Bestechungsvorwurf

Formel-1-Boss Ecclestone muss vor Gericht

Sport
16.01.2014 10:55
Bernie Ecclestone muss sich nun auch in Deutschland wegen des millionenschweren Verkaufs der Formel 1 vor Gericht verantworten und mehr denn je um sein Lebenswerk bangen. Das Landgericht München habe die Anklage der Staatsanwaltschaft gegen den 83-jährigen Briten zugelassen, sagte eine Gerichtssprecherin am Donnerstag.

Der 16. Jänner 2014 droht damit für Ecclestone und die Formel 1 zu einem denkwürdigen Datum zu werden. Ecclestone muss in dem Strafprozess, der voraussichtlich Ende April beginnt, als Angeklagter auch persönlich erscheinen. Mehrfach hatte er schon seine Kooperation signalisiert.

Was im Falle einer Verurteilung von Ecclestone mit der Formel 1 passieren würde, ist offen. Einen potenziellen Nachfolger für den Engländer, der Ende der 1970er-Jahre die Vermarktungs- und TV-Rechte gekauft hatte, gibt es nicht.

Banker Gribkowsky geschmiert?
Es wird in dem Prozess vor dem Landgericht München um den Verkauf der Formel-1-Anteile der BayernLB im Jahr 2006 gehen. Damals kassierte Ecclestone von dem zuständigen Bankvorstand Gerhard Gribkowsky 66 Millionen Dollar, umgerechnet 48 Millionen Euro, Provision. Dem deutschen Banker soll der britische Formel-1-Boss dann wiederum 44 Millionen Dollar, rund 32 Millionen Euro, heimlich zurückgegeben haben, damit dieser den Verkauf der Formel 1 in seinem Sinne regelte. 2012 war Gribkowsky vom Münchner Landgericht zu achteinhalb Jahren Gefängnis verurteilt worden.

Bei der Urteilsverkündung gegen Gribkowsky hatte der vorsitzende Richter Peter Noll gesagt, Ecclestone habe den Banker "ins Verbrechen geführt". Ecclestone selbst hat die Bestechungsvorwürfe stets bestritten. Er versicherte immer wieder, "nichts Illegales" getan zu haben. Auch Ecclestones Verteidiger haben die Vorwürfe zurückgewiesen. Die Zulassung der Anklage sei kein Befund in der Sache selbst, teilten die Anwälte Sven Thomas und Norbert Scharf am Donnerstag mit. "Es verbleibt dabei: Die behauptete Bestechung gab es nicht."

Ecclestone fühlte sich unter Druck gesetzt
In einem Zivilprozess in London, in dem sich Ecclestone bereits seit Ende Oktober vergangenen Jahres verantworten muss, hatte er die Zahlungen an Gribkowsky zugegeben, wie früher aber darauf beharrt, dass dieser ihn unter Druck gesetzt habe. "Ich habe Dr. Gribkowsky bezahlt, weil er sagte, er würde mich mit Blick auf Steuerregelungen unserer Familienstiftung erpressen - was sehr teuer geworden wäre", sagte Ecclestone.

Er sagte dort aber auch aus, dass er Gribkowsky zehn Millionen Pfund, etwas mehr als zwölf Millionen Euro, gezahlt habe. Eine andere Version der Dinge stritt er ab. In dem Prozess in Ecclestones Heimat - sein Büro liegt unmittelbar am Londoner Hyde Park - geht es um eine Klage der Constantin Medien AG auf die Zahlung von 171 Millionen US-Dollar, rund 126 Millionen Euro, Entschädigung.

Formel-1-Teams zurückhaltend
In seiner Position als Formel-1-Geschäftsführer hat sich der schon als kleiner Bub geschäftstüchtige Brite praktisch unabkömmlich gemacht. Ecclestone handelt mit den Streckenbetreibern die millionenschweren Verträge aus. Jüngst soll er sogar ein Kaufangebot für den Nürburgring abgegeben haben.

Die Formel-1-Rennställe haben auf die Zulassung der Klage gegen Ecclestone mit großer Zurückhaltung reagiert. Eine Sprecherin von Ferrari sagte am Donnerstag, dass man zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine Stellungnahme abgeben werde. Das Williams-Team wird nach eigenen Angaben zu diesem Sachverhalt ebenfalls keinen Kommentar verlautbaren. Auch Lotus möchte sich dazu nicht äußern.

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(Bild: KMM)



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