Regelmäßiger Sport kann dabei helfen, Ängste deutlich zu reduzieren und depressive Symptome zu minimieren. Denn Hormone wie Serotonin und Endorphine werden dabei ausgeschüttet und verhelfen Menschen zu einer stabileren und besseren Stimmung. Ein Linzer Psychiatrie-Primar rät daher dringend dazu, den inneren Schweinehund zu überwinden und körperlich aktiv zu werden.
„Regelmäßiger Sport wirkt antidepressiv“, sagt Kurosch Yazdi-Zorn, Primar an der Klinik für Psychiatrie im Kepler Uniklinikum Linz und Vorstand von pro mente OÖ. Schon 70 bis 150 Minuten körperliche Betätigung pro Woche würden depressive Symptome um bis zu 30 Prozent mildern.
Gehirnleistung nimmt zu
„Angst und Stresssymptome werden durch Bewegung sogar um 42 bis 66 Prozent reduziert.“ Gleichzeitig würden die Leistungsfähigkeit und Neuroplastizität des Gehirns (die Formbarkeit der Synapsen) steigen.
„Durch körperliche Aktivität erhöht sich die Konzentration des Hormons Serotonin, das für die Lebenszufriedenheit zuständig ist, im Gehirn sogar langfristig. Wenn ich beispielsweise täglich eine Stunde laufe, habe ich nicht nur währenddessen einen höheren Serotoninspiegel, sondern den ganzen Tag“, betont Yazdi-Zorn.
Umgekehrt könne wenig Serotonin auf Dauer schlechte Stimmung oder Depression nach sich ziehen. Wissenschaftliche Studien belegen, dass Bewegung nicht nur dem Körper guttut, sondern die Psyche stärkt, das Wohlbefinden fördert und neue Energien schenkt. Schon moderate Aktivitäten wie Spazierengehen oder Radfahren können Stress abbauen und Ängste lindern. „Sport ist deshalb auch ein wesentlicher Bestandteil bei unseren Therapien – genauso wie die Lichttherapie und Medikamente.“
Bindungshormon verstärkt antidepressive Effekte
Wissenschaftlich erwiesen sei auch, dass sich der antidepressive Effekt von Bewegung noch verstärkt, wenn sportliche Aktivitäten nicht allein, sondern in der Gruppe ausgeübt werden. „Eine Schlüsselrolle spielt dabei vermutlich das Bindungshormon Oxytocin, das unser Gehirn vermehrt ausschüttet, wenn wir in Gesellschaft sind. Gemeinschaft kann auch einen zusätzlichen Anreiz für Bewegung schaffen, wenn beispielsweise eine Depression der Mangel an Motivation Teil des Krankheitsbilds ist“, so Yazdi-Zorn.
Mehr Motivation in der Gruppe
Da Menschen soziale Wesen seien, falle körperliche Betätigung mit Gleichgesinnten leichter. „Wenn man zusätzlich noch einen genauen zeitlichen Rahmen vorgibt, also beispielsweise weiß, dass jeden Dienstag um 17 Uhr gemeinsam gewandert wird oder eine Sporteinheit in der Gruppe stattfindet, gelingt es allen Menschen, vor allem aber auch psychisch belasteten Personen, besser, daran teilzunehmen.“
Ein Ansporn könne auch mithilfe professioneller Begleitung, etwa dank Sporttrainern, entstehen. Yazdi-Zorn: „Am schwierigsten ist es immer, wenn man auf sich allein gestellt ist und auf keine Strukturen zurückgreifen kann – das führt dann oftmals zu Überforderung.“
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