Seelsorger und Magier

„Zauberhafter“ Pfarrer geht erfolgreich neue Wege

Oberösterreich
12.12.2025 17:01

Der katholische Pfarrer Gert Smetanig (54) aus Mauerkirchen ist als Seelsorger in sechs Innviertler Pfarrgemeinden im Einsatz, insgesamt aber für 14 zuständig. Als „The Magic Priest“ steht er österreichweit immer wieder mit wechselnden Zauberprogrammen auf der Bühne. Ein progressiver Kirchenmann, der bei der Glaubensvermittlung gern ungewöhnliche Wege beschreitet und damit auch Erfolg hat.

Am Heiligen Abend werden nicht wenige Menschen einen Gottesdienst besuchen, die sonst nie in die Kirche gehen. Wieso macht man so etwas? Ist das reine Folklore?
Es stimmt, Weihnachten ist immer die Zeit, in der beinahe jede Kirche zu klein wird. Ich halte am 24. drei Gottesdienste ab. In Mauerkirchen haben wir immerhin 600 Sitzplätze, die Kirche ist dennoch jedes Mal bummvoll. Ich würde aber nicht sagen, dass Leute, die sonst nicht da sind, an diesem Tag aus Folkloregründen kommen, sondern eher, dass die Christmette am Heiligen Abend Kindheitserinnerungen weckt. Daraus entsteht dann oft das Bedürfnis, zusammenzukommen und Gemeinschaft zu erleben.

Pfarrer Smetanig während eines Auftritts als „The Magic Priest“ auf einer Bühne vor Publikum.
Pfarrer Smetanig während eines Auftritts als „The Magic Priest“ auf einer Bühne vor Publikum.(Bild: Pressefoto Scharinger/Daniel Scharinger)

Aber das hat doch wenig mit Religiosität zu tun?
Auch wenn jemand schon ein bisschen Distanz zur Kirche hat, denke ich, dass er trotzdem gläubig sein kann. Ich würde auch niemanden nur nach der Zahl seiner Kirchenbesuche darin beurteilen, ob er ein guter Katholik ist oder nicht. Denn Christsein beginnt außerhalb der Kirchenmauern, wenn man wieder zurück im Alltag ist. Ich bin sicher, dass da dann viel mehr Menschen christlich unterwegs sind, als man anhand der Menge an Gottesdienstbesuchern vermuten würde.

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Ich habe mich in den vergangenen 25 Jahren nie in den Beichtstuhl gesetzt, sondern mache mit den Menschen Spaziergänge.

Pfarrer Gert Smetanig

Ihre Gottesdienste sind aber nicht nur zu Weihnachten voll. Wie kommt das?
Ich versuche seit 25 Jahren, Gottesdienste stets so zu feiern, dass die Menschen verstehen können, was da passiert und was ich sage.

Dabei sind Sie immer wieder auch mit ungewöhnlichen Aktionen aufgefallen.
Eine Zeit lang hab’ ich am Ende jedes Gottesdienstes ein Zauberkunststück vorgeführt. Bei mir gibt es beispielsweise auch einen Faschingsgottesdienst, zu dem die Menschen verkleidet kommen dürfen und auch ich kostümiert bin. Ich halte dann auf der Kanzel eine Faschingspredigt in gereimter Form – und zum Schluss kriegt jeder einen Faschingskrapfen von mir geschenkt.

Der 54-jährige Priester überrascht mit ungewöhnlichen Ansätzen.
Der 54-jährige Priester überrascht mit ungewöhnlichen Ansätzen.(Bild: Pressefoto Scharinger/Daniel Scharinger)

Auch Ihre Beichtgespräche sind nicht alltäglich.
Ich habe mich in den vergangenen 25 Jahren nie in den Beichtstuhl gesetzt, sondern mache mit Menschen Spaziergänge in der Natur, wo wir uns austauschen.

Ecken Sie mit solchen Aktionen nicht manchmal auch an?
Am Tag vor meiner Priesterweihe im Jahr 2000 habe ich zum ehemaligen Erzbischof Kothgasser gesagt: „Alois, du weißt aber schon, wen du da weihst? Ich bin kein Priester, der Traditionen aufrechterhält, sondern einer, der immer versuchen wird, neue Wege zu gehen.“ Er hat mich angeschaut und gesagt: „Gert, vielleicht braucht dich der liebe Gott ja gerade deswegen“

Wenn man einen Gottesdienst besucht, sieht man vor allem ältere Menschen oder Kinder. Warum ist es so schwer, Jugendliche, junge Erwachsene oder auch 30-Jährige dafür zu begeistern?
Weil in diesen Lebensabschnitten Berufswahl, Familienplanung, Hausbau etc. fallen. Ich mache aber die Erfahrung, dass, wenn es ans Taufen oder Heiraten geht, diese Menschen wieder zu mir kommen. Und wenn die dann sehen, wie ich das mache, schauen viele auch an den Sonntagen wieder vorbei. Seit der Pandemie gibt es in manchen Pfarren leider deutlich weniger Messbesucher. In dieser Zeit war es wichtig, kreativ zu sein. Ich hab’ etwa jede Woche ein Kurzvideo gepostet, das in unterschiedlichen Räumen des Pfarrhofs und im Garten gedreht wurde. Auf diese Weise bekamen die Leute auch private Einblicke. Ich habe ihnen Unterlagen vorbereitet, wie sie zu Hause nach Art der Urkirche Gottesdienst feiern können und dafür Hostien bereitgestellt.

Smetanig zeigt einen Trick vor, bei dem sich der Türschlüssel in seiner Hand auf magische Weise ...
Smetanig zeigt einen Trick vor, bei dem sich der Türschlüssel in seiner Hand auf magische Weise selbst dreht.(Bild: Pressefoto Scharinger/Daniel Scharinger)

Das geistliche Personal der katholischen Kirche ist insgesamt stark in die Jahre gekommen.
Ja, bei uns in der Diözese liegt der Altersdurchschnitt bei 67 Jahren. Da kann man sich ausrechnen, was in zehn Jahren etwa los sein wird. Vielleicht wird man dann nur noch zweimal im Monat eine Eucharistie feiern, oder die Leute müssen auf TV-Gottesdienste ausweichen.

Zur Person 

Der gebürtige Klagenfurter Gert Smetanig (54) trat 1990 als Novize bei den Salesianern Don Bosco ein. Er studierte in Bayern Theologie und Sozialpädagogik. Am 28. Juni 2000 wurde er zum Priester geweiht. 2007 begann er als Seelsorger in Mauerkirchen und Burgkirchen. Daneben gilt seine Leidenschaft der Zauberei. Jedes zweite Jahr tritt er mit einem neuen Programm auf Bühnen auf. In dieser Eigenschaft lernte er u. a. David Copperfield sowie Siegfried & Roy kennen. 

Wäre das Frauenpriestertum eine Lösung, die dieses Problem entschärfen könnte?
Ja, das würde helfen. Ich habe zu Beginn meiner Priestertätigkeit gehofft, dass ich 25 Jahre später bereits Messen gemeinsam mit einer Frau zelebrieren könnte. Doch die Uhren im Vatikan ticken sehr langsam. Wäre Jesus als Mädchen zur Welt gekommen, wäre das sicherlich kein Thema.

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Bei uns in der Diözese liegt der Altersdurchschnitt bei 67 Jahren. Da kann man sich ausrechnen, was in zehn Jahren los sein wird.

Gert Smetanig

Wie halten Sie es mit der Segnung von gleichgeschlechtlichen Paaren?
Ich habe für 2026 schon zwei gleichgeschlechtliche Segnungsfeiern eingeplant. Wenn ich sage, Gott ist die Liebe, wie könnte ich solchen Menschen den Segen verweigern? Früher haben Priester Waffen gesegnet – das finde ich problematisch.

Was ist die Kernbotschaft von Weihnachten?
Dass Gott Mensch geworden ist.

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