Was kostet uns das Nichtstun? – Eine neue Studie zeigt, dass der Klimawandel nicht nur Umwelt und Gesundheit bedroht, sondern auch massiven wirtschaftlichen Schaden anrichten könnte. In Wien wurden am Dienstag die Ergebnisse einer europaweiten Untersuchung vorgestellt.
Im Auftrag des Europäischen Parlaments hat ein Forschungsteam rund um die Ökonomin Professorin Sigrid Stagl untersucht, welche wirtschaftlichen und arbeitsmarktpolitischen Folgen die Klimakrise in den kommenden 10 bis 15 Jahren haben könnte. Die Ergebnisse sind deutlich – und alarmierend: „Die Schätzungen sind, dass insgesamt 5,6 Billionen Euro kumulative Verluste bis Mitte des Jahrhunderts entstehen. Eine Billion, das sind 1000 Milliarden. Es ist mit 80.000 klimabedingten Todesfällen jährlich in Europa zu rechnen, wenn wir nicht adäquate Klimapolitik betreiben und Investitionen im Gesundheitsschutz zeigen“, so Stagl.
„Ein Nutzen-Kosten-Verhältnis von eins zu fünf. Das heißt, wenn man einen Euro investiert, bekommt man den Gegenwert von fünf zurück. Es sind also sehr gute Investitionen.“ Süd- und Osteuropa seien am stärksten betroffen, vor allem wegen Dürre, Wasserknappheit und landwirtschaftlichen Verlusten bis zu 30 Prozent. Die Häufigkeit extremer Hitzetage verdopple sich bis 2040. „Der Einfluss täglicher Temperaturvariabilität und Niederschlagsänderungen erhöht die Schadenskosten um 50 Prozent. Zusammenfassend: Kosten des Nichtstuns übersteigen Investitionen im Klimaschutz um den Faktor sechs.“
Leonore Gewessler, Klubobfrau der Grünen und frühere Umweltministerin, verweist auf die Verantwortung der Politik, klare Rahmenbedingungen zu schaffen: „Wir reden hier nicht nur darüber, ob es in unseren Sommern unerträglich heiß wird oder ob wir unsere Gletscher erhalten. Wir reden darüber, ob unsere Wirtschaft überhaupt noch funktioniert in diesem Szenario, ob die Schäden an der Infrastruktur nicht so unermesslich groß wären, dass man mit dem Reparieren nicht mehr hinterherkommt“, so Gewessler.
EU-Abgeordnete Lena Schilling sieht in der Studie auch einen Auftrag an die europäische Politik: Eine gerechte und sozial verträgliche Transformation sei möglich – wenn sie frühzeitig angegangen werde. „Fakt ist, wenn wir weiter vor allem nichts tun, dann drohen bis 2040 fünf Millionen Arbeitsplätze zu verschwinden. Das sind fünf Millionen Lebensrealitäten, das sind so viele Arbeitskräfte wie in ganz Deutschland und Österreich gemeinsam im Tourismus beschäftigt sind und fast so viele wie in der gesamten Autoindustrie. Wenn wir die Transformation aber heute angehen, dann haben wir tatsächlich eine Chance, Europa wettbewerbsfähig zu machen.“
Die Botschaft ist klar: „Je länger Politik und Wirtschaft zögern, desto höher werden die Kosten für uns alle.“
Laut den Proponentinnen stehen Österreich und Europa vor der Wahl: Entweder vorausschauender Klimaschutz oder teure Spätfolgen.
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