12 Affen getötet
Tierschutz-YouTuber: „Paviane könnten noch leben“

Auch knapp einen Monat nachdem der Zoo Nürnberg zwölf seiner Paviane aus Platzgründen tötete und an die hauseigenen Raubkatzen verfütterte, reißt die Kritik nicht ab. Tierschützer und YouTuber Robert Marc Lehmann wirft dem Zoo vor, Alternativen nicht ordentlich geprüft zu haben. Er sagt: „Die Tiere könnten noch leben.“ Der Tierpark betont, man habe alle Alternativen geprüft.
Lehmann besuchte kürzlich eine Affen-Auffangstation in Wales, die bereit gewesen wäre, die Paviane aufzunehmen. Laut Aussage des Betreibers Graham Garen habe man auch ein Formular des Europäischen Zooverbandes (EAZA) erhalten, auf dem Angaben zur Größe der Gehege usw. gefordert waren.
Auffangstation lehnte Zucht ab
Außerdem sei gefordert worden, dass man dem Europäischen Erhaltungszuchtprogramm (EEP) beitrete, sprich die Tiere weiterhin zur Zucht zur Verfügung stelle: „Das widerspricht unserer Wertehaltung, wir züchten seit Jahrzehnten nicht mehr. Es gibt genug Tiere auf der Welt, die ein Zuhause suchen.“
Zoo dementiert Vorwürfe
Danach sei man nie wieder vom Zoo Nürnberg kontaktiert worden, sagt der Betreiber der Wales Ape and Monkey Sanctuary im Gespräch mit Lehmann. Der Zoo Nürnberg bestreitet dies, veröffentlichte auf seiner Website sogar einen Mail-Verlauf bezüglich der Paviane. Vielmehr sei es so gewesen, dass die walisischen Betreiber entsprechende Angaben zu Gehege- und Gruppengröße sowie einen Sachkundenachweis schuldig geblieben wären.
Auch auf die YouTube-Doku von Lehmann ging man ein: „Der Tiergarten selbst hat sich auch an eine große Auffangstation für Primaten gewandt, die allerdings keine Tiere übernehmen konnte. Der Stand ist deswegen unverändert: Aktuell besteht keine Übernahmemöglichkeit für Guinea-Paviane aus dem Tiergarten – selbst wenn engagierte Influencer anbieten, den Transport zu übernehmen.“ Genau dies hatte Lehmann, der mit seinem Team immer wieder größere Aktionen in Sachen Tierschutz durchführt, nämlich getan.
Das Video ist uns bekannt. Der Tiergarten hat sich nie über die Haltungsbedingungen im WAMS geäußert, weil der Informationsaustausch nie ein Stadium erreicht hatte, in dem solche Themen angestanden hätten. Wir möchten darüber hinaus klarstellen, dass es nicht der Wahrheit entspricht, dass der Tiergarten eine weitere Zucht mit seinen Guinea-Pavianen und eine Beteiligung am Europäischen Erhaltungszuchtprogramm des Europäischen Zooverbandes EAZA zur Bedingung einer Übernahme einzelner Tiere gemacht hat.
Der Tierpark Nürnberg in einer Stellungnahme gegenüber krone.at
Gegenüber krone.at betonte der Zoo zudem, ein konkretes Übernahmeangebot durch das Wales Ape and Monkey Sanctuary (WAMS) habe dem Tiergarten nie vorgelegen: „Wir haben keine grundlegenden Informationen erhalten, wie zum Beispiel zur Größe und Ausstattung der Innen- und Außengehege oder zur Anzahl der Tiere, die hätten übernommen werden können.“
Proteste und Morddrohungen
In Deutschland selbst sind die Lager gespalten. Die einen bezeichnen die Tötung der Tiere als alternativlos, sehen die Verwertung als Raubtierfutter zweckmäßig. Die anderen hingegen zeigen sich entsetzt. Tierschutzaktivisten hatten tagelang vor dem Zoo protestiert, der Direktor Dag Encke hatte sogar Morddrohungen bekommen.
Im Interview mit den „Nürnberger Nachrichten“ betonte er dennoch Anfang August, dass es wohl nötig sein könnte, weitere Tiere zu töten. Auch bei den Kronenmakis, den Lemuren und den Gorillas könnte es demnächst eng werden.
Direktor verteidigt Zucht
Die Entscheidung, zwölf Paviane aus Platzgründen zu töten, verteidigte der Biologe dagegen. Es sei immer klar gewesen, dass es auf die Tötung hinauslaufe, sagte Encke den Zeitungen. Als Gründe führte er die Reproduktionsraten, die rechtlichen und ethischen Grenzen der Geburtenkontrolle und die geringe Anzahl an Abnehmern für die Tiere an. Auswilderung sei zudem nie eine echte Option gewesen.
Dass der Zoo dennoch weiter Paviane züchtet, verteidigt er allerdings genauso. Encke sieht die Zucht der Paviane demnach vor allem als Teil des Artenschutzes, um eine Reservepopulation zu erhalten, sollten die Tiere in Freiheit komplett aussterben.
„In Zoos wird jeden Tag getötet“
Der Betreiber der Affen-Auffangstation in Wales sieht das anders: „Sie haben einfach zu viele gezüchtet. Da lag der Fehler.“ Grane, der seit Jahrzehnten Tiere aus Zoos, Privathaltungen, aber auch behördlichen Abnahmen und Labors aufnimmt, betont selbst, kein Freund der Tierparks und ihrer Zucht-Politik zu sein: „Sie produzieren immer wieder Jungtiere, damit die Besucher süße Babys zu sehen bekommen.“ Und weiter: „In Zoos wird jeden Tag getötet. Das ist einfach so.“
Ganz von der Hand zu weisen ist diese Aussage jedenfalls nicht. Auch der Wiener Zoo Schönbrunn oder das Haus des Meeres verfüttert Tiere an die Fleischfresser. Diese müssen allerdings vorher getötet werden, eine Lebendtierfütterung verbietet das österreichische Tierschutzgesetz. Tiere zu entnehmen, um die genetische Gesundheit zu sichern, könne dem Zoo zufolge notwendig sein, sei in Schönbrunn aber noch nicht vorgekommen, hieß es außerdem. Man versucht vielmehr, die Tiere in so einem Fall an andere Zoos zu vermitteln.
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