Gemeinnützige zur Lage

Wird das Wohnen in Tirol jemals wieder leistbarer?

Tirol
10.12.2025 07:00

Wo kann ich in Zukunft wohnen – und zu welchem Preis? Die Obmänner der gemeinnützigen Bauträger in Tirol und im Bundesverband sprachen über die Komplexität des Themas, das in allen Umfragen als eines der brennendsten bezeichnet wird. 

Österreichweit erlebte der Wohnbau von 2017 bis 2024 einen dramatischen Rückgang von 90.000 auf 51.000 bewilligte Projekte. Auch in Tirol war vor allem die Kostenexplosion eine Bremse. Allerdings: Beim gemeinnützigen Wohnbau erzielte man in Tirol zuletzt (Jahr 2024) mit 1551 Einheiten einen Rekord! Auf diese Zahlen verweisen Michael Gehbauer, Obmann des Österreichischen Verbands gemeinnütziger Bauvereinigungen (GBV) und Edgar Gmeiner, Landesobmann der Tiroler Gemeinnützigen. In der Redaktion der „Tiroler Krone“ sprachen die beiden über . . .

  • „Zweckentfremdung“: Die Wohnbauförderung umfasst in Tirol jährlich 360 Millionen Euro – zusammengesetzt aus etwa 135 Millionen Euro aus dem 1-Prozent-Wohnbauförderungsbeitrag der Gehälter und rund 130 Millionen Euro an Rückflüssen aus früheren Förderdarlehen, ergänzt um Mittel zur Sanierung. „Die Zweckbindung wird in Tirol gelebt“, betont Gmeiner, während er eine österreichweite Schieflage ortet: „Nicht alle Bundesländer verwenden diese Einnahmen tatsächlich für die Wohnbauförderung.“
  • Mietpreise im Vergleich: Die Mieten der Gemeinnützigen liegen in Tirol 33 Prozent unter dem privaten Sektor – 8,90 Euro/m² im Vergleich zu 13,20 Euro m². In ausfinanzierten Objekten zahlen Bewohner sogar nur 4,38 Euro m², was europaweit außergewöhnlich sei. Das Gemeinnützigkeitsgesetz – Kostendeckung statt Gewinn – mache dies möglich.
„Krone“-Redakteure Andreas Moser und Anna Unterleitner im Gespräch mit Michael Gehbauer und ...
„Krone“-Redakteure Andreas Moser und Anna Unterleitner im Gespräch mit Michael Gehbauer und Edgar Gmeiner (von links).(Bild: Christof Birbaumer)
  • Raumknappheit: Nur 12 bis 13 Prozent der Landesfläche gelten als Dauersiedlungsraum, bundesweit seien es oft über 50 Prozent. „Diese strukturelle Knappheit sorgt dafür, dass der Druck auf dem Tiroler Wohnungsmarkt dauerhaft bestehen bleibt, selbst wenn die Fördermechanismen funktionieren.“ Ob überhaupt Grundstücke zur Verfügung stehen und ob sie gewidmet werden, hänge von den Gemeinden ab. „Der Rohstoff für das leistbare Wohnen ist das Grundstück“
  • Baukosten: In den vergangenen sechs Jahren kletterten sie um 36 Prozent nach oben. Aufgrund des Kostendeckungsprinzips schlagen diese Entwicklungen unmittelbar auf Mieten und Eigentumspreise durch. Gehbauer bringt die Folgen auf den Punkt: „Müssen wir teuer einkaufen, werden schlussendlich teure Mietpreise kommen.“ Sogenannte „Serielle Bauweisen“ sollen künftig dämpfend wirken.

 

Ausblick

„Die Hauptschraube für uns ist mit Sicherheit die Wohnbauförderung“, sagt Gehbauer. Kurzfristige Entlastungen sind zwar möglich, langfristig wird aber vor allem entscheiden sein, wie konsequent Bund und Länder die Wohnbauförderung absichern.

Ohne ausreichendes Fördervolumen und ohne klare Zweckbindung würde sich die Lage rasch verschärfen – mit Tirol als positivem, aber nicht unerschütterlichem Ausnahmefall. Absehbar ist mit all diesen Fakten: Substanziell leistbarer wird das Wohnen in Tirol mittelfristig wohl nicht. 

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