Auch in der Ära von Lilli Paasikivi lebt die Tradition weiter, im Rahmen der Bregenzer Festspiele auf der Werkstattbühne eine Opernuraufführung zu zeigen, diesmal stand Amerika im Mittelpunkt.
Während hierzulande wenige Menschen den Namen Emily Dickinson kennen, ist diese 1830 geborene Dichterin im englischsprachigen Raum ein Begriff. In eine calvinistische Familie hineingeboren und sehr sensibel, lebte sie zunehmend einsam, pflegte aber einen regen, teilweise täglichen Briefkontakt mit mehreren Personen. Oft legte sie den Briefen ihre Gedichte bei, unternahm aber sonst keinerlei Anstrengung, diese zu veröffentlichen.
Fast 1800 sind uns erhalten, sie erzählen von Naturmystik, Tod und Todessehnsucht, zuweilen auch von Emilys unerfüllter Liebe zu einem Geistlichen. In ihrer Vieldeutigkeit haben die Gedichte Emily Dickinsons mehrfach Komponisten angeregt. Nun auch den US-amerikanischen Pulitzer-Preisträger Kevin Puts, der im Auftrag der Bregenzer Festspiele das Musiktheater „Emily – No Prisoner Be“ geschaffen hat. Inspirierend wirkte dabei die charismatische Persönlichkeit der Star-Mezzosopranistin Joyce DiDonato, mit der Puts schon das Musiktheater „The Hours“ für die New Yorker „Met“ realisiert hat, wo DiDonato Virginia Wolff verkörperte.
Auch in Bregenz stand Joyce DiDonato auf der Bühne, umgeben von einem Streichtrio mit Nicholas Kendall und Charles Yang, Violinen, und Ranaan Meyer, Kontrabass. Zusammen nennen sie sich „Time for Three“, und sie musizierten nicht nur brillant, sondern bildeten auch ein eindrucksvolles Gesangsterzett.
Ihnen allen hat Kevin Puts eine Musik auf den Leib geschrieben, die nicht den Ehrgeiz hat, besonders avantgardistisch oder originell zu sein. Vielmehr hebt sie die auch im dritten Jahrzehnt ihrer Karriere noch immer wunderbare Stimme der Sängerin hervor, unterlegt sie, zuweilen augenzwinkernd, mit dem Backgroundgesang ihrer drei Boys und schreibt diesen wunderbare Zwischenspiele, die „Bee Scherzos“, denn Emily Dickinson hat sich viel mit Bienen befasst.
Einige Längen
Die Liedtexte beziehungsweise Gedichte wurden auf Englisch und in einer nicht immer glücklichen Übersetzung projiziert. Und auch, wenn mit Joyce DiDonato eine überaus präsente Sängerdarstellerin waltete, das Bühnenbild (Andrew Staples und William Reynolds) mit den vielen hängenden Glühbirnen und verknoteten Vorhängen und einer spannenden Lichtregie einen starken Eindruck machte, so gab es in der 75 Minuten dauernden Performance doch Längen, die vor allem der Musik und der Auswahl der Texte geschuldet waren. Dennoch Standing Ovations, die allerdings allmählich inflationär sind.
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