Wenn plötzlich im Alltag ein verletztes Wildtier auftaucht, das Hilfe braucht, löst das bei den meisten Stress aus. Die „Krone“ verrät, wie man sich richtig verhält, um dem Findelkind nicht langfristig zu schaden.
Eichhörnchen „Valentino“ sorgte im Sommer für großen Wirbel. Ein Wiener hatte den gefundenen Nager ins Herz geschlossen und bei sich aufgenommen. Die Behörden schlugen Alarm – und nahmen dem traurigen Tierfreund das Eichkätzchen im September ab.
Obwohl er Gutes tun wollte, habe er sich nicht korrekt verhalten, meinen die Behörden. Der Fall zeigt deutlich, wie heikel der fachgerechte Umgang mit Wildtieren ist. Doch wie soll man sich verhalten, wenn ein verletztes oder schutzbedürftiges Wildtier Hilfe braucht?
Mehrere Tausend Anfragen pro Jahr
Richtig aufgehoben sind verletzte oder verwaiste Tiere nur in spezialisierten Einrichtungen, wie etwa der Eulen- und Greifvogelstation in Haringsee (NÖ). Dort werden tatsächlich nicht nur Eulen und Greifvögel betreut, sondern auch Feldhasen, Igel, Fischotter oder Eichhörnchen. Ziel ist stets die Auswilderung in deren natürliche Umgebung. Falls das nicht mehr möglich sein sollte, werden sie später als Ammeneltern eingesetzt, um andere Jungtiere großzuziehen. So wird eine Fehlprägung auf den Menschen verhindert.
Um die Patienten nicht zu sehr zu stressen, eignet sich meist eine Schachtel mit Luftlöchern und Handtuch gegen Rutschen als Transportmittel.
Elisabeth Penz, „Vier Pfoten“
Elisabeth Penz, Sprecherin der Tierschutzorganisation Vier Pfoten, rät: „Wildtiere, die sichtbar verletzt oder geschwächt am Boden sitzen und nicht fliehen können, brauchen unsere Hilfe.“ Dann sollte man diese in einer passenden Box unterbringen und eine Wildtierstation oder einen spezialisierten Tierarzt kontaktieren.
Rehkitz ist Ausnahme
Bei jagdbaren Arten wie Reh, Wildschwein, Hase, Fuchs oder Ente muss der Fund dem örtlichen Jäger oder der Polizei gemeldet werden, sonst kommt man mit dem Gesetz in Konflikt. Besondere Vorsicht gilt allerdings bei Rehkitzen. Diese haben in den ersten Lebenswochen nämlich noch keinen Fluchtinstinkt und werden deshalb oft fälschlicherweise „gerettet“.
Nicht im Alleingang handeln, sondern Fachleute verständigen! Ansonsten könnte dem Tier durch falsche Hilfe geschadet werden.

Maggie Entenfellner, „Krone“-Tierecke Leitung
Bild: Reinhard Holl
Einige Beispiele zeigen, wie wichtig schnelles Handeln ist: Ein Landwirt entdeckte in Naarn ein erschöpftes Otterbaby, das nun auf die Auswilderung vorbereitet wird. Bei Bauarbeiten im Marchfeld wurden fünf Bienenfresser-Küken gerettet und in die EGS gebracht.
Fazit: „Valentinos“ Geschichte zeigt, dass Tierliebe allein oft nicht ausreicht. Wer helfen will, sollte Profis einschalten – nur so haben Wildtiere eine echte Chance, wieder dorthin zurückzukehren, wo sie hingehören: in die Natur.
Nicht jeder Igel braucht Hilfe – doch wenn im Herbst ein kleines, mageres Tier unterwegs ist, sollte man hinschauen. Wenn er tagsüber gesichtet wird, sollte man ihn näher unter die Lupe nehmen, denn diese Tiere sind nachtaktiv. Ein unterernährter Igel ist ebenfalls kein Fall für blinden Aktionismus, sondern für gezielte Hilfe. Liegt sein Gewicht zu dieser Jahreszeit unter 500 Gramm, ist Unterstützung nötig.
Bitte nicht mit Milch füttern, das verträgt er nicht. Besser eignet sich hochwertiges Katzenfutter oder Rührei. Mit Abwiegen, kurzfristiger Versorgung und schnellem Kontakt zu spezialisierten Igelstationen kann man die Überlebenschancen des Tiers drastisch erhöhen und einen wichtigen Beitrag zum Artenschutz leisten. Tipp: lassen Sie dem Igel ein paar „wilde“ Ecken und Laubhaufen in ihrem Garten, er nutzt sie für seinen Winterschlaf. KL
Wenn ein eingewanderter Elch gemächlich durch die heimische 30er-Zone schlendert, ist das natürlich ein Hingucker. Wer könnte dem Drang widerstehen, das Handy zu zücken und sich an „Emils“ Hufe zu heften. Der Hype um den wandernden Elch ist ungebrochen, es vergeht fast kein Tag ohne Sichtung. Immer mehr Menschen reisen ihm gezielt hinterher oder versuchen sogar ihn anzulocken, auf der Jagd nach dem besten Schnappschuss.
Doch „Emil“ ist weder verletzt noch in Gefahr. Er braucht eigentlich nur Ruhe, denn seine Route über Straßen und Bahngleise ist nicht ungefährlich. Daher gilt: Bitte nicht verfolgen, keine Nähe suchen, auf Selfies verzichten oder anfüttern. Wahre Tierliebe zeigt sich trotz der größten Faszination manchmal darin, einfach Abstand zu halten und den Moment aus der Distanz zu genießen.
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.