Der Verkehrsclub Österreich steht einer Helmpflicht für E-Biker skeptisch gegenüber. Befürchtet werden negative, rechtliche Konsequenzen für die Radler. Stattdessen hoffen die Mobilitätsexperten auf eine verstärkte Bewusstseinsbildung und den Ausbau der entsprechenden Infrastruktur.
Vorarlberg ist in Sachen Radfahren im österreichweiten Bundesländervergleich Nummer 1: In keiner anderen Region legen so viele Menschen ihre Alltagswege am Drahtesel zurück – besonders beliebt ist die Nutzung eines elektrobetriebenen Rads. Laut aktuellster Mobilitätserhebung des Landes fahren hierzulande bereits 36 Prozent mit dem E-Bike, in der Altersgruppe der 50- bis 64-Jährigen sind es sogar 52 Prozent. Die Vorteile sind nicht von der Hand zu weisen: Der Elektromotor verlängert die Reichweite des Fahrrads, Wege von über 15 Kilometer Länge sind kein Problem mehr, zudem können auch Hügel bewältigt werden. Das ist insbesondere für ältere Menschen ein Riesenvorteil.
In Vorarlberg legen E-Radler im Schnitt fast 1100 Kilometer pro Jahr zurück, um 62 Prozent mehr als mit einem herkömmlichen Fahrrad, weiß Michael Schwendinger vom VCÖ. Dank der Elektrofahrräder ist der Radverkehrsanteil in Vorarlberg zuletzt auf 22 Prozent gestiegen. So weit, so gut. Doch obwohl nicht im Regierungsprogramm enthalten, steht nun eine Helmpflicht für E-Bikes und E-Scooter zur Diskussion. In keinem Land Europas gibt es eine spezielle Helmpflicht für Elektrofahrräder.
„So sehr das Tragen eines Helms zu empfehlen ist, eine Helmpflicht führt zu juristischen und versicherungstechnischen Risiken“, erläutert Schwendinger. Ein vergessener Radhelm würde zum finanziellen Risiko, während Versicherungen durch ein Abwälzen von Schmerzensgeldansprüchen auf die Unfallopfer profitieren würden. „Auch wenn man mit dem Fahrrad niemanden gefährdet und völlig unverschuldet angefahren wird, bliebe man auf einem Teil der entstandenen Kosten sitzen“, weiß der Experte. Im Vorjahr kamen österreichweit im Straßenverkehr laut Statistik Austria 20 Personen mit Elektrofahrrad ums Leben, jeder zweite erlitt trotz Radhelms tödliche Verletzungen.
Tempolimits statt Helmpflicht
Statt auf eine Helmpflicht setzt der VCÖ auf Bewusstseinsbildung und eine verbesserte Rad-Infrastruktur, es gebe deutlich wirksamere Maßnahmen für mehr Sicherheit für E-Biker. Im Vorjahr ereignete sich nicht nur in Vorarlberg, sondern österreichweit kein einziger tödlicher E-Bike Unfall auf einem Radweg oder einer anderen Radverkehrsanlage. Alle Unfälle passierten auf Straßen mit Kfz-Verkehr. Ein zweiter wichtiger Faktor ist die Geschwindigkeit. Sieben der neun tödlichen E-Bike-Unfälle auf Freilandstraßen geschahen auf Abschnitten, wo Tempolimit 100 erlaubt war. „Eine Helmpflicht verhindert keine Unfälle, eine gute Radinfrastruktur und niedrigere Tempolimits hingegen schon“, betont Schwendinger.
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