arztausbildung mit
Zur Hauptkritik der künftigen Arztausbildung und damit der Aufrechterhaltung der medizinischen Infrastruktur verweist die ÖGK auf das Land Niederösterreich. „Die Verantwortung für die Ausbildung liegt bei den Ländern. Aus Sicht der ÖGK ist die Lehrpraxis in Kassenpraxen ein wichtiger Hebel für die Qualität, die Praxisnähe und die Sicherstellung der ärztlichen Ausbildung. Daher beteiligt sich die ÖGK an der Finanzierung der Lehrpraxis für Allgemeinmedizin“, betont man dort.  Anzumerken sei, dass Jungmediziner in Lehrpraxen nach einer Einarbeitungsphase zur Produktivität der Praxen beitragen und ihre Behandlungsleistungen der Kasse verrechnet werden können.

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
kein Artikelbild
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading

Liebe Leserin, lieber Leser,

die Kommentarfunktion steht Ihnen ab 6 Uhr wieder wie gewohnt zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen
das krone.at-Team

User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

Kostenlose Spiele
Vorteilswelt