Nach Bekanntwerden der Missbrauchsvorwürfe gegenüber dem Gründer des SOS-Kinderdorfs, Hermann Gmeiner, fordern die Vorarlberger Sozialdemokraten und die Grünen eine umfassende und schonungslose Aufarbeitung. Zudem sollen dem 1985 Verstorbenen Anerkennungen posthum abgesprochen werden.
Besonders in Zusammenhang mit der Verleihung des Goldenen Ehrenzeichens des Landes Vorarlberg an Gmeiner betont SPÖ-Klubobmann Mario Leiter die Notwendigkeit einer kritischen Neubewertung. „Es muss möglich sein, Vergangenes zu hinterfragen und neu zu beleuchten. Insbesondere, wenn in der Gegenwart Informationen bekannt werden, die ein anderes Licht auf eine Persönlichkeit werfen.“
Das Land müsse hier seine Verantwortung wahrnehmen und sich, wie schon im kürzlich erfolgten Fall der Schriftstellerin Natalie Beer, öffentlich von der Verleihung des „Goldenen Ehrenzeichens“ an Gemeiner distanzieren.
Sozialsprecherin Manuela Auer pocht nach den jüngsten Vorwürfen auf mehr Kontrolle und Transparenz beim Opferschutz. „Wenn derartige Taten über Jahrzehnte hinweg unbemerkt bleiben, weist dies auf grundlegende Defizite im Kontrollsystem hin. Einrichtungen, deren primäre Aufgabe der Schutz von Kindern und Jugendlichen ist, müssen höchsten Standards der Kontrolle unterliegen.“ Die Sozialdemokraten brachen einen entsprechenden Landtagsantrag ein, der der Vorarlberger Kinder- und Jugendanwaltschaft in diesem Bereich die rechtliche Grundlage liefern soll.
Grüne fordern „gesetzlich verankerte Mitwirkung und Kontrolle“
Auch die Grünen plädieren für bessere Kontrollrechte: „Gerade die Kinder, die alles verloren haben, brauchen unseren besonderen Schutz und unsere besondere Fürsorge. Es ist die Verantwortung der Politik, diesen Kindern einen entsprechenden Schutzraum zu sichern“, betont Jugendsprecherin Eva Hammerer. Sie fordert deshalb eine gesetzlich verankerte Mitwirkung und Kontrolle der Kinder- und Jugendanwaltschaft in Betreuungseinrichtungen.
Die schwarz-blaue Landesregierung solle ehestmöglich einen entsprechenden Vorschlag vorlegen. „Es geht um den Schutz und die Sicherheit unserer Kinder. Hier dürfen wir keine Zeit verlieren und keine Lücken zulassen.“
Aberkennung des Ehrenzeichens
Ebenso fordern die Grünen, gesetzliche Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass Ehrenzeichen des Landes posthum aberkannt werden können. Ein entsprechender Antrag der Grünen wurde diese Woche im Rechtsausschuss allerdings abgeschmettert. „Das Mindeste, was wir den Opfern schuldig sind, ist ein klares Zeichen, dass wir an ihrer Seite stehen und alles unternehmen, um derartige Taten zu verurteilen“, ärgert sich Hammerer.
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