Am Donnerstagnachmittag ist der Neubau für die Erwachsenenpsychiatrie des Landeskrankenhauses Rankweil offiziell eröffnet worden. Mit dem achtgeschossigen Bauwerk wurde ein zeitgemäßes psychiatrisches Zentrum geschaffen, das aufgrund seiner durchdachten Architektur fortschrittliche Behandlungskonzepte möglich macht.
Zehn Jahre wurde an dem Projekt getüftelt und geplant, jetzt kann der 69 Millionen Euro teure Neubau, konzipiert vom Architekturbüro „Marte.Marte“ endlich bezogen werden. Jan Di Pauli, Chefarzt und Primar der Erwachsenenpsychiatrie, äußerte sich bei der feierlichen Eröffnung entsprechend zufrieden: „Wir sehen die Psychiatrie längst als modernes Fach mit effektiven Therapiemethoden. Und diese Modernität spiegelt sich nun auch in der Architektur unseres Hauses wider. Darüber sind wir sehr froh und auch recht stolz darauf.“
Immenser Aufwand, um Platz zu schaffen
Der Neubau schmiegt sich architektonisch in den südöstlichen Hangbereich der bestehenden Gartenanlage des LKH Rankweil. Über 40.000 Kubikmeter an Gestein und Geröll mussten ausgehoben werden, um Platz für diesen Teil des Gebäudekomplexes zu schaffen: „Das allein bedeutete organisatorische, logistische, akustische, bau- und tragwerkstechnische Herausforderungen – vor allem bei laufendem Betrieb“, erläutert Verwaltungsdirektor Michael Saxenhammer. „Aber wenn man heute das Ergebnis sieht, war es jede einzelne Hürde wert.“
Perfekt aufeinander abgestimmt
Die Räumlichkeiten der neuen Erwachsenenpsychiatrie sind interdisziplinär gut aufeinander abgestimmt: Moderne pflegerische, therapeutische und medizinische Ansprüche wurden im Planungsprozess bewusst mitberücksichtigt – die fachliche Beratung kam direkt von den jeweiligen Experten und Verantwortlichen des LKH Rankweil.
Ziel war von Beginn an, die bewährte berufsgruppenübergreifende Zusammenarbeit im Sinne der Patienten zu erleichtern: „Uns war beispielsweise wichtig, dass der Pflegestützpunkt der jeweiligen Stationen zentral in der Mitte und offen angelegt ist“, erklärt Pflegedirektorin Elke Kovatsch. „Er soll eine Art Rezeptionscharakter ausstrahlen, der die Willkommenskultur fördert.“ Das Pflegepersonal habe dadurch einen guten Überblick und sei folglich jederzeit für die Patienten erreichbar. „Zudem hat uns die Erfahrung gelehrt, dass Zimmer mit maximaler Zweierbelegung optimal sind, weil damit eine gewisse Reizabschirmung gewahrt bleiben kann – auch dieser Aspekt ist berücksichtigt und umgesetzt worden, was uns besonders freut.“
Von der Tagesklinik bis zur Langzeittherapie
In den obersten drei Stockwerken des neuen Gebäudes sind die Normalpflegestationen untergebracht, die über jeweils 16 Betten sowie je ein Akutzimmer verfügen. Zusätzlich sind Räumlichkeiten entstanden, die von den Stationen gemeinsam genutzt werden – dazu zählen Einzel- und Gruppentherapieräume sowie Fitness- und Unterhaltungsräume. Im Stockwerk darunter sind – ebenerdig zugänglich – eine Notfallstation angesiedelt sowie die Forensik für Menschen, die aufgrund ihrer Sucht- bzw. psychiatrischen Erkrankung eine Straftat begangen haben.
Wir sehen die Psychiatrie längst als modernes Fach mit effektiven Therapiemethoden. Diese Modernität spiegelt sich nun auch in der Architektur unseres Hauses.
Jan Di Pauli, Chefarzt und Primar der Erwachsenenpsychiatrie
Ein weiteres Stockwerk beheimatet die psychiatrische Tagesklinik samt Therapiebereich. Dieser spielt im Gesamtkonzept eine wichtige Rolle, da eine funktionierende ambulante Behandlung nicht nur den Genesungsprozess der Patienten positiv beeinflusst, sondern auch den stationären Bereich entlastet. „Durch diese Räumlichkeiten können wir ambulante Therapien und tagesklinische Leistungen anbieten, die wir vorher in dieser Form nicht so gut bereitstellen konnten“, sieht Primar Di Pauli einen klaren Mehrwert.
In den untersten Trakten des Neubaus sind ein Eingangsbereich, diverse Dienstzimmer sowie die Technikräume untergebracht.
Heilende Kunst und Architektur
Neue Standards setzt auch die Innenarchitektur, die den modernsten Ansprüchen des Faches Psychiatrie genügt. Nachdem die durchschnittliche stationäre Behandlungsdauer bei psychischen Erkrankungen zumeist deutlich höher ist als bei anderen Krankheitsformen, spielt die Qualität der Unterbringung eine besondere Rolle: Sie kann deeskalierend auf den Krankheitsverlauf wirken und ist ein wichtiger Faktor für den Behandlungserfolg. „Wir haben nun Platz für Therapien direkt auf der Station. Das kommt vor allem schwerer erkrankten Menschen zugute, weil die Wege kurz, gut organisiert und dadurch auch viel einfacher für unserer Patienten sind. Allgemein steigern die neuen Räumlichkeiten und die Lichtführung des Hauses das Wohlbefinden. Die Innenarchitektur strahlt eine gewisse Ruhe aus“, schwärmt Di Pauli. Er verweist in diesem Zusammenhang auf den Begriff der „Heilenden Architektur“ – eine solche könne nachweislich die Genesung der Patienten unterstützen und somit die Aufenthaltsdauer reduzieren.
Neben der Architektur soll auch die Kunst ihre heilende Wirkung entfalten. Aus einem offenen Wettbewerb sind die Einreichungen der Vorarlberger Kunstschaffenden Stefan Amann, Gabriele Fulterer und Christine Scherrer sowie Christian Helbock als Siegerprojekte hervorgegangen und bereits realisiert worden bzw. in der Umsetzung begriffen.
Neubau für Kinder- und Jugendpsychiatrie
Die Erwachsenenpsychiatrie ist nicht der einzige Bereich auf dem Areal, der neu gebaut wird: In der nun folgenden Bauetappe entstehen das zentrale Eingangsgebäude für das Landeskrankenhaus Rankweil sowie der Neubau für die Kinder- und Jugendpsychiatrie.
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