„Krone“-Kolumnist Robert Schneider weiß, wie man einen Schraubenzieher in die Hand nimmt, schließlich ist er begeisterter Heimwerker. So wie Erich, der Protagonist seiner heutigen Kolumne.
„Wann reparierst du mir endlich die Kühlschranktür?“, fragt die Christl ihren Erich. In der Frage liegt ein Ton, als hätte Erich der Christl etwas Unverzeihliches angetan. Sie betrogen, mit 68 Jahren. Etwa in der Art. „Ich habe die Kühlschranktür nicht vergessen, aber zuerst muss meine Werkstatt fertig sein. Dann lege ich los.“ „Du musst doch nur einen Schraubenzieher in die Hand nehmen. So schwer kann das doch nicht sein“, kontert Christl. „Falsch, ganz falsch! Man macht etwas fertig. Dann erst kann man sich neuen Aufgaben widmen.“
So ist der Erich. Eins nach dem anderen. Niemals gleichzeitig. Das wird sonst ein Pfusch. Seit drei Jahren ist er in Pension. Im früheren Leben hat er auf der Bank gearbeitet. Das Prinzip des folgerichtigen Nacheinanders hat er jedoch von seinem Vater gelernt. Der hat immer zu ihm gesagt: „Schau, Bub, das Leben ist wirklich nicht leicht. Du kannst nicht Äpfel und Birnen gleichzeitig auflesen.“ Dieser Satz hat den Erich, der damals noch ein Knirps war, tief geprägt.
Vor drei Jahren hat Erich also begonnen, sich eine Heimwerkstatt einzurichten. Er wollte immer Schreiner werden, nicht Geld zählen. Die Werkbank hat er selbst gebaut, die Kappsägen-Station, den Tisch mit Schiebeschlitten für die Kreissäge. Jede Schraube hat ihren Platz, jeder Forstner-Bohrer und jedes Schleifmittel. Für alles hat er Halterungen, Schubladen und Schublädchen gebaut. Hat sich, wenn er nicht einschlafen konnte, via YouTube Anregungen für die perfekte Werkstatt geholt.
Seit drei Jahren baut er also an seiner Werkstatt, in der er, das wäre sein Traum, dann auch einmal sterben möchte. Einfach umfallen, während er einen Kirschholzschrank zusammendübelt. „Wann reparierst du endlich diese scheiß Kühlschranktür? Du brauchst doch nur einen Schraubenzieher!“
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