Prozess in Feldkirch

Erst mit Sturmhaube ins Casino, jetzt im Gefängnis

Vorarlberg
24.09.2025 18:00

Ein nächtlicher Überfall im Casino Bregenz, ein sportlicher Audi und 720 Euro Beute: Nachdem die Ermittler alle Puzzleteile zusammengesetzt hatten, führte die Spur zu einem 39-jährigen, in Deutschland wohnhaftem Spanier. Sein Lügenkonstrukt fiel am Mittwoch im Prozess am Landesgericht Feldkirch in sich zusammen. Das nicht rechtskräftige Urteil: Zweieinhalb Jahre Haft.

Es ist der 4. April, als ein Mann mit Kapuze und Sturmhaube die Spielbank in Bregenz betritt. Unter seiner Kleidung: eine Schreckschusspistole. Sportlich springt er hinter den Tresen im Eingangsbereich, doch in der Hektik fällt die Waffe zu Boden. Er greift sich 720 Euro Bargeld und flieht. Zwei Gäste versuchen vergeblich, ihn zu stoppen. Der Täter verschwindet im Schutz der Dunkelheit. Ein Augenzeuge merkt sich das Kennzeichen: ein auffälliger Audi RS3. Noch in derselben Nacht wird das Auto in Bregenz und später auf der A96 geblitzt. Drei Stunden später steht es vor der Wohnung des 39-jährigen Spaniers in Augsburg (D). Bei der Hausdurchsuchung finden Ermittler exakt 720 Euro – in der gleichen Tasche, die beim Überfall verwendet wurde. Auch ein Waffenkoffer und passende Munition tauchen auf. Die DNA-Spuren auf der Waffe stimmen mit der des Mannes überein. Für das Gericht ist der Fall klar.

Der Angeklagte behauptet, er habe mit der Sache nichts zu tun
Doch der Angeklagte bleibt stur. „Ich habe mit der ganzen Sache überhaupt nichts zu tun“, erklärt er. Er habe das Geld beim Roulette gewonnen, sagt er und behauptet, das Glücksspiel zu durchschauen: „Ich verstehe nämlich, wie das mit dem Roulette funktioniert.“ Er habe zuvor 40.000 Euro im Casino gewonnen und es von daher nicht nötig gehabt, einen Überfall zu begehen. Die Casinobetreiber können dagegen belegen, dass von großen Gewinnen keine Rede sein kann. Laut Aufzeichnungen hatte der seit zwei Jahren arbeitslose Mechaniker einmal 200 Euro gewonnen und in der Nacht vor der Tat 1100 Euro verloren.

Seine Verteidigung klingt daher wie aus einem schlechten Krimi: Unbekannte sollen seine Wohnungsschlüssel in Spanien gestohlen haben. Dieselben Täter hätten dann vermutlich auch den Einbruch in seine Bleibe in Augsburg verübt, seine Waffe benutzt und die 720 Euro Beute danach in seiner Wohnung deponiert. Worauf der vorsitzende Richter nicht mehr an sich halten kann und dem „Münchhausen“ klarmacht, was er von der Lügengeschichte hält – nämlich nichts. Zumal die vom Angeklagten geschilderten zeitlichen Abläufe nicht in Einklang mit den Aufzeichnungen der Videokameras im Casino noch mit den polizeilichen Ermittlungen zu bringen sind. Worauf der Beschuldigte sich weiterhin ahnungslos gibt und meint: „Ich finde das auch alles äußerst komisch.“

Urteil ist noch nicht rechtskräftig
Am Ende folgt der Senat den Ausführungen der Staatsanwältin, die in Anbetracht der Ermittlungsergebnisse keinerlei Zweifel daran hegt, dass der Spanier der Täter ist. Richter Peter Novak spricht den Mann wegen Raubes schuldig und verurteilt den bislang Unbescholtenen zu zweieinhalb Jahren Gefängnis. Das Fluchtfahrzeug wird eingezogen. Den Casinos Austria spricht der Herr Rat 720 Euro Schadenersatz zu. Die Verteidigung hat bereits Berufung und Nichtigkeitsbeschwerde angemeldet. Das Urteil ist sohin noch nicht rechtskräftig.

Porträt von Chantal Dorn
Chantal Dorn
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