Grausamer Fall in Wien: Ein 26-jähriger Syrer musste sich am Dienstag wegen versuchten Mordes an seiner wenige Wochen alten Tochter verantworten. Er soll das Baby im Dezember 2024 mehrfach so heftig geschüttelt haben, dass es lebensgefährlich verletzt wurde. Die Justiz zeigt bei dem Fall volle Härte: Der Vater erhielt 20 Jahre Haft. Seine 23-jährige Ehefrau wurde zu fünf Jahren verurteilt. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.
Laut Anklageschrift erlitt das Kind ein massives Schütteltrauma: Blutungen zwischen Schädel und Gehirn, erhöhter Hirndruck, Thrombosen sowie innere Verletzungen. Ärzte mussten das Baby intensivmedizinisch behandeln, es bestand akute Lebensgefahr. Auch jetzt noch muss das Mädchen mithilfe einer Magensonde ernährt werden. Das Sehvermögen ist stark eingeschränkt, zudem leidet sie unter starken Bewegungsstörungen.
Mutter soll von Misshandlungen gewusst haben
Die junge Mutter (23) soll laut Staatsanwältin von den Misshandlungen gewusst haben, unternahm aber nichts: „Sie hat weggesehen.“ Statt das Baby in Sicherheit zu bringen oder Behörden einzuschalten, schwieg sie.
Die Staatsanwaltschaft wirft dem Vater versuchten Mord vor. Die Mutter muss sich wegen Beihilfe verantworten, weil sie das Verbrechen nicht verhinderte. Beide sitzen seit Jänner in U-Haft.
„Von den Zeugen wird er als liebevoller Familienvater beschrieben.“
Verteidiger Andreas Reichenbach
Bild: P. Huber
Im Prozess am Dienstag vor dem Wiener Landesgericht drohen dem Vater viele Jahre Haft. Auch für die Mutter könnte es eine empfindliche Strafe geben. Von den Zeugen wird der Erstangeklagte als „liebevoller Familienvater“ beschrieben. Auch der Verteidiger der beiden, Andreas Reichenbach, betont: „Es gibt keinerlei Beweise, dass die Mutter bei solch einer Tat zugesehen hatte.“ Schuldbekennungen von den Eltern gibt es daher am Dienstagvormittag vor den Geschworenen keine.
„Sie war plötzlich gelb und kalt“
Laut dem 26-Jährigen und der vierfachen Mutter sei alles nur ein Unfall gewesen. „Meine Tochter ist mein Herz“, betont der Vater. Die älteste Schwester soll mit dem Handy auf das Neugeborene gestürzt sein. Als sich der Zustand der Kleinen immer mehr verschlechtert hatte, wurde der Notruf alarmiert. „Sie war plötzlich gelb und kalt“, schildert die Mutter vor den Geschworenen.
Ich habe nur ein Schreien gehört. Mit meinen eigenen Augen habe ich den Vorfall nicht gesehen.
Vater des Opfers
„Natürlich hätte ich eingegriffen, hätte jemand das Kind geschüttelt“, beteuert die Mutter. Auch der Vater – er ist auf Insulin angewiesen, fühlt sich nicht ganz fit – soll den Unfall mit der älteren Schwester nicht einmal gesehen haben: „Ich habe nur ein Schreien gehört. Mit meinen eigenen Augen habe ich den Vorfall nicht gesehen.“ Zusammen verstrickt sich das angeklagte Ehepaar immer mehr in Widersprüche. Doch auch die Mediziner wissen: Solche Verletzungen können nur die Ursache eines Schütteltraumas oder einer seltenen Stoffwechselerkrankung gewesen sein, welche jedoch ausgeschlossen werden konnte.
Töchter berichteten von Schlägen
Auch eine Sozialarbeiterin wurde als Zeugin geladen. Sie berichtet erschreckendes. Demnach sollen zwei der Töchter geschildert haben, wie das Baby geschlagen und der Kleinen der Bauch zugedrückt wurde. „Sie haben mir erzählt, dass der Vater auch sie auf den Kopf geschlagen hätte.“
Gerichtsmedizinerin Stolz demonstriert den Geschworenen mit einer speziell angefertigten Puppe, wie heftig das Baby geschüttelt worden sein muss.
Der 26-Jährige wurde einstimmig wegen versuchten Mordes an seiner jüngsten Tochter für schuldig befunden und zu 20 Jahren Haft verurteilt. Seine 23 Jahre alte Ehefrau fasste wegen Beitrags zur Körperverletzung mit schweren Dauerfolgen fünf Jahre aus.
Kommentare
Liebe Leserin, lieber Leser,
die Kommentarfunktion steht Ihnen ab 6 Uhr wieder wie gewohnt zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
das krone.at-Team
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.