René Benkos mutmaßliche Geldverschiebungen entwickeln sich immer mehr zum Bumerang. Denn am Mittwoch haben zwei insolvente Signa-Gesellschaften eine stattliche Forderung anerkannt bekommen. Diese richtet sich gegen die Familie Benko Privatstiftung, welche sich ebenfalls bereits im Konkurs befindet.
80 Millionen Euro fordern zwei insolvente Tochtergesellschaften der einst von René Benko selbst gegründete Signa Holding zurück – und zwar von der Familie Benko Privatstiftung.
Forderungen der Signa-Töchter anerkannt
Nachdem bei der ersten Verhandlungen im Konkursverfahren gegen die Stiftung im Mai 2024 von 2,3 Milliarden Euro an Gläubigerforderungen lediglich rund 50 Millionen Euro anerkannt worden waren, stellte sich die Situation nunmehr etwas anders dar: Die Forderungen der Signa-Töchter wurden am Mittwoch samt und sonders vom Masseverwalter am Landesgericht Innsbruck anerkannt.
Klaus Schaller, Leiter des Kreditschutzverbandes KSV1870 in Tirol, erklärte, damit erhöhte sich die Summe der anerkannten Forderungen in dem Insolvenzverfahren den Angaben zufolge auf insgesamt 130,6 Millionen Euro, was immer noch nur einen verhältnismäßig kleinen Bruchteil der ursprünglich geforderten etwa 2,36 Mrd. Euro ausmacht.
Übrig bleibt wohl ganz wenig
Besonders trist dürfte es allerdings um die letztliche Befriedigung der Gläubigeransprüche bestellt sein. Es würden am Ende wohl nur rund 3 Mio. Euro herausschauen – und dabei handle es sich um eine „sehr optimistische Betrachtung“, wie es nach der Prüfungstagsatzung hieß. An Aktiva sei schließlich offenbar fast gar nichts mehr bis äußerst wenig vorhanden. Sollte in den kommenden Monaten in der Schweiz ein entsprechendes Urteil in einem Schiedsgerichtsverfahren fallen, könnten übrigens noch ein paar weitere hundert Millionen an letztlich anerkannten Forderungen hinzukommen.
Familienstiftung als heimlicher Finanzbunker?
Die Familie Benko Privatstiftung galt lange Zeit – neben der noch bestehenden Laura Privatstiftung – als heimlicher Finanzbunker des Signa Konzerns. Allerdings befindet sich die Familie Benko Privatstiftung seit März 2024 im Konkurs.
Der hohe Kapitalbedarf der Stiftung erkläre sich damit, dass diese einen Anteil im Ausmaß von 10,1 Prozent an der – nunmehr ebenfalls insolventen – Signa Holding GmbH gehalten habe, so der KSV. Durch das langfristige Halten dieser Beteiligung habe die Familie Benko Privatstiftung das Entstehen von Grunderwerbssteuern in Österreich und Deutschland verhindert, so die Kreditschützer. Die Signa Holding GmbH habe Kapitalerhöhungen durchgeführt, die die Familie Benko Privatstiftung „zwingend mitmachen musste, als ansonsten ihre Steuerblockfunktion verlorengegangen wäre“.
Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft verdächtigt René Benko, der seit Jänner 2024 in U-Haft sitzt, sein Stiftungskonstrukt für Geldverschiebungen genutzt zu haben, um unter anderem Vermögenswerte vor den Gläubigern zu verschleiern und die wirtschaftliche Lage seiner Unternehmen zu beschönigen.
Für Benko gilt die Unschuldsvermutung, er wurde bereits nach Innsbruck verlegt, wo kommende Woche das erste Strafverfahren in der Causa Signa gegen ihn stattfindet.
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