Song Contest in Krise

Nicht nur Israel: Weiterer Ausschluss gefordert

Medien
05.12.2025 11:30

Der Eurovision Song Contest (ESC) verkommt immer mehr zum Politikum. Nach einer hitzigen Debatte der 68 Mitglieder der Europäischen Rundfunkunion EBU am Donnerstag in Wien darf Israel am ESC 2026 in Wien teilnehmen. Einige Länder reagierten daraufhin verschnupft und sagten ihre Teilnahme ab. Jetzt bringt Spanien sogar den Ausschluss eines weiteren Landes ins Spiel ...

Die Fronten sind aktuell ziemlich verhärtet: Spanien, Slowenien, die Niederlande und Irland fordern vehement den Ausschluss Israels und gaben die fixe Absage bekannt. Als weitere Wackelkandidaten gelten etwa noch Island, Belgien, Schweden und Finnland..

Deutschland droht bei Israel-Ausschluss mit Absage
Als Grund nennen die Boykottländer die hohe Zahl palästinensischer Opfer im Gaza-Krieg. Parallel dazu gibt es wiederum Gerüchte, wonach Deutschland über ein Fernbleiben nachdenkt, sollte Israel nicht teilnehmen dürfen. Freudig auf die Zulassung Israels reagierte ORF-Generaldirektor Roland Weißmann sowie die heimischen Politspitzen.

Spanien wettert offenbar auch gegen die Ukraine
Laut der spanischen Zeitung „20 Minutos“ sorgt nun eine weitere Forderung der spanischen Delegation, die nicht nur Israel betrifft, für zusätzlichen Zündstoff. „Das spanische Fernsehen schlug vor, dass Länder, die sich in einem Konflikt befinden, nicht nur Israel, sondern auch andere wie Russland und sogar die Ukraine, die nach der Invasion aufgrund einer Welle der Solidarität und vermutlich nicht nur wegen ihrer Musik gewann, nicht am Eurovision Song Contest teilnehmen dürfen – oder ohne Flagge auftreten müssen“, schreibt „20 Minutos“. Ein offizielles Antreten unter neutraler Flagge kennt man bisher nur von russischen oder belarusischen Sportlern bei Großereignissen.

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Das spanische Fernsehen schlug vor, dass Länder, die sich in einem Konflikt befinden, nicht am ESC teilnehmen dürfen.

Auszug aus der spanischen Zeitung „20 Minutos“

Spanien einer der wichtigsten ESC-Geldgeber
Die Ukraine befindet sich 2014 im Krieg mit Russland. Russland wurde bekanntlich bereits 2022 vom Wettbewerb ausgeschlossen. Für den ESC wäre eine Nicht-Teilnahme Spaniens ein gehöriger Verlust. Denn Spanien gehört wie Deutschland, Frankreich, Italien und Großbritannien zu den wichtigsten Geldgebern des ESC, der am 16. Mai 2026 vom ORF ausgerichtet wird.

Die Ukraine landete beim diesjährigen Song Contest mit der Band Ziferblat und dem Song „Bird of ...
Die Ukraine landete beim diesjährigen Song Contest mit der Band Ziferblat und dem Song „Bird of Pray“ auf Platz neun.(Bild: AFP)

Der spanische Rudnfunk RTVE reagierte zudem mit scharfen Worten auf die Entscheidung, Israel am ESC teilnehmen zu lassen. „Diese Entscheidung verstärkt das Misstrauen von RTVE gegenüber der Organisation des Festivals und bestätigt den politischen Druck, der auf diesem lastet“, zitiert „20 Minutos“ die RTVE-Verantwortlichen.

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Die Leitungen der EBU und von Eurovision verursachen eine der größten internen Spannungen in der Geschichte der Organisation.

Alfonso Morales, Generalsekretär des spanischen Rundfunks RTVE

Neues Maßnahmenpaket sichert den Ländern die Teilnahme
Doch die Befürworter von Ausschlüssen haben aktuell schlechte Karten. Denn beim Treffen am EBU-Hauptsitz von Genf am Donnerstag wurde ein bereits im Vorfeld kommuniziertes Paket an Regeländerungen angenommen, mit dem die Unparteilichkeit des Bewerbs gesichert werden soll. Heißt: Alle EBU-Mitglieder, die eine Teilnahme wünschen, dürfen daran nicht gehindert werden. Damit ist der Weg frei für Israel und der Ukraine praktisch frei.

Die israelische Teilnehmerin Yuval Raphael wird ihr Land in Wien beim ESC vertreten.
Die israelische Teilnehmerin Yuval Raphael wird ihr Land in Wien beim ESC vertreten.(Bild: Krone KREATIV/APA/HARALD SCHNEIDER, AP Photo/Martin Meissner)

Der ORF reagiert ob des aktuellen Zwists relativ gelassen und wundert sich über den rigorosen Vorstoß Spaniens. „Es war am Donnerstag eine sehr zivilisierte Diskussion, bei dem der Ausschluss der Ukraine auch von spanischer Seite her kein Thema war“, so der Sender gegenüber der „Krone“.

Der Song Contest 

Der Eurovision Song Contest gilt als die größte Musikshow der Welt. 160 Millionen Menschen schauten das Finale 2025. Er ist der größte und spektakulärste Musikwettbewerb, der seit 1956 jährlich stattfindet.

Nach dem Sieg 2025 ist Österreich im kommenden Jahr (16. Mai) Gastgeber. Ausrichter ist der ORF. Schauplatz ist Wien. Sowohl der Sender als auch Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) zeigen wenig Verständnis für Boykott-Ankündigungen aus mehreren europäischen Ländern wegen Israel. Ludwig sagte, er sei generell „skeptisch, was den Boykott von Künstlerinnen und Künstlern angeht – insbesondere, wenn es ihre Herkunft betrifft.“

Neue Länder 2026 fix dabei
Man werde sich auch noch bis 10. Dezember um die vier „Rebellen“, die wegen Israel nicht teilnehmen wollen, bemühen. „Aber durch die fixe Zusage von Rumänien, Moldawien und Bulgarien sowie das Interesse von Kanada ist das Teilnehmerfeld erweitert“, heißt es aus dem ORF.

Endgültige Teilnehmerliste vor Weihnachten
Die endgültige Liste aller Teilnehmerländer will die EBU noch vor Weihnachten vorlegen. Erst dann ist wirklich klar, wer konkret beim 70. Eurovision Song Contest in Wien mit von der Partie ist. Die beiden Halbfinals gehen am 12. und 14. Mai sowie das große Finale am 16. Mai in der Wiener Stadthalle über die Bühne. Der ORF-Generaldirektor hatte sich im Vorfeld zuversichtlich gezeigt, dass man bei der Zahl der beteiligten Länder einen Rekordwert erzielen könne.

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