Protest in Ukraine

Erneut wüste Straßenschlachten in Kiew

Ausland
21.01.2014 10:14
In der ukrainischen Hauptstadt Kiew haben in der Nacht radikale pro-westliche Demonstranten erneut massiv die Sicherheitskräfte attackiert. Hunderte Gewaltbereite warfen Brandsätze und Steine auf die Polizisten. Die Milizionäre versuchten ihrerseits, die Stellungen der Oppositionellen beim Dynamo-Stadion im Zentrum Kiews zu räumen. Der Oppositionspolitiker Vitali Klitschko meinte, die Führung um den pro-russischen Präsidenten Viktor Janukowitsch wolle mit Schlägertrupps die Situation destabilisieren und Chaos errichten.

Klitschko sieht die Protestbewegung in der Krise und macht die Regierung für die eskalierende Gewalt verantwortlich. Die Opposition, die für einen friedlichen Protest stehe, habe "die Bewegung nicht mehr unter Kontrolle", schrieb Klitschko in einem Gastbeitrag für die "Bild"-Zeitung vom Dienstag.

Janukowitsch höre demnach nicht auf die Forderung der Demonstranten nach Neuwahlen. Stattdessen wolle er friedliche Proteste verbieten und sehe nun das Ergebnis, hieß es in dem Beitrag mit Bezug auf die schweren Zusammenstöße der vergangenen Tage, bei denen mehr als 200 Menschen verletzt wurden. Es würde ihn "nicht wundern", schrieb Klitschko, "wenn es bald Tote zu beklagen gibt".

Klitschko nach Attacke: "Fühlte mich wie im Krieg"
Klitschko war am Sonntag selbst mit einem Feuerlöscher angegriffen worden, als er versucht hatte, bei den Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften zu vermitteln. Er habe sich gefühlt "wie im Krieg", schrieb Klitschko. Dass jetzt auch er angegriffen werde, zeige, "wie die Stimmung am Majdan geworden ist".

Der Majdan Nesaleschnosti genannte Unabhängigkeitsplatz in Kiew ist das Zentrum der Protestbewegung. Die Demonstrationen der pro-europäischen Opposition dauern bereits seit Ende November an. Die Demonstranten kritisieren u.a. das erlassene schärfere Demonstrationsrecht sowie die Entscheidung Janukowitschs, ein über Jahre ausgehandeltes Assoziierungsabkommen mit der EU nicht zu unterzeichnen.

Janukowitsch: Gewalt in Kiew gefährdet gesamte Ukraine
Janukowitsch selbst hat am Montag die blutigen Straßenschlachten in Kiew als Gefahr für das ganze Land bezeichnet. "Krieg, Zerstörung und Gewalt ruinieren die Ukraine", hieß es in einer Mitteilung des Staatschefs. Er rief alle Bürger auf, gewaltlosen Kräften zu folgen. "Ich verstehe Ihre Teilnahme an Protesten und bin bereit, Ihren Standpunkt anzuhören und gemeinsam eine Lösung für Probleme zu finden."

Timoschenko-Appell an Regierungsgegner: "Kämpft!"
Die inhaftierte Oppositionsführerin Julia Timoschenko wiederum unterstützt die gewaltsamen Proteste pro-westlicher Regierungsgegner. "Wenn ich in Freiheit wäre, dann wäre ich bei Euch. Die Freiheit ist diesen Kampf wert", hieß es in einem Aufruf der Ex-Regierungschefin. "Außer Euch hat die Ukraine keine Verteidiger. Kämpft! Ihr seid Helden, die für die Ukraine geradestehen." Timoschenko sitzt wegen Amtsmissbrauchs eine umstrittene siebenjährige Haftstrafe ab.

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