Anzeigen angekündigt

Kampf der Tierschützer vergebens: Paviane getötet

Ausland
29.07.2025 16:31

Tierschützer haben am Dienstagnachmittag das Gelände des Tiergartens Nürnberg gestürmt. Sie wollten die angekündigte Massentötung von Pavianen verhindern. Am Ende war ihr Kampf vergebens.

Die Pavian-Gruppe im Tiergarten von Nürnberg in Bayern war laut Zoo zu groß für das Gehege geworden. Das Gehege ist nur für 25 Tiere ausgelegt, zuletzt war die Population aber auf mehr als 40 angewachsen. Versuche, Tiere abzugeben, hatten nach Angaben der Verantwortlichen keinen Erfolg.

12 Paviane getötet, Tiergarten war offiziell geschlossen
Deshalb wurden am Dienstagnachmittag zwölf Paviane getötet. Das teilte der Zoo offiziell mit. Dass er überzählige Paviane töten wolle, hatte der Tiergarten bereits im Februar 2024 bekanntgegeben. Der Tiergarten blieb am Dienstag geschlossen, nach Angaben der Stadt als Trägerin aus betrieblichen Gründen

Strafanzeigen angekündigt
Aus Sicht von Tierschutz- und Tierrechtsorganisationen verstößt die Tötung der Affen gegen das Tierschutzgesetz. Pro Wildlife, der Deutsche Tierschutzbund und die Deutsche Juristische Gesellschaft für Tierschutzrecht kündigten an, dass sie Strafanzeige stellen werden.

Aktivisten stürmten Gelände
Zuletzt waren die Proteste immer lauter geworden. Die Organisation Animal Rebellion rief am Dienstag zu einer Demo auf. Aktivisten waren in den geschlossenen Tiergarten eingedrungen, einige klebten sich am Boden fest. Sie wurden vorläufig festgenommen.

Zitat Icon

Gesunde Tiere mussten sterben, weil ein Zoo über Jahrzehnte verantwortungslos gezüchtet und keine nachhaltigen Lösungen entwickelt hat

Die Tierschutzorganisation Pro Wildlife

Polizisten standen im Eingangsbereich des geschlossenen Tiergartens. Am Vormittag hätten dort zunächst etwa zehn Menschen mit Plakaten demonstriert. Diese gingen gegen die Polizei: „Wie erklärt ihr das euren Kindern heute Abend, dass ihr Pavianmörder schützt?“, stand auf einem Plakat.

Demonstranten stehen mit Protestschildern vor dem Tiergarten Nürnberg.
Demonstranten stehen mit Protestschildern vor dem Tiergarten Nürnberg.(Bild: APA/dpa/Daniel Löb)

Zoo rechtfertigt Tötung
Laut Zoo kam es in der Vergangenheit immer wieder zu Konflikten unter den Affen, bei denen sich die Tiere verletzten. Überzählige Tiere an andere Einrichtungen abzugeben, sei nicht möglich gewesen, sagte Direktor Dag Encke. Ein implantiertes Verhütungsmittel bei den Weibchen habe nicht die gewünschte Wirkung erzielt. Eine Auswilderung oder ein weiterer Ausbau des Geheges komme ebenfalls nicht infrage.

Zitat Icon

Überzählige Tiere an andere Einrichtungen abzugeben, sei nicht möglich gewesen.

Zoodirektor Dag Encke

Tierschutz- und Tierrechtsorganisationen halten die Probleme dagegen für hausgemacht. „Gesunde Tiere mussten sterben, weil ein Zoo über Jahrzehnte verantwortungslos gezüchtet und keine nachhaltigen Lösungen entwickelt hat“, teilte Pro Wildlife mit. „Diese Tötung war vermeidbar und ist aus unserer Sicht rechtswidrig.“ Die Organisationen befürchten, dass die Tötung der Paviane erst der Anfang sein könnte. Laura Zodrow von Pro Wildlife fordert deshalb, dass die Politik die rechtlichen Rahmenbedingungen für Zoos und deren Zuchtprogramme verschärft.

„Gängige Praxis“
Dass Tiere in Zoos getötet werden, ist laut dem Deutschen Tierschutzbund „gängige Praxis“. In vielen Zoos werden extra Futtertiere gezüchtet, die als Mahlzeit für Löwen, Tiger und andere Fleischfresser vorgesehen sind. Aber auch überzählige Zootiere werden getötet und verfüttert. Trotzdem sorgen solche Fälle immer wieder für Schlagzeilen, etwa 2014 die Tötung von Giraffe Marius im Kopenhagener Zoo oder die eines Zebras 2023 in Leipzig.

Auch der Nürnberger Tiergarten verfüttert regelmäßig extra gezüchtete Futtertiere, aus Platzgründen aber auch vom Aussterben bedrohte Somali-Wildesel und Prinz-Alfred-Hirsche – und informiert die Öffentlichkeit darüber auf Schautafeln. Dass es nun so einen Aufschrei bei den Pavianen gibt, erklärt Direktor Dag Encke damit, dass es sich um Affen handelt, nahe Verwandten des Menschen.

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
kein Artikelbild
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare

Liebe Leserin, lieber Leser,

die Kommentarfunktion steht Ihnen ab 6 Uhr wieder wie gewohnt zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen
das krone.at-Team

User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

Kostenlose Spiele
Vorteilswelt