Acht Zeugen werden im Prozess gegen Milliardenpleitier René Benko geladen sein. Die „Krone“ weiß, wer kommt – und wer den Signa-Gründer besonders belasten könnte.
Ab Dienstag um 9 Uhr wird René Benko in Innsbruck vor Gericht stehen. Der Prozess ist für zwei Tage angesetzt. Während am ersten Tag des an sich relativ unspektakulären Krida-Prozesses nur die Plädoyers von Staatsanwaltschaft und Verteidigung sowie die Befragung Benkos geplant sind, stehen am zweiten Verhandlungstag, dem Mittwoch, acht Zeugen auf der Liste.
Die Zeugen im Benko-Prozess
Allen voran der langjährige Signa-Finanzchef Manuel P. (42). Er könnte einige Details rund um die Geschäftsgebahrungen Benkos preisgeben, zumal er auch Vorstand der Laura-Privatstiftung war, die als Geldbunker des gefallenen Immobilienjongleurs gilt. P. selbst musste im März 2025 Insolvenz anmelden, seine Geschäftsführerfunktionen in der Laura-Stiftung der Benkos hat er zuletzt schrittweise zurückgelegt.
Geladen sind auch Benkos Mutter Ingeborg (75) und seine Schwester (43). Beide sollen im Finanzkonstrukt des Rekordpleitiers eine nicht unwesentliche Rolle spielen. Benkos Mutter, eine pensionierte Kindergärtnerin, ist in die Stiftungen involviert und sorgte als mutmaßliche „Stroh-Mama“ immer wieder für Schlagzeilen. Auf dem Laptop der Schwester wurden beispielsweise Blanko-Unterschriften der Mutter sichergestellt. Darüber hinaus sind mehrere Millionenschenkungen der Mutter an ihren Sohn dokumentiert. René Benko ist in den Stiftung offiziell nicht Begünstigter.
Die Schwester soll René Benko auch in den Monaten nach der Signa-Pleite als eine Art persönliche Assistentin zur Verfügung gestanden haben. In einer WhatsApp-Nachricht vom 22. November 2023 fragt Benkos Schwester, die damals zugleich Kontobevollmächtigte der Mutter gewesen sein soll, wörtlich: „€ 3 Mio sind als ,Ausschüttung‘ auf Mamas Konto eingegangen. Wieviel willst du weiter schicken? Und welcher Verwendungszweck? Schenkung?“
€ 3 Mio sind als ,Ausschüttung‘ auf Mamas Konto eingegangen. Wieviel willst du weiter schicken? Und welcher Verwendungszweck? Schenkung?
WhatsApp-Nachricht von Benkos Schwester an René Benko, 22. November 2023
Auch die Schwester steht ebenfalls bereits im Fokus der Behörden. Es wird erwartet, dass Mutter und Schwester von ihrem Recht auf Aussageverweigerung Gebrauch machen werden.
Der Chefcontroller einiger Firmen der Signa-Gruppe, Arthur A., gilt ebenfalls als wichtiger Zeuge, wenn es um den Blick hinter die Kulissen von Benkos Reich geht. A. war zwischenzeitlich auch Geschäftsführer einiger Signa-Gesellschaften. Er hat sein breites Wissen gegenüber den Ermittlern bereitwillig offenbart.
Der Innsbrucker Rechtsanwalt Andreas Grabenweger ist als Masseverwalter mit der Abwicklung des Konkursverfahrens rund um René Benko als Unternehmer betraut. Er versuchte wiederholt, Benkos Stiftungskonstrukt zu knacken. Bekanntheit erlangte Grabenweger im Herbst 2024, als er mit großer Verwunderung feststellen musste, dass Pleitier Benko mit dem von ihm für die Gläubiger sichergestellten Motorboot nach wie vor über den Gardasee schipperte.
Signa-Holding-Chef Marcus Mühlberger galt als rechte Hand des inhaftierten Finanzjongleurs. Mühlberger (63) bezeichnete sich selbst in einer sichergestellten SMS als „Unterschriftenaugust“, was seine Rolle bei Benkos mutmaßlichen Geldverschiebungen durchaus treffend beschreiben dürfte. Mühlberger war rund 20 Jahre lang für Benko in der Signa-Dachgesellschaft tätig. Darüber hinaus hatte der Innsbrucker tiefe Einblicke in das Gebaren der Stiftung. Und. Er schrieb E-Mails im Zusammenhang mit jener Villen-Vermietung, die im Fokus der Anklage steht.
Auch zwei weitere Mitarbeiterinnen in Benkos Firmenreich, die mit den Geldtransfers vertraut gewesen sein sollen, sind als Zeugen geladen. Patricia M. und Sandra K. fungierten als Buchhalterinnen.
Der gestrauchelte Signa-Gründer muss sich in einem zweitägigen Prozess am Landesgericht Innsbruck wegen des Verdachts der betrügerischen Krida verantworten. Es ist der – vom Umfang der Anklage her – erste kleinere Auftakt eines größeren Prozessreigens, der Benko bevorstehen dürfte.
156 Signa-Gesellschaften bereits insolvent
Das schiere Ausmaß der Signa-Pleite zeigt sich alleine schon in den harten Wirtschaftszahlen. Seit dem Zusammenbruch des einstigen Immobilienkonzerns Ende 2023 wurde über das Vermögen von insgesamt 156 Gesellschaften ein Insolvenzverfahren eröffnet, 138 in Wien und 18 in Innsbruck, teilte der AKV am Freitag mit. Alleine heuer meldeten 99 der über eintausend Signa-Gesellschaften Insolvenz an.
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