Der Vorarlberger Dialekt hat bekanntlich seine Eigenarten, insbesondere im Osten Österreichs versteht man nicht immer, was einem der Alemanne sagen will. Der Kabarettist und Autor Stefan Vögel will mit „Vögels Lexikon“ Abhilfe schaffen und Brücken bauen. Heute geht es um das nicht immer ganz friktionsfreie Verhältnis der Vorarlberger zu Akademikern.
Gschtudiert ist das alemannische zweite Partizip von studieren und bedeutet daher: studiert (haben). Als reines Mittelwort verwenden wir gschtudiert mehr oder weniger wie im Hochdeutschen („I han z’Wian Latein studiert“).
Sprachlich interessant wird es erst, wenn dieses Partizip zum Hauptwort wird und damit zum personifizierten Wissen: dem Gschtudierta (Akademiker). Diese Begriffsbildung ist insofern irreführend und auch grammatikalisch falsch, als der Gschtudierte keiner ist, der studiert wurde, sondern ein studiert Habender und somit ein Partizip Perfekt aktiv, das im Hochdeutschen gar nicht existiert.
Als wäre die Verwirrung bei dieser Vokabel nicht schon groß genug, so gesellt sich dazu auch noch eine inhaltliche Verschiebung zur Hochsprache: Denn im Alemannischen besitzt der/die Gschtudierte einen eindeutig negativen Unterton, da das Wort gedanklich weniger auf die erfolgreiche Absolvierung eines Hochschulstudiums abzielt, sondern vielmehr auf die den Hochschulabsolventen nachgesagte Weltfremdheit und Praxisferne.
Die exakte Wortwahl macht hier den feinen Unterschied: Schätzt der Alemanne einen Akademiker, so wird er sagen „er hot studiert“; schätzt er ihn dagegen gering, so heißt es „er ischt an Gschtudierta“. Die höchste Form der Geringschätzung für Akademiker ist der alemannische Ausruf „Halt an Gschtudierta!“, womit das personifizierte Unvermögen in allen Dingen zum Ausdruck gebracht wird, zu denen Hochschulabsolventen im Alltag (un)fähig sind.
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