Die Präsentation der Spitalsreform hatte vor allem aufgrund der geplanten Verlegung der Geburtenstation von Dornbirn nach Bregenz für Aufregung gesorgt. Unzufriedenheit herrscht auch bei den Spitalsärzten – das zeigt eine aktuelle Umfrage der Ärztekammer, an der 567 Mediziner teilgenommen haben.
Die überwiegende Mehrheit (75 Prozent) der Spitalsärzte ist gemäß der Umfrage der Meinung, dass eine Spitalsreform – und mit ihr die Bündelung beziehungsweise Zusammenlegung von Abteilungen – zur Sicherstellung der ärztlichen Versorgung und medizinischen Qualität in Vorarlberg grundsätzlich sinnvoll und notwendig ist. Allerdings hält ebenfalls eine große Mehrheit der Befragten (67 Prozent) die vor kurzem vom Land präsentierten Pläne für eine solche Reform für schlecht.
Der diesen Plänen vorangegangene und vom Land so bezeichnete „partizipative Strukturdialog“, also der bisherige Entstehungsprozess der präsentierten Spitalsreform, wird von 89 Prozent der Teilnehmer als negativ bewertet. Die größten Kritikpunkte dabei sind der Umgang mit und die Einbeziehung von Mitarbeitenden in den betroffenen Häusern und Abteilungen seitens des Landes sowie der Informationsaustausch zwischen Land, Spitälern und Mitarbeitenden.
70 Prozent der Umfrage-Teilnehmer fürchten eher negative Effekte – insbesondere auf die Mitarbeiterzufriedenheit und die Attraktivität des Arbeitsplatzes. Groß ist der Unmut in jenen Abteilungen, die vom derzeitigen Standort an einen anderen verlegt werden sollen: Im Schnitt denken 23 Prozent an einen Wechsel ins Ausland nach. Am stärksten ausgeprägt sind die Überlegungen in der Abteilung Gynäkologie und Geburtshilfe in Dornbirn sowie der in der Urologie in Bregenz.
Oberflächliche Pläne
„Uns wurden zwei große Ziele der Spitalsreform vermittelt: einerseits das Bündeln der Personalressourcen und das Ermöglichen von höherer Spezialisierung, andererseits der möglichst effiziente Einsatz von finanziellen Ressourcen. In der Befragung zeigt sich, dass sich viele Betroffene nicht ausreichend in die Gestaltung der Zukunft involviert sehen. Zum Teil auch, weil die vorgelegten Pläne zu oberflächlich sind und zum Teil fehlerhaft und nicht plausibel erscheinen“, sagt Dr. Burkhard Walla, Präsident der Vorarlberger Ärztekammer.
Aus Sicht der Ärztekammer fehlen zudem ein ausgereiftes Ausbildungskonzept sowie ein rekrutierungsfähiges Gehaltssystem. Die Mitglieder der Ärztekammer analysieren derzeit die vorgelegten Reformpläne und werden dem Land Anfang Dezember eine Stellungnahme zukommen lassen.
Die jüngsten Aussagen der Ärztekammer zur Qualität der ärztlichen Ausbildung im Zuge der Spitalsreform stoßen bei den Verantwortlichen der Vorarlberger Landeskrankenhäusern auf große Verwunderung. Die Darstellungen, dass ein Ausbildungskonzept sowie eine moderne Organisation fehlen, stehen im Widerspruch zu den Ergebnissen jener Ausbildungsevaluierungen, die die Ärztekammer selbst am 10. September 2025 veröffentlicht hat.
„Die Ergebnisse der Ärztekammer-Erhebung decken sich mit unserer eigenen Umfrage und belegen ganz klar, dass unsere Ausbildungsprogramme und die zahlreichen Maßnahmen in den Häusern zur Steigerung der Ausbildungsqualität greifen“, betont KHBG-Geschäftsführer Gerald Fleisch. So sei im vergangenen Frühjahr mit der Ausbilder-Konferenz ein neues Format geschaffen worden, um Wissen zu teilen und die Zukunft der medizinischen Ausbildung zu gestalten. Neu geschaffene Kaderarztstellen sollen die Betreuung von Jungärzten verbessern. Darüber hinaus würden mit der Erweiterung der „Train the Trainer-Seminare“ Fachärzte dazu eingeladen, ihre didaktischen und pädagogischen Kompetenzen in der Wissensvermittlung weiter auszubauen.
Ausbildungsqualität wird gesteigert
Der Spitalscampus Vorarlberg trage zudem wesentlich dazu bei, den Ausbildungsauftrag im ärztlichen und pflegerischen Bereich umzusetzen, die Ausbildungsqualität weiter zu steigern und damit auch für die Zukunft attraktive Arbeitsplätze sicherzustellen. Ärzte und Pflegefachkräfte hätten durch Spezialisierungen, den effizienten Einsatz von Ressourcen sowie Rotationen die Chance, ihre Expertise im jeweiligen Fachgebiet noch weiter zu vertiefen. „Durch die Bündelung von Kompetenzen und höheren Fallzahlen können Ärztinnen und Ärzte in den spezifischen Fachbereichen eine hohe Expertise anbieten“, ist Fleisch überzeugt.
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