Sie sind das Rückgrat jeder Arztpraxis: die Ordinationsassistentinnen. Ihr Gehalt wird aber nur schleppend erhöht. Die Gewerkschaft fordert jetzt einen Vertrag, der bundesweit gleich ist.
Während in anderen Branchen schon über das Gehalt für das Jahr 2026 gesprochen wird, wartet eine Gruppe noch auf den Abschluss vom Jänner 2025: die – zumeist weiblichen – Assistenzkräfte, die in den Ordinationen tagtäglich das Termin-Management und die Betreuung der Patienten organisieren. „Dafür braucht man oft Nerven aus Stahl“, sagt eine Ordinationsassistenz aus dem Weinviertel zur „Krone“.
Gänserndorferin geht später in Pension
Eigentlich wollte sie diesen Monat in Pension gehen. Doch die Ordination findet kein Personal. „Deshalb gehe ich erst in Pension, bis wir jemanden gefunden haben“, sagt die 61-Jährige. Für 40 Stunden Stress und viel Arbeit wünschen sich Vertreter der Berufsgruppe oft eine Bezahlung über dem Kollektivvertrag. In Niederösterreich fängt dieser seit dem vergangenen Jahr bei 2000 Euro brutto an. Es sei nicht das erste Jahr, in dem es bei der Inflations-Anpassung „hapert“.
Leider gibt es bei manchen Berufsgruppen keinen Automatismus bei der Inflationsanpassung. Das Gehalt wird nur besser, wenn wir gut verhandeln.
Christoph Zeiselberger, Gewerkschaft gpa
Noch immer kein Abschluss bei Verhandlungen
Einmal habe der Arzt, bei dem die Gänserndorferin angestellt ist, schon vor Abschluss freiwillig die Bezahlung erhöht. Die diesjährige Verhandlung für den NÖ-KV fiel am 14. Oktober erneut aus. Laut gpa wurde sie verzögert, weil die Ärztekammer vorher mit der Krankenkasse ihre Gehälter besprechen wollte. „Ja, wir als Gewerkschaft sind verärgert, dass es jetzt immer noch keinen Abschluss für 1. Jänner 2025 gibt“, sagt Christoph Zeiselberger, der für die Gruppe verhandelt. Obwohl es in ganz Österreich 38.000 Beschäftigte in dem Bereich gibt, haben sie keine gute Verhandlungsmacht, meint auch Michael Pieber von der NÖ-gpa. „Sie haben oft keine Betriebsräte und nur eine Handvoll ist bei der Gewerkschaft.“
Kärnten und Steiermark sind Schlusslicht
Derzeit sehen die Mindestgehälter in jedem Bundesland anders aus. „Das führt natürlich zur Grenzen-Problematik, wo ich in Niederösterreich vielleicht besser verdiene als in Oberösterreich, obwohl die Ordinationen direkt nebeneinander sind“, sagt Pieber. In Kärnten kam es vor Jahren fast zum Streik, als lediglich 1500 Euro für eine Vollzeitbeschäftigung bezahlt wurden. Mittlerweile liege der KV dort bei 1867 Euro. Noch weniger bekommt man mit um die 1700 Euro in der Steiermark.
Gewerkschaft will stärkeren Vertrag
Ein österreichweiter Kollektivvertrag sei seit Jahren der Wunsch der Gewerkschaft, „dann wäre das Verhandeln auch leichter“. Der Ball liege aber bei der Ärztekammer. „Nach der deutlichen Erhöhung der kollektivvertraglichen Mindestgehälter im Jahr 2024 – um bis zu 17 Prozent auf 2000 Euro – haben sich die tatsächlichen Einkommen in den Ordinationen bereits deutlich verbessert“, heißt es seitens der Kammer in Niederösterreich. Ein Angebot über 3,55 Prozent Inflationsanpassung liegt nun seit Montagnachmittag bei der Gewerkschaft.
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