Artenschutz-Bilanz

Gewinner und Verlierer im wundersamen Tierreich

Niederösterreich
12.12.2025 12:00

Die leisen Siege – und die lauten Alarmsignale eines Planeten am Limit – genau diese Gegensätze spiegeln sich in der jetzt veröffentlichten Artenschutzbilanz des WWF!

Es ist der Moment, in dem die Natur Bilanz zieht – und sie tut es mit einer Mischung aus Triumph und Trauer. Der WWF Österreich präsentiert jetzt seine Artenschutz-Auswertung 2025, und sie klingt wie ein dringender Weckruf an die Menschheit. Während sich einige Arten spektakulär erholen, schlittern andere ungebremst Richtung Abgrund. „Wildtiere verschwinden im Rekordtempo von unserem Planeten“, warnt WWF-Experte Georg Scattolin. Lebensraumverlust, Wilderei, Klimakrise: Die Liste der Bedrohungen ist lang – und sie wird länger.

Obwohl das Weltnaturabkommen große Ziele setzt, bleibt dessen Umsetzung ein globaler Kraftakt, der noch immer im Rückwärtsgang feststeckt. Zu langsam, zu wenig Geld, zu wenig Wille. Scattolin spricht Klartext: „Es braucht einen globalen Schulterschluss.“ Denn ohne Schutzgebiete, Renaturierung und echten Klimaschutz wird das Artensterben zur unaufhaltsamen Lawine – auch mitten in Österreich, wo Auen verschwinden und der Bodenverbrauch weiter explodiert. Doch trotz allem: 2025 hat auch Geschichten, die Mut machen.

Die Gewinner 2025 – wenn Hoffnung Flügel bekommt

  •  Die grüne Meeresschildkröte machte einen Sprung um drei Kategorien auf der Roten Liste – von „stark gefährdet“ auf „nicht gefährdet“. Ein Naturschutz-Comeback, das kaum jemand für möglich hielt. Schutzprogramme, Gemeindeprojekte und Fanggeräte, die Schildkröten aus Netzen heraushalten – all das zeigt Wirkung. Noch ist die Weltpopulation klein, aber der Trend steigt. Ein echter Sieg.
Ökosignal der Hoffnung in den Tiefen der Meere – die Bestände der grünen Meeresschildkröten.
Ökosignal der Hoffnung in den Tiefen der Meere – die Bestände der grünen Meeresschildkröten.(Bild: Antonio Busiello / WWF-US)
  • Haie und Rochen: Endlich Tabu im Welthandel
    Bei der CITES-Konferenz in Usbekistan kam ein Durchbruch: Erstmals wurden großflächige Handelsverbote für bedrohte Hai- und Rochenarten beschlossen. Walhai, Weißspitzenhai, Mantas, Teufelsrochen: Sie alle stehen nun unter internationalem Schutz. Doch Papier allein rettet keine Tiere – jetzt beginnt der harte Teil: Kontrolle.
  • Koalas bekommen ein neues Zuhause
    Australien hat gehandelt: Der Great Koala National Park ist Realität. 176.000 Hektar – ein grünes Bollwerk gegen Feuer, Abholzung und Krankheiten. Hier könnte sich eine Art erholen, die jahrelang hilflos zusah, wie ihr Lebensraum in Rauch aufging.
  • Schneeleoparden: Zählen, um zu schützen
    Erstmals hat Nepal seine Schneeleoparden systematisch erfasst: rund 400 majestätische Tiere. Die Daten sind Gold wert – sie ermöglichen echte Schutzstrategien. Und sie setzen andere Länder unter Druck: Nun muss auch China liefern.
In Australien werden neue Rückzugs-Gebiete für die entzückenden Koalas geschaffen.
In Australien werden neue Rückzugs-Gebiete für die entzückenden Koalas geschaffen.(Bild: Shutterstock / Yatra / WWF)
  • Wisente: Die Rückkehr der Wald-Architekten
    In den rumänischen Karpaten wurden erneut Wisente geboren – in freier Wildbahn. Diese Urgiganten tun mehr als nur zu überleben: Sie gestalten Landschaften, schaffen Lebensräume, kräftigen ganze Ökosysteme. Was früher fast verloren war, prägt nun wieder Europas Wälder.
  • Flussdelfine: Hoffnung aus kleinen Signalen 
    In Peru funktionieren die neuen „Pinger“ – kleine Geräte an Fischernetzen, die Delfine fernhalten. Die Ergebnisse: 40 Prozent weniger Netzschäden, kein einziges Tier verendet. Manchmal rettet ein Pieps ein Leben.
  • Seeadler: Österreichs Wappentier hebt ab
    Rund 90 Brutpaare – ein Rekordwert. Ein Sieger des konsequenten Schutzes, ein Symbol dafür, was möglich ist, wenn man Natur nicht nur verwaltet, sondern verteidigt.
  • Störe: Ein Schattenlicht in der Donau
    Sterlet-Jungfische in March und Mur ausgesetzt, ein verschollen geglaubter Glattdick-Stör an der kroatischen Drau entdeckt – kleine Erfolge, die wie letzte Funken in einem dunklen Raum glimmen. Störe sind noch immer massiv gefährdet, aber nicht ohne Chance.

Die Verlierer 2025 – Wenn Arten verstummen

  • Klappmütze, Bartrobbe, Sattelrobbe – alle neu hochgestuft. Walrosse weiterhin gefährdet. Der Grund? Ein Wort: Meereis. Es bricht weg wie Glas in der Sonne. Ohne Eis keine Jungen, keine Nahrung, kein Überleben.
  • Vögel: Der Himmel wird leiser
    61 Prozent aller Vogelarten weltweit im Rückgang. Ein dramatischer Sprung seit 2016. Auch in Österreich trifft es Rebhuhn und Braunkehlchen. Wenn Vögel verschwinden, kollabiert das Ökosystem: Keine Bestäubung, keine Samenverbreitung, keine Schädlingskontrolle.
  • Korallen: Der Unterwasser-Kollaps
    Bleichen in Karibik, Great Barrier Reef, Westaustralien – ein globales Sterben. Neue Studien zeigen: Warmwasserkorallen kippen bei 1,2 Grad Erderwärmung. Diese Marke ist erreicht. Mit den Korallen sterben auch Lebensmittel und Einkommen von Millionen Menschen.
  • Nashörner: Wilderer kehren zurück
    22.540 Tiere in Afrika – doch Breitmaulnashörner verlieren in nur einem Jahr elf Prozent ihres Bestands. 2025 steigt die Wilderei wieder – besonders in Südafrika und Tschad. Wenn der Schutz jetzt gelockert wird, ist das ihr Todesurteil.
Wegen ihrer Hörner grausam abgeschlachtet: Nashorn-Mütter mit ihren Babys.
Wegen ihrer Hörner grausam abgeschlachtet: Nashorn-Mütter mit ihren Babys.(Bild: Shutterstock / Volodymyr Burdiak / WWF-Sweden)
  • Wolf: Politische Jagd auf ein Comeback
    Europa schwächt den Schutzstatus – ein Schritt zurück ins 20. Jahrhundert. In Österreich starb 2025 bereits jeder fünfte Wolf. Der Wiederaufbau ganzer Populationen steht plötzlich wieder auf dem Spiel.
  • Moorfrosch: Österreichs stilles Sterben
    March, Neusiedler See, Seewinkel – die wichtigsten Lebensräume trocknen aus. Der Moorfrosch, ein Spezialist für Feuchtgebiete, verschwindet. Er ist ein Symptom dafür, was passiert, wenn Landschaft zur Nutzfläche reduziert wird.

Die Natur verzeiht – aber nicht unbegrenzt
Die Bilanz 2025 zeigt eines glasklar: Wenn die Welt schützt, regeneriert sich die Natur. Wenn sie wegschaut, stirbt sie. Koalas, Wisente, Meeresschildkröten: Sie beweisen, dass Hoffnung kein Zufall ist. Robben, Korallen, Vögel: Sie warnen, dass Zögern tödlich ist. Und während Politik und Wirtschaft zaudern, beginnt die Uhr der Natur zu rasen. 2025 war ein Jahr der Entscheidung – 2026 muss das Jahr des Handelns werden.

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