Lech Classic Festival:

Große Oper am Arlberg

Vorarlberg
10.08.2025 17:22

Damit eine Oper zum Faszinosum wird, braucht es vor allem ausgezeichnete Sänger. Das bewies auch Mozarts „Die Entführung aus dem Serail“ beim Lech Classic Festival. Ein großes Erlebnis!

Bevor am Sonntag das Lech Classic Festival mit einem Orchesterkonzert zu Ende ging, wurde das Publikum im Konzertsaal der „Lechwelten“ begeisterter Zeuge einer halbszenischen Aufführung von Mozarts Singspiel „Die Entführung aus dem Serail“. Die Besonderheit dieses Werkes stellte der Sprecher Joseph Lorenz in seinen Zwischentexten klar heraus. Es ist musikhistorisch das erste Werk deutscher Sprache, das inhaltlich und musikalisch das Niveau einer großen Oper hatte – diese war ja damals vor allem italienisch gesungen. Übrigens ist Carl Maria von Webers „Freischütz“, der derzeit auf der Seebühne in Bregenz zu erleben ist, ein Folgewerk dieser Gattung.

Ein Dirigent mit großem Feingefühl
Hier wie dort tat man sich schwer mit den gesprochenen Dialogen. So verfasste Franz Wagner für Lech Zwischentexte, die durch die Handlung führten und begleitende Erklärungen gaben. Diese waren sicher hilfreich für ein mehrheitlich wenig opernaffines Publikum. Vor allem aber ersetzten sie die tragende Sprechrolle des Bassa Selim, in dessen Figur Joseph Lorenz einige Male schlüpfte. Somit lag der Ball bei der Musik, und diese beglückte auf der ganzen Linie. Schon bei er Ouvertüre zeigte Dirigent Tetsuro Ban mit dem Lech Festival Orchester, dass er tief eingedrungen ist in die Bedeutung dieses Werkes, das den heute noch aktuellen Gegensatz der islamischen und der westlichen Welt zeigen will, aber ihn gleichzeitig mit großem Feingefühl hinterfragt. Die klare Trennung zwischen den „türkischen Instrumenten“ und den europäischen war ihm wichtig. Zudem führte Ban die Sänger sensibel und gönnte ihnen Atempausen, während er sie in den raschen Passagen energetisch durchtrug. So konnten diese sich voll entfalten und taten es auf ihre je eigene Art.

Die großflächigen, computergenerierten Projektionen lieferten einen passenden Hintergrund.
Die großflächigen, computergenerierten Projektionen lieferten einen passenden Hintergrund.(Bild: Raphaela Seifert)

Großartige Stimmen, ideal besetzt
Die beiden Hauptrollen waren von Sängern besetzt, die gleichsam schon zum Ensemble des Festivals gehören: Pavel Kolgatin mit seinem kraftvollen, schmelzenden Tenor war ein würdiger Belmonte. Seine Braut Konstanze, stets traurig und im inneren Kampf mit ihren Gefühlen („selbst der Luft darf ich nicht sagen meiner Seele bittern Schmerz“) wurde überzeugend und koloratursicher von Jennifer O’Loughlin gegeben. Diese beiden Partien zählen zu den gesangstechnisch anspruchsvollsten der klassischen Oper, und es ist wunderbar, sie beim Lech Classic Festival auf so hohem Niveau hören zu dürfen. Auch das Buffopaar mauserte sich zu echten Publikumslieblingen: Die Einspringerin Florina Ilie gab eine selbstbewusste und quirlige Blonde, und John Heuzenroeder war ihr sympathischer und spielfreudiger Freund Pedrillo. Die Figur des wilden und rachsüchtigen Osmin verkörperte Levente Páll, der sich aber schnell einschüchtern ließ, wenn ihm die „Engländerin“ Blonde die Leviten las. Überhaupt findet man in Mozarts Opern wunderbare Beispiele weiblicher Emanzipation.

Die Sängerinnen und Sänger hatten sichtlich Freude an ihrem Auftritt in Lech.
Die Sängerinnen und Sänger hatten sichtlich Freude an ihrem Auftritt in Lech.(Bild: Raphaela Seifert)

Von ORF III aufgezeichnet
So erfreute das hervorragende Sängerensemble die Ohren wie auch die Augen, und zudem staunte man über die großflächigen Hintergrundprojektionen, die angelehnt waren an Ansichten des Topkapi-Palastes in Istanbul – zu schön jedoch, um wahr zu sein, nämlich computergeneriert. Das Publikum spendete Standing Ovations für diese Aufführung, die übrigens von ORF III aufgezeichnet wurde.

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