Bunt geschmückt mit Blumen und Glocken ziehen Kühe und Pferde jetzt wieder von den heimischen Bergen ins Tal. Der Almabtrieb ist nicht nur farbenfrohes Brauchtum und Publikumsmagnet, sondern bedeutet auch das Ende eines Sommers voller Arbeit, Verantwortung und mancher Herausforderung für Bauern und Almhalter.
Die Kuh „Mamsch“ ist schon eine erfahrene Lady in Sachen Almabtrieb: Selbstbewusst und stoisch führt die schöne rotweiß-gefleckte Pinzgauerin ihre Gruppe von der Höhe hinunter ins Tal. Flotten Fußes: Für die elf Kilometer waren nur knapp zwei Stunden notwendig. „Sie war schon zum fünften Mal über den Sommer heroben, kennt sich also aus und ist daher der ,Leithammel’ beim Abtrieb“, schmunzelt Otti Weitenthaler. Der Steirer ist der „Almhoalter“, der heuer schon zum dritten Mal allein 88 Rinder auf der Gaalwaldalm auf 1600 bis 2100 Meter Höhe betreut hat.
Die oberste Maxime ist es, kein Tier zu verlieren. Denn das bedeutet nicht nur Verlust von Wert. Die Bauern, denen sie gehören, und auch ich, hängen emotional an jedem.
Almhoalter Otti Weitenthaler
Und dabei selbst richtig Kilometer gemacht hat: „Ich fahre täglich rauf, suche alle Tiere, checke, ob es ihnen gut geht, überprüfe und repariere die Zäune“, beschreibt er seinen Arbeitsalltag während der Sommermonate. Die Bilanz der heurigen Saison für den ehemaligen Bankmanager: „Ich hab 40.000 Höhenmeter überwunden und insgesamt 500 Kilometer zurückgelegt.“ Beachtlich! „Mir taugt das“, sagt der Steirer. „Die Verbundenheit mit der Natur, mit den Tieren, mit dem Ursprünglichen.“
Angst vor dem Wolf
Was nicht immer Heimatfilm-Charakter hat, da schwingen auch heftige Ängste mit. „Die oberste Maxime ist es, ja kein Tier zu verlieren. Denn das bedeutet nicht nur Verlust von Wert. Die Bauern, denen sie gehören, und auch ich, hängen emotional an jedem.“
Und es ist schon Herausforderung: „Tatsächlich hat man Angst vor streunenden Hunden und dem Wolf, aber den haben wir heuer auf der Alm nicht gesehen. Aber Gewitter ist das ärgste, immer wieder werden Tiere vom Blitz erschlagen. Oder rennen in Panik weg, stürzen ab – ein Albtraum.“
Nur wenn nichts passiert ist, werden die Tiere beim Almabtrieb festlich aufgeputzt, mit Lärchen, Föhren, Almrausch, Erika. Mit ruhiger Hand, um sie ob des ungewohnten Kopfschmucks nicht zu beunruhigen, wird die „Behütung“ befestigt, wie auch beim feierlichen Almabtrieb, der den Herbstbeginn im Joglland anzeigt. „Der Almsommer ist gut gelaufen, wir haben heuer so früh wie nie zuvor aufgetrieben, treiben sehr spät ab“, freut sich Hannes Prettenhofer, Obmann der Weidegemeinschaft Mönichwalder Bauernhalt. „Zum Glück ist nichts passiert, alle kommen gesund nach Hause.“
Tiere folgen dem Geläut
Der Abtrieb war durchaus herausfordernd: Denn dichter Nebel legte sich über den Hochwechsel – und die Bauern konnten sich auf der 370 Hektar großen Alm nur nach dem Klang der Glocken richten, um die Tiere überhaupt zu finden! Was für ein Erlebnis.
Zuseher standen für Lipizzaner Spalier
Das ist es auch immer für das Publikum, wie gestern beim Almabtrieb der eleganten Lipizzaner in Köflach; auch heuer säumten wieder unzählige Besucher den Weg. Edle Pferde, schöne Kulisse, Brauchtum – alles Bestandteile, die einen touristischen Magneten ausmachen.
Süßes und ein herber Streich
In jeder Region der Steiermark geht der Almabtrieb auch mit unterschiedlichem Brauchtum Hand in Hand. In der Gaal zum Beispiel werden für die Zuseher „Rumplnudeln“ gebacken: „Ich mach die aus Germteig, drehe sie in Staub- und Vanillezucker“, erzählt Almbäurin Isabella Kaltenegger. „Diese kleinen Köstlichkeiten werden an die Zuschauer verteilt.“ Ein kleiner Streich dabei: „In eine ,Rumpelnudel’ wird ein Stück Enzianwurz reingebacken! Die hat einen echt bitteren Beigeschmack, das ist immer so eine Gaude, wenn man damit jemanden drankriegt.“
Bald sind auch die letzten Tiere sicher in ihrem Winterquartier. Nach einem wunderschönen Sommer.
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