Der tragische Todesfall in Oberösterreich offenbart in der Kommunikation zwischen den Spitälern eklatante Schwächen. Experten fordern gegenüber der „Krone“ umfassende Verbesserungen – und verweisen dabei aufs Aus- und Inland.
Die Gesundheit ist das höchste Gut des Menschen. Bei medizinischen Notfällen ist daher höchste Eile geboten. Minuten entscheiden über Leben und Tod. Minuten, die eine in Oberösterreich verstorbene Patientin nicht mehr hatte. Noch Tage nach der Tragödie ist die Frage offen, was in der Zeit zwischen dem Eintreffen (18.54 Uhr) der Patientin und der Diagnose (21.10 Uhr) geschehen ist? Und noch Tage werden vergehen, bis alle Umstände aufgeklärt sein werden.
Zwei Träger, ein Chef
Was die Tragödie aber jedenfalls offenbart hat, ist der Aufholbedarf der heimischen Kliniken in der Kommunikation untereinander. Wie berichtet, konnte man die Frau weder im Linzer Kepler-Uniklinikum (KUK) noch im Klinikum Wels-Grieskirchen, im Uniklinikum St. Pölten und im Krankenhaus Passau übernehmen. Erst in den Salzburger Landeskliniken erklärte man sich dazu bereit, da war die Patientin aber nicht mehr transportfähig. Hinzukommt, dass in Oberösterreich auch noch zwei verschiedene Klinikenträger (die beide denselben Chef haben) kommunizieren mussten.
Experten fordern klarere Regeln für den Ernstfall
Was kann man also tun, um diesen Austausch effizienter zu gestalten? „Klare Verhältnisse durch eine bundesweite Stelle schaffen und den Versorgungsauftrag der Spitäler noch präziser formulieren“, meinen mehrere Experten.
Neun verschiedene Gesetze
Immer noch hat in Österreich jedes Bundesland sein eigenes Krankenanstaltengesetz. Immer noch gibt es auch technisch keine bundesweite Lösung, Kapazitäten für Intensivbetten, Operationen etc. sichtbar zu machen. Vorbilder gibt es dazu auch auf nationaler Ebene. In Niederösterreich steht mit dem sogenannten AVN-System (Akutversorgung Niederösterreich) ein modernes, digital unterstütztes Steuerungssystem zur Verfügung. Es zeigt in Echtzeit an, welche Krankenhäuser über freie Kapazitäten in Bereichen wie Schockraum oder Herzkatheterlabor verfügen und wird von der Leitstelle genutzt, um im Notfall rasch zu koordinieren, welche Klinik für den jeweiligen Patienten geeignet ist.
Vorbilder zur Kommunikation zwischen den Häusern finde man laut Experten international etwa in Deutschland, wo sich große und kleine Kliniken bundesweit zu Traumanetzwerken zusammengeschlossen haben und die Verhältnisse für Ernstfälle, wie jenem in Oberösterreich, vertraglich klar geregelt sind.
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