Vorarlbergs Gipfel

Woher kommt eigentlich der Name …?

Vorarlberg
29.09.2025 13:50

Wanderer und Spaziergänger kennen sie zwar auswendig, aber woher die Bergnamen tatsächlich stammen, ist oft nicht bekannt. Autor Robert Schneider hat sich dem Thema angenommen und Nachforschungen angestellt. 

Wer die schönen Herbsttage zu einer ausgedehnten Wanderung nutzt, um die sich einfärbende Landschaft zu genießen, wer eine Bergtour unternimmt, weil nur zu dieser Zeit die glasklare Luft einen vollendet schönen Fernblick erlaubt, der stößt unweigerlich auf Namen, über die er gar nicht nachdenkt. Weil sie so geläufig sind. Bekannt, seit man denken kann. Aber woher kommen unsere Bergnamen? Was hat es mit dem Ardetzenberg auf sich? Woher stammt eigentlich das Wort Arlberg und woher das Wort Zitterklapfen? Diese Fragen hat sich schon im Jahr 1923 ein Herr Josef Zösmair gestellt, ein Schulrat und Professor am „Staatsgymnasium zu Feldkirch“, und darüber ein Buch verfasst: „Die Bergnamen Vorarlbergs möglichst auf urkundlicher Grundlage erklärt“. Zösmair gehörte jener Generation von Pionieralpinisten an, die mit dem Namen John Sholto Douglass eng verbunden sind. „Als ich im Herbst 1872 nach Feldkirch kam, gelangte das Bergsteigen und das Alpenvereinswesen erst in Aufschwung (...)“, schreibt er im Vorwort. „Damals galt die Ersteigung des Dreischwesterngipfels bei Feldkirch-Frastanz geradezu als ein Ereignis.“

In seiner kleinen Etymologie der Bergnamen, für die er „Tausende von alten urkundlichen Formen“ zu Rate gezogen hat, bemühte er sich, „in das Verständnis der geographischen Namen einzudringen“ und fügt hinzu: „Daher wage ich es, obwohl ich weder Germanist noch Romanist, weder Kelto- noch Etruskologe bin.“ Interessant ist auch Zösmairs Bemerkung, dass zu seiner Zeit die Besteigung von Hochebenen, Pässen oder gar Bergen kaum von Belang gewesen sei. „Die Menschen hatten nämlich bis in die neuesten Zeiten wenig Sinn für jene Gebirgsregionen (...) Nur Jäger, Senner oder Hirten, Erzgraber (...) und Leute, die von einem Tal ins andere am kürzesten über Jöcher mussten, gehörten zu den frühesten Namensgebern.“

Von Brigantiern und Berglern ist zu lesen
Wie es sich für einen akribischen Namensforscher geziemt, untersucht Zösmair im Vorwort die Bezeichnung „Berg“ an sich. Er gelangt zu der These, dass der Begriff „Berg“ bereits „im ältesten Ortsnamen des Landes vorkommt, und eine außerordentliche Dehnbarkeit besitzt. (...) es stammt von breg oder brig, was Berg heißt, und noch um 800 n. Chr. wird es die zerstörte Stadt Pergentia genannt, d. h. Bergen, Hochstadt oder ähnlich. Die Bewohner hießen Brigantier oder Bergler.“ Da muss man sich also nicht mehr schämen, kommt man selbst vom Berg, wenn sogar die Bregenzer eigentlich ganz typische „Bergler“ sind.

Dass Zösmair einige Mühe hat, Namen und Herkunft bestimmter Berge exakt zu beschreiben, verhehlt er nicht. Er bringt dies mit den betreffenden Urkunden in Zusammenhang, weil „diese meist sehr spät oder gar nicht ein(setzen), wodurch es viele Schwierigkeiten, Unsicherheiten und Namensverschiedenheiten für einen und denselben Gipfel absetzt (sic!)“ Einen weiteren Grund für so manche Unklarheit bringt unser Schulrat ins Treffen, nämlich „daß es natürlich die einheimische und umwohnende Bevölkerung war, welche vor allem die Namen erfand und gab. Von diesen wurden dann leider so manche von Fremden, waren es nun Beamte, Geometer, Kartographen, Touristen usw. (...) falsch verstanden, (...) in heilloser Weise verdorben und verballhornt. So kamen sie dann in die Karten und Reisebeschreibungen.“

Der Zitterklapfen in Damüls.
Der Zitterklapfen in Damüls.(Bild: Michael Meusburger)

Zitterklapfen: Felsig, spitz und zittrig?
Ich blättere in dem in Fraktur gedruckten Büchlein und bleibe gleich beim Ardetzenberg hängen. Über die Namensherkunft weiß der Namensforscher folgendes zu berichten: „(...) einst ein hervorragender Weinberg bei Feldkirch. Im Urbar dieser Stadt von etwa 1490 Mardätzen, d. h. am Ardätzen, vom lateinischen arctus, eng oder steil, italienisch artezza, Steilheit. Er ist tatsächlich trotz seiner Niedrigkeit ein Steilberg. Im Unterengadin liegt ein Dorf Ardetz, schon 1161 vicus Ardetiae, deutlich Steinsberg, genannt.“ Und weil eingangs der Zitterklapfen erwähnt wurde, schlage ich unter dem Buchstaben Z nach. Dort heißt es: „(...) zwischen Damüls und dem innersten Großen Walsertal, ein rauher (sic!) und zerrissener Felskamm. (...) das Grundwort ist mehr ein tirolisches Wort, heißt Fels, Stein (...). Zittern sind Stangenhölzer, welche für dieses Geschröfe charakteristisch erscheinen. Zitterklapfen oder -spitz ist also ein Stangenspitz.“

Heiß zur Sache geht es bei der Etymologie des Wortes Arlberg. Das sei ein „vielumstrittener Name“ und eigentlich kein Berg, sondern ein Pass, schreibt Zösmair. „Erst in der neusten Zeit wurde er einmal vom Gubernium zu Innsbruck 1798 als Adlerberg, und ebenso von Papst Pius VII. 1816 als mons aquilaris gedeutet. Papst hin oder her, unser Schulrat folgt doch der Erklärung, wonach der Arlberg seinen Namen „von einem niedrigen Nadelgehölze (habe), das nur auf dem Boden fortkriecht und hier Arle genannt wird.“ „Die Bergnamen Vorarlbergs“ von Josef Zösmair lesen sich in jedem Fall sehr vergnüglich, auch wenn das Buch nun schon über hundert Jahre alt ist. Ich kann es Ihnen nur empfehlen, damit Sie, wenn der Gipfel endlich erreicht und der Flachmann die Runde gemacht hat, prahlen können: „Weißt du eigentlich, woher der Name dieses Berges stammt?“

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