Der erneute Anstieg der Inflation und die angespannte Wirtschaftslage sorgen für anhaltende Unsicherheit in Österreichs Unternehmen. Eine aktuelle Umfrage unter den Top-Finanzchefs zeigt, dass man sich derzeit mit Investitionen stark zurückhält. Stattdessen steht eher der Sparkurs am Programm.
Die Mehrheit der befragten Finanzvorstände blickt pessimistisch auf Österreichs Wirtschaftslage. 53 Prozent gehen von einer weiteren Verschlechterung des ökonomischen Klimas aus, Investitionen werden daher weiterhin zurückgehalten. Lediglich 12 Prozent rechnen hier mit einer positiven Entwicklung.
Kostensenkung statt Investition
Ganze 65 Prozent der Befragten stuften die wirtschaftliche Unsicherheit aktuell als hoch ein, wie die Umfrage des Deloitte-Netzwerks ergab. Rund ein Viertel der Befragten (26 Prozent) beurteilt die finanziellen Erfolgsaussichten für das eigene Unternehmen etwas schlechter als noch vor drei Monaten, vier Prozent sind sogar deutlich pessimistischer.
In unsicheren Zeiten setzen die Unternehmen daher vermehrt auf Kostensenkung. „Laut der Hälfte der Befragten wird auch der Investitionsaufwand zurückgehen. Das sind keine guten Nachrichten für den Wirtschaftsstandort“, resümiert Gerhard Marterbauer, Partner bei Deloitte Österreich. Ein kleiner Lichtblick: Wer in Österreich bereits gute Absatzmärkte findet, wird versuchen, diese weiter zu stärken. Dennoch könnte der aktuelle Sparkurs weitere Jobs kosten, befürchten die Experten.
Finanzchefs rechnen mit weiterem Personalabbau
„Der strategische Kurs der Unternehmen ist nachvollziehbar. Doch der Sparmodus wirkt sich nicht nur negativ auf das Wirtschaftswachstum aus, sondern rüttelt auch am Personalstand. Laut unserer Befragung rechnen 44 Prozent der Finanzchefs in naher Zukunft mit einem Personalabbau“, ergänzt Marterbauer. „Kurzfristig mag dieser Abbau aus Kostengründen Sinn machen, langfristig wird nach der Krise aber auch die Suche nach qualifiziertem Personal wieder eine Herausforderung werden.“
Ein Ende der Talfahrt erwarten die Befragten zudem nicht, vielmehr wird in den Unternehmensführungen mit einem weiteren Anstieg der Inflation gerechnet. Neben der wirtschaftlichen Unsicherheit wurden außerdem AI-gestützte Cyber-Angriffen (88 Prozent), zunehmende Regulierung (80 Prozent) und schwachen Konjunkturaussichten (78 Prozent) als Risikofaktoren für die heimischen Betriebe genannt.
Wirtschaftslage hemmt Nachhaltigkeit
Auch Nachhaltigkeitsstrategien wie die Dekarbonisierung leiden unter der Wirtschaftslage. Zudem orten die Unternehmer nur mangelnde Bereitschaft bei den Konsumenten, für nachhaltigere Produkte einen höheren Preis zu bezahlen. Vor allem die EU-Pläne in puncto Dekarbonisierung der Wirtschaft werden von der Mehrheit als signifikanter Wettbewerbsnachteil angesehen.
Die Wirtschaftsagentur Deloitte rät den Firmenchefs dennoch, dranzubleiben, was nachhaltige Unternehmensstrategien angeht: „Unsichere Zeiten waren nie ein großer Beschleuniger für Transformationsprozesse. Für die Unternehmen ist es jetzt dennoch wichtig, am Ball zu bleiben. Denn Fakt ist: Langfristig wird das Thema Nachhaltigkeit einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil bringen“, weiß Gerhard Marterbauer.
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