In der Causa Wienwert ist die umfangreiche Anklage gegen den ehemaligen Firmenchef Stefan Gruze sowie zehn weitere Personen und drei Verbände rechtskräftig. Das gab das Oberlandesgericht Wien am Mittwoch bekannt. Damit wurde der Einspruch Gruzes gegen die Anklageschrift vom Februar 2025 abgewiesen.
Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) wirft ihm unter anderem schweren gewerbsmäßigen Betrug, Untreue sowie betrügerische Krida vor. Die WKStA ermittelte seit 2017, im Jahr darauf musste die Immobilienentwicklungsgesellschaft Wienwert Insolvenz anmelden. Geschädigt wurden vor allem Anlegerinnen und Anleger, die Anleihen des Unternehmens gezeichnet hatten.
Schaden beläuft sich auf 18 Mio. Euro
Dem Firmenchef Kruze wird laut Anklageschrift vorgeworfen, seine Anleger getäuscht zu haben. Er soll die Wienwert-Gesellschaften als wirtschaftlich erfolgreich beworben und gleichzeitig deren Zahlungsunfähigkeit verschwiegen haben. Zudem soll er falsche Angaben über die Verwendung der Anleihengelder gemacht und dadurch einen Schaden von 18 Millionen Euro verursacht haben.
Im zweiten Punkt der Anklage soll er die von ihm vertretenen Gesellschaften Wienwert AG, Wienwert Holding AG sowie Wienwert Getreidemarkt 10 Immobilienbesitz GmbH in ihrem Vermögen geschädigt haben. Gruze soll mit deren Vermögen private Rechnungen beglichen und Unternehmen zu rein privaten Zwecken finanziell gefördert haben. Zudem soll er sich selbst einen ungerechtfertigten Bonus gezahlt, eine Firmenimmobilie unter Wert verkauft und ein nicht ausreichend gesichertes Darlehen an die zahlungsunfähige Wienwert Holding AG gegeben haben. Der Schaden beläuft sich auch hier auf 10,9 Millionen Euro.
Vermögenswerte abgezweigt, Schulden vorgeschoben
Als leitender Angestellter der Wienwert AG und der WW Holding AG soll Gruze Vermögenswerte der Firmen abgezweigt, nicht bestehende Schulden vorgeschoben oder das Unternehmensvermögen vermindert haben. Dabei habe er unter anderem Markenrechte überteuert gekauft, unverhältnismäßige Provisionen an Dritte gezahlt und sich selbst überhöhte Vorstandsgehälter ausgezahlt, wodurch die Gläubiger geschädigt wurden.
Als Vorstand der Wienwert AG soll Gruze dem Donaustädter Bezirksvorsteher Ernst Nevrivy (SPÖ) für ein pflichtwidriges Amtsgeschäft im Zusammenhang mit der geplanten Remisenerweiterung Attemsgasse Vorteile verschafft haben. Nevrivy soll ihm zuvor Dazu gehörten 36.000 Euro unter dem Titel „Sponsoring“ sowie Einladungen zu Sportveranstaltungen, um Nevrivy zu beeinflussen. Außerdem soll er zur Weiterleitung eines geheimen Dokuments beigetragen haben, das den dringenden Grundsicherungsbedarf der Wiener Linien betraf.
Ermittlungen gegen Bezirkschef der Donaustadt
Auch Nevrivy muss sich in der Causa Wienwert vor Gericht verantworten. Dem Wienwert-Vorstand soll er vorab den geplanten Standort für die Remisen-Erweiterung verraten haben, worauf dieser das Grundstück erwarb und es die Wiener Linien ihm zu einem weit höheren Preis abkaufen haben müssen. Nevrivy weist jede Schuld von sich und ist davon überzeugt, dass „von dieser Anklage nichts übrigbleiben wird.“ Für Nevrivy und Gruze gilt die Unschuldsvermutung.
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