Leseschwierigkeiten betreffen in Österreich immer mehr Erwachsene und sind längst kein Randproblem mehr. Seit Freitag sind die Gründe dafür im Rahmen einer Auswertung auf dem Tisch. Die Arbeiterkammer will sich deshalb für gezielte Weiterbildung einsetzen, um die Kompetenzen zu stärken.
Österreich liegt bei zentralen Grundkompetenzen wie Lesen, Schreiben, Rechnen und digitaler Bildung unter dem OECD-Durchschnitt. Das bestätigten die Ergebnisse der zweiten PIAAC-Studie („Erwachsenen-PISA“), die im Dezember 2024 veröffentlicht wurden. Die Gründe dafür sind seit Freitag klar.
1,7 Millionen Österreicher haben Lesedefizite
Besonders alarmierend sind die Entwicklungen beim Lesen. Schwierigkeiten dabei hat längst nicht mehr nur eine kleine Gruppe. Mittlerweile zählt fast ein Drittel der Erwachsenen zur Risikogruppe, die Texte nicht sinnerfassend lesen können. Innerhalb von elf Jahren ist diese um 70 Prozent gewachsen: von rund einer Million auf heute 1,7 Millionen Betroffenen. Im Jahr 2011 lag Österreich mit den Ergebnissen noch über dem OECD-Schnitt.
Soziale Herkunft ist bedeutender Faktor
Der detaillierte Studienbericht wurde am Freitag von der Statistik Austria vorgestellt. Darin wurde untersucht, welche Faktoren den stärksten Einfluss auf die spätere Lesekompetenz von Erwachsenen hierzulande haben. Als wichtigste Einflussgrößen zeigten sich dabei:
Zusätzlich spielen auch die Erstsprache (Deutsch oder andere Sprache) und der Besuch eines Kindergartens eine große Rolle. Statistik Austria betonte außerdem, dass die soziale Herkunft zunehmend entscheidend für den Bildungserfolg wird. Zwar würden gezielte Bildungsmaßnahmen wie Kindergartenbesuch, Schulwahl, sowie Abschlüsse helfen, sie können jedoch soziale Unterschiede nicht vollständig kompensieren.
Arbeiterkammer fordert Maßnahmen
Ilkim Erdost, Bereichsleiterin Bildung der Arbeiterkammer (AK) Wien, sieht dringenden Handlungsbedarf. Wer seine Grundkompetenzen stärken kann, erhält mehr Chancen, Mitbestimmung und Selbstvertrauen – sowohl für die berufliche Aus- und Weiterbildung als auch für gesellschaftliche, wirtschaftliche und demokratische Teilhabe.
Die AK fordert daher, das Programm „Level up – Erwachsenenbildung“ im Bereich der Basisbildung deutlich auszubauen. Dazu zählen zusätzliche gebührenfreie Kurse sowie ein erweitertes Angebot für „Deutsch als Fremdsprache“ (DaZ), um echte Teilhabe für alle zu ermöglichen.
Digitale und sprachliche Fähigkeiten müssen gestärkt werden, damit Menschen Informationen verstehen, einordnen und wirklich mitbestimmen können.

Ilkim Erdost, Bereichsleiterin Bildung der Arbeiterkammer Wien
Bild: (c) LISI SPECHT www.lisi.at
„Erwachsenen-PISA“ misst Lesen, Rechnen und Problemlösen
Die PIAAC ist eine von der OECD unterstützte internationale Studie, die regelmäßig – zuletzt in 31 Ländern, die wichtigsten Grundkompetenzen von Erwachsenen (im Alter von 16 bis 65 Jahren) untersucht – etwa Lesen, Alltagsmathematik und problemlösendes Denken. Diese Fähigkeiten gelten als entscheidend, um die Anforderungen des täglichen Lebens und der Arbeitswelt gut bewältigen zu können.
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