Telefonseelsorge

„Hilfe suchen darf in der Familie kein Tabu sein“

Oberösterreich
06.10.2025 13:05

Draußen ist es kalt, feucht und trüb, drinnen treffen schulische Probleme der Kinder auf Arbeitsstress und Überforderung der Eltern. Damit die Situation nicht überkocht, steht die Telefonseelsorge mit ihren Diensten zur Verfügung. Die Expertinnen geben Tipps, wie man die Krise umschiffen kann.      

Alle Jahre wieder lässt der Herbst die Telefone der Telefonseelsorge heiß laufen. „Zu den üblichen Problemen in den ersten Schulwochen kommt seit einiger Zeit die wachsende Unsicherheit und psychischen Probleme bei jungen Menschen“, so Ellen Auer-Welsbach, Vorständin der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und psychotherapeutische Medizin am Kepler Uniklinikum. 

Auch Eltern in Krise
Gleichzeitig stünden die Eltern zwischen Beruf, Familie und finanzieller Sicherheit unter großem Druck. Die Nachwirkungen der Pandemie, Inflation und globale Krisen belasten auch die ältere Generation. Was darunter besonders leidet: Die aktiv gemeinsam verbrachte Zeit.

Beziehungen geben Halt
„Psychische Gesundheit wächst in Beziehungen. Junge Menschen benötigen zugewandte Menschen, die zuhören, verstehen und Halt geben – das ist ein Schutzfaktor gegen psychische Erkrankungen. Den brauchen aber nicht nur Kinder und Jugendliche, sondern Erwachsene ebenso“, so Auer-Welsbach.

„Prävention wie für Zähne“
Die Expertin fordert eine Offensive zur psychischen Gesundheit in den Schulen. „Ähnlich wie bei der Zahnhygiene muss schon von Früh auf informiert und Präventionsarbeit geleistet werden“, sind sich die Expertinnen einig. 

Was tun?
Doch auch die Eltern benötigen adäquate Unterstützung. Denn wie sollen sie emotional stabil sein, wenn dieselben Probleme auch Mama und Papa belasten? Barbara Lanzerstorfer-Holzner hat grundlegende Tipps parat:

Nicht auf eigene Bedürfnisse vergessen
Selbstfürsorge und Selbstmitgefühl üben, denn wie im Flugzeug kann man erst dann anderen helfen, wenn man sich selbst die Sauerstoffmaske aufgesetzt hat. Sind die eigenen Grundbedürfnisse nicht erfüllt, kann man schwer handlungsfähig bleiben und mit seinen Liebsten mitfühlen.

Momente für „Bonding“
Außerdem sollte man Beziehungsmomente ermöglichen. „Gespräche zwischen Tür und Angel, Zurufe quer durch die Wohnung und Nachrichten per Messenger sind zu wenig. Es braucht immer Momente, wo es persönliche Kommunikation ohne Ablenkung gibt – mit voller Aufmerksamkeit, mit Neugierde und ohne Bewertung“, wie Lanzerstorfer-Holzner betont.

Wenn Handys trennen statt verbinden
Das führt auch gleich zum nächsten Punkt: Die eigene Mediennutzung einschränken. „Wir haben immer mehr Jugendliche und Kinder, die bei uns anrufen, und beklagen, dass die Eltern ständig am Smartphone sind, keine Zeit für sie haben, und die Kinder wegen deren Handynutzung schimpfen“, so die Expertin.

Zahlen belegen Anstieg
Bei der OÖ. Hotline sind seit Schulanfang bereits 1180 Anrufe eingegangen – in den vier Wochen davor waren es 1145. Die Online-Beratung via Chat, Mail oder Messenger wird bundesweit koordiniert. Chats wurden seit Schulanfang 777 geführt, verglichen mit 692 in den vier Wochen davor. Bei der Messengerberatung gingen seit Schulanfang 188 Anfragen ein – in den vier Wochen davor waren es 144.

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