Die kleine Meryem wurde viel zu früh in Graz geboren. Dennoch wollte sie leben, schrie und strampelte nach der Geburt. Ärztliche Hilfe bekam sie trotz Flehens ihrer Mutter aber nicht! Nun ermittelt die Staatsanwaltschaft. Wegen grob fahrlässiger Tötung.
„Es geht um Gerechtigkeit für meine Tochter!“ Aida Ö. kämpft mit den Tränen, als sie der „Krone“ schildert, was sie im Mai dieses Jahres in der Geburtenstation des Grazer Universitätsklinikums miterleben musste. Dass etwas nicht stimmt, merkte sie sofort, als die Wehen samt Blutungen einsetzten. Viel zu früh, war Aida doch erst in der 23. Schwangerschaftswoche.
„Ihr Baby wird es nicht schaffen“
Schon bei der Voruntersuchung sagte man Frau Ö., dass ihre Tochter es wohl nicht schaffen werde. Als die werdende Mama um 3.17 Uhr morgens aufgenommen wurde, wurde Blut abgenommen, die behandelnde Krankenschwester telefonierte mit der Ärztin. Auch jene soll betont haben, dass es das Baby nicht schaffen werde, jedoch auf normalem Wege geboren werden müsse.
„Meine Tochter hat geschrien und sich bewegt“
Im Kreißsaal kämpfte Aida Ö. mit unsäglichen Schmerzen, eine Hebamme stand ihr zur Seite. Jedoch nur die Hebamme. Kein Arzt, keine Ärztin soll während des gesamten Geburtsprozesses anwesend gewesen sein. Auf einmal geschah das Unerwartete: „Meine Tochter hat geschrien und sich auch bewegt“, erzählt die trauernde junge Frau.
Trotz Flehens nach ärztlicher Versorgung sei sie mit der Hebamme alleine gelassen worden. Ihr Baby wurde ihr auf die Brust gelegt, wo es, eingewickelt in ein Handtuch, nach Luft ringend, nach elf Minuten später verstarb, erzählt Ö.
Staatsanwaltschaft ermittelt
Nun will Aida Ö. gegen das Spital vorgehen, die Staatsanwaltschaft ermittelt offenbar wegen grob fahrlässiger Tötung. Währenddessen versteht die Frau, die ihr Kind verloren hat, die Welt nicht mehr: „Jedes Baby hat das Recht, die Chance zu bekommen, dass man um sein Leben kämpft.“ Sie möchte mit ihrer Geschichte nun verhindern, dass anderen Müttern etwas Ähnliches passiert. Es gehe ihr um Gerechtigkeit für ihre kleine Meryem.
Ich dachte, es wird mit der Zeit leichter. Es wird aber noch schwerer. Vor allem, wenn es Fakten gibt, man aber als blöd hingestellt wird.
Aida Ö. im Gespräch mit der „Krone“
„Ich will kein Geld vom Spital“
Das Spital, so Ö., habe unbedingt „Totgeburt“ in den Dokumenten vermerken wollen, wogegen sich die junge Steirerin wehrt. Man habe ihr auch einreden wollen, sie sei unter dem Einfluss von Lachgas gestanden – und könne daher nicht wissen, ob das Baby bei der Geburt noch gelebt habe oder nicht. Laut Aida Ö. habe man ihr auch Geld geboten, um die Angelegenheit außergerichtlich zu lösen. „Ich will aber kein Geld, nur Gerechtigkeit“, betont Aida.
Das Baby war offenbar weiter in der Entwickung und hatte Überlebenschancen! Ein weiteres Leben wurde ausgelöscht durch einen weiteren Systemfehler, es muss sich was ändern!

Anwältin Karin Prutsch-Lang
Bild: Jürgen Fuchs
Auch ihre Anwältin Karin Prutsch-Lang ist überzeugt: „Das Baby war offenbar weiter in der Entwickung und hatte Überlebenschancen! Ein weiteres Leben wurde ausgelöscht durch einen weiteren Systemfehler, es muss sich was ändern!“
Spital: „Baby war nicht zu retten“
Seitens des Krankenhauses sei alles nach Vorschrift gelaufen. Eine lebensrettende, medikamentöse Lungenreifung sei aufgrund der bevorstehenden Geburt nicht mehr möglich gewesen. „Das Vorgehen der Ärzte und Ärztinnen der Klinischen Abteilung für Geburtshilfe und der Klinischen Abteilung für Neonatologie entsprach den medizinischen Leitlinien (comfort care) und in jeder Hinsicht den Regeln der ärztlichen Kunst.“
Das meistdiskutierte Bett Österreichs findet sich nicht in Hotels, sondern in Spitälern – das Intensivbett! Wie viele davon tatsächlich zur Verfügung stehen, weiß nicht einmal das Gesundheitsministerium, denn die Verantwortung liegt ja bei den Ländern.
880.000 Euro kostet Intensivbett pro Jahr
Die „Krone“ begab sich auf Spurensuche und wurde fündig: 2471 Stück wurden von Boden- bis Neusiedler See (siehe Grafik) eingemeldet, teils ohne Ordens- und Privatspitäler. Während rund 1500 Ärzte und 7200 Pflegekräfte auf Intensivstationen im Einsatz sind, bleibt unklar, ob diese Zahlen reichen, um die Betten tatsächlich zu betreiben. Der empfohlene Personalschlüssel ist streng: Für jedes Intensivbett müssen mindestens 1,5 bis 3 diplomierte Pflegekräfte zur Verfügung stehen – je nach Schwere der Fälle. Die Kosten sind enorm: Rund 880.000 Euro kostet der Betrieb eines Intensivbetts.
Nächste Woche steigt der Versorgungs-Gipfel mit Ministerin Korinna Schumann (SPÖ) und den Ländern.
Liebe Leserin, lieber Leser,
die Kommentarfunktion steht Ihnen ab 6 Uhr wieder wie gewohnt zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
das krone.at-Team
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.