Ein aktueller Rechnungshofbericht verweist auf die prekäre psychosoziale Versorgungslage von Kindern und Jugendlichen in Österreich. Was bedeutet das für Tirol? Kathrin Sevecke, Direktorin der Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie in Hall sowie Innsbruck, klärt auf.
Wie es mit der Versorgungsplanung und Umsetzung im Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie im gesamten Land aussieht, hat sich unlängst der Rechnungshof genau angesehen. Eines vorweg: Die Ergebnisse sind – wenig überraschend – alarmierend!
„Strategien sind in Österreich vorhanden, jedoch fehlt es an der Umsetzung“, lautet eine der Kernaussagen. So brauche es einen „bedarfsgerechten Ausbau der Sozialversicherungsleistungen in der klinisch-psychologischen und psychotherapeutischen Versorgung von Kindern und Jugendlichen“. Weiters gäbe es dringenden Handlungsbedarf für eine sogenannte „multiprofessionelle Versorgung in Abstimmung zwischen der Fachärzteschaft und anderen versorgungsrelevanten Gesundheitsberufen“.
„Ich unterstütze die Aussagen des Rechnungshofberichtes völlig.
Ärztin Kathrin Sevecke
Bild: Birbaumer Christof
Laut der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie (ÖGKJP) zeige der Bericht „Lücken“ auf – sowohl in der stationären Versorgung als auch beim ärztlichen Nachwuchs. Diese Lücken seien „seit Jahren bekannt“ und bedürfen „dringend verbindlicher Strategien und klar definierter Versorgungsziele“, heißt es in einer detaillierten Stellungnahme.
Gesellschaft stellt einige konkrete Forderungen
Der ÖGKJP unterstütze die Empfehlungen des Rechnungshofes vollumfänglich. Besonders hervorzuheben seien folgende Punkte:
Laut Kathrin Sevecke, als Past-Präsidentin im Vorstand der ÖGKJP tätig und zugleich Direktorin der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie in Hall sowie Innsbruck, sei der Rechnungsbericht „sehr gut und sehr differenziert“. Sie unterstütze die Aussagen „völlig“. Wegen der „steigenden Anzahl an Patientinnen und Patienten“ habe man ganz klaren „Nachholbedarf“ – auch in Tirol.
„2023 startete das Pilotprojekt ,GetFit4MentalHealth’ mit einem Universitätslehrgang. Dieser Kurs vermittelt in erster Linie Wissen zur psychischen Gesundheit und psychischen Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen sowie Methoden zur Unterrichtsgestaltung an Schulen. Wir konnten diesen Lehrgang erfolgreich etablieren und ich würde mich sehr freuen, wenn er als Prävention weitergeführt werden könnte“, betont Sevecke im Gespräch mit der „Tiroler Krone“.
„Ende des Jahres ist die entscheidende Sitzung“
Auch das Projekt „Home Treatment“ solle „unbedingt fortgesetzt und erweitert“ werden. „Es läuft sehr erfolgreich. Ende des Jahres findet die entscheidende Sitzung mit sämtlichen Vertretern statt. Ich hoffe auf einen positiven Ausgang“, betont Sevecke. Kinder und Jugendliche mit psychischen Erkrankungen werden im Zuge dessen von einem multidisziplinären Team Zuhause betreut und behandelt.
„Und es wäre wünschenswert, dass wir im ,Regionalen Strukturplan Gesundheit Tirol 2025’ mehr stationäre und teilstationäre Plätze bekommen“, sagt Sevecke und führt hinzu: „Die Zeichen sind durchaus positiv.“ Prinzipiell stehe man in all diesen Belangen in „gutem Kontakt mit der Politik“.
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