Ex-Signa-Vorstand:

„Sämtliche Führungskräfte waren von Benko gekauft“

Wirtschaft
08.10.2025 19:00

Erhard Grossnigg, ab Ende 2023 Kurzzeit-Chef bei Signa Prime und Signa Development, rechnete bei der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft mit Unternehmensgründer René Benko ab. Die „Krone“ kennt die Details.

Dienstag, 14. Oktober, startet am Landesgericht Innsbruck der erste Prozess gegen Finanzjongleur René Benko. Dessen ungeachtet laufen in Wien die Ermittlungen zu den wahren Hintergründen der größten Pleite der europäischen Nachkriegsgeschichte. Die Soko Signa ermittelt in einem Dutzend weiterer Stränge, die von der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) bearbeitet werden müssen. 

Von Gusenbauer beauftragt
Bemerkenswerte Aussagen zum Signa-Komplex lieferte zuletzt Erhard Grossnigg, von Dezember 2023 bis April 2024 Vorstandschef bei der Signa Prime und der Signa Development. Grossnigg, 79, ein enger Freund und Geschäftspartner von Signa-Investor Hans Peter Haselsteiner, 81, war von Benkos Millionenberater und Signa-Aufsichtsrat Alfred Gusenbauer mit einer Sanierung beauftragt worden: 

Ex-Aufsichtsrat Alfred Gusenbauer, Ex-Vorstand Erhard Grossnigg (re.)
Ex-Aufsichtsrat Alfred Gusenbauer, Ex-Vorstand Erhard Grossnigg (re.)(Bild: APA/HELMUT FOHRINGER)

„Alfred Gusenbauer ist ein paar Tage vor meiner Bestellung zum Vorstandsvorsitzenden an mich herangetreten und hat mich gefragt, ob ich mir diese Aufgabe zutraue und ich habe gleich zugesagt“, gab Grossnigg zu Protokoll. Signa-Gründer Benko habe er damals noch nicht persönlich gekannt. „Sehr wohl kannte ich aber ein paar der Aufsichtsräte und Geldgeber.“

„Nur Harti Weirather hat zurückgerufen“
Laut Grossnigg gab es im Dezember 2023 ein Zeitfenster von zwei bis drei Wochen, um den von ihm „selbst errechneten“ Geldbedarf – 300 Millionen Euro – „bei den Aktionären aufzutreiben.“ Doch den Investoren, darunter „zB eine wohlhabende brasilianische Familie“ oder „Herr Haselsteiner“, schuldete das Unternehmen bereits „ca. 5,5 Milliarden Euro“.

Finanzjongleur René Benko
Finanzjongleur René Benko(Bild: Christof Birbaumer)

Als neuer Vorstand habe er die Aktionäre wegen der frischen Millionen „mehrfach anschreiben müssen“, erklärte der damalige Sanierungsvorstand: „Erst heute weiß ich, dass das nicht gereicht hätte. Ich habe die 300 Millionen auch nicht bekommen. Mich hat auch nur ein einziger Investor, nämlich der (ehemalige Skirennläufer, Anm.) Harti Weirather zurückgerufen. Er sagte mir, dass er mein Ansinnen verstehen würde, aber nicht weiter investieren wolle.“ 

„... ausnahmslos überzahlt“
Spannend ist, was Grossnigg über René Benkos Rolle im Signa-Konzern zu berichten wusste: „Meine persönliche Meinung ist, dass vor meiner Zeit bei Signa alle wichtigen Entscheidungen von René Benko getroffen wurden. Aus meiner Sicht waren sämtliche Mitarbeiter und Führungskräfte von René Benko gekauft, damit meine ich, dass diese ausnahmslos überzahlt waren.“

In weiterer Folge konkretisierte der Manager als Zeuge unter Wahrheitspflicht: „Ich bin mir sicher, dass René Benko bei jeder wichtigen Entscheidung informiert werden musste und bestimmt hat, was die Vorstände zu unterfertigen hatten.“ 

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