Urne statt Sarg, Wald statt Friedhof: In der Steiermark gewinnen Naturbestattung und individuelle Rituale an Bedeutung. Zu Allerheiligen wird deutlich, dass Trauer viele Gesichter haben kann. Zwei Expertinnen berichten.
Die Zeiten, in denen die klassische Erdbestattung der alleinige Weg zur letzten Ruhe war, sind vorbei. Viele wollen auch im Tod ihre Werte widerspiegeln. „Immer mehr Menschen legen Wert auf eine möglichst umweltbewusste Bestattung sowie auf eine ressourcenschonende und regionale Materialverarbeitung. Wir beobachten eine deutliche Zunahme an Feuerbestattungen, aber auch an Naturbestattungen und Erinnerungsschmuck“, sagt Sandra Praßl.
Sie ist die Betriebsleiterin von Bestattung Himmelblau in Graz und hat gerade einen neuen Standort am Zentralfriedhof eröffnet. Praßl legt die österreichweiten Zahlen vor: Waren es 2013 noch 62 Prozent Erdbestattungen und 34 Prozent Feuerbestattungen, lag der Anteil der Kremierungen 2024 bereits 58 Prozent.
Hinzu kommt eine weitere gesellschaftliche Entwicklung: „Viele Familien leben heutzutage nicht mehr an einem Ort, sondern manchmal sogar über Ländergrenzen hinweg verstreut“, erklärt Praßl. Für das individuelle Gedenken gibt es heute viele Möglichkeiten: Mit Edelsteinen aus Asche, Fingerabdrücken oder Mini-Urnen kommt der Erinnerungsort zu den Trauernden nach Hause.
Viele Familien leben heutzutage nicht mehr an einem Ort, sondern manchmal sogar über Ländergrenzen hinweg verstreut. Sie möchten aber trotzdem einen persönlichen Ort der Erinnerung haben. Dafür bietet Erinnerungsschmuck eine wunderbare Möglichkeit.

Sandra Praßl
Betriebsleiterin Bestattung Himmelblau Graz
Bild: Bestattung Himmelblau
Tod ist in der Steiermark oft noch ein Tabuthema
Allerdings: „Gerade in der Steiermark spüren wir noch stärkere Berührungsängste als etwa in Wien.“ Zu Allerheiligen können diese abgebaut werden, weiß die Trauerrednerin: „Erlaubt ist, was tröstet – ob Kerzen, Kränze, Blumen oder handgeschriebene Briefe.“
Auch bei der gemeinsamen Andacht kommt wieder das Stichwort Individualität ins Spiel. So hüllt sich diesen Sonntag der Waldfriedhof Wundschuher See, der seit seiner Gründung im Vorjahr um 75 Prozent gewachsen ist, in Panflötenklänge. Um 11 Uhr geht die Gedenkfeier inmitten von Eichen, Kiefern, Vogelkirschen und Weißbuchen los. „Wir wünschen uns, in dieser Gemeinsamkeit Trost und Verbundenheit zu verspüren“, sagt Karin Seewald, Geschäftsführerin von Paxnatura.
Ob am Friedhof oder unter Bäumen – auch unser eigenes Begräbnis wird kommen. Es stellt sich die Frage: Sollte man dieses zu Lebzeiten planen? „Vieles spricht dafür“, sagt Praßl. Etwa die finanzielle Vorsorge oder die persönlichen Wünsche. Ein Begräbnis mit Urne, ohne Trauerfeier, ist bereits ab 2500 Euro möglich.
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.