„Krone“-Autor Harald Petermichl findet in seiner neuesten Kolumne nicht viel Sinnvolles an den neuesten Ideen einiger hochrangiger Fußballfunktionäre. Die wollen die Teilnehmer bei der Weltmeisterschaft noch weiter aufstocken. Was ganz einfach keine gute Idee ist.
Man kann es drehen und wenden wie man will, aber von der Tatsache, dass sowohl der kalendarische als auch der meteorologische Herbstanfang längst Geschichte sind, beißt die Maus keinen Faden ab. Schade eigentlich, denn man hätte diverse Meldungen der letzten Tage, die sich mit der Teilnehmerzahl bei der FIFA-WM 2030 befasst haben, nur allzu gern als klassische Sommerloch-Nachricht abgetan, um sie nicht ernst nehmen zu müssen. Geht leider nicht, denn einige Herren aus Südamerika scheinen es mit ihrem verschwurbelten Schwachsinn tatsächlich ernst zu meinen. Sie fordern, obwohl eigentlich längst alles anders geregelt ist, für 2030 eine Aufstockung der teilnehmenden Teams von 48 (wie beim Turnier 2026) auf 64. Denn wenn eine WM zum hundertjährigen Jubiläum der Veranstaltung ausgetragen werde, müsse das schon etwas Besonderes sein.
Und so trötete Alejandro Dominguez, Präsident des südamerikanischen Kontinentalverbands CONMEBOL nach einem hochrangigen Treffen, unter anderem mit G. Infantino, im New Yorker Trump Tower: „Das darf keine normale WM werden. Das ist eine Gelegenheit, die nur einmal in hundert Jahren kommt. (…) Wenn alle den Fußball gemeinsam feiern, ist das Fest wirklich global“ und unterstützte damit Uruguays Verbandspräsident Ignacio Alonso, der schon im März ein 64er-Feld gefordert hatte. Infantino, sonst nicht dafür bekannt, sich irgendwas vorschreiben zu lassen (außer von Donald Trump und den Saudis vielleicht), meinte dazu in seiner gewohnt bescheidenen Art: „Wir arbeiten zusammen, um etwas zu schaffen, das die Welt nicht vergessen wird!“ Alles klar. Wie sonst halt auch.
Einigen Funktionären ist der Unsinn allerdings nicht ganz geheuer, beispielsweise Aleksander Čeferin von der UEFA und CONCACAF-Boss Victor Montagliani. Bestens auf den Punkt gebracht hat es Scheich Salman bin Ibrahim Al Chalifa aus Bahrain mit den Worten „Dann wird die Tür nicht nur offen für die Erweiterung des Turniers auf 64 Teams sein, sondern jemand könnte kommen und verlangen, die Zahl auf 132 Teams zu erhöhen.“ Vermutlich hat er 128 gemeint, also 32 Vierergruppen in der Vorrunde, das ist aber egal, denn schon bei „nur“ 64 Teams wären schlappe 128 Partien zu bestreiten. Bei der WM 1930, auf die sich die grandiose Idee mit der Interkontinental-WM angeblich bezieht, waren es 18 und Uruguay wurde trotzdem Weltmeister. Warten wir’s ab, aber der Drop(s) scheint noch nicht gelutscht zu sein, anders lässt sich Infantinos Kalenderspruch „Jede Idee ist eine gute Idee“ kaum interpretieren.
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