Schneiders Brille

Streamen, bis das Hirn platzt

Vorarlberg
27.12.2025 15:04

Jetzt hat es auch ihn erwischt: „Krone“-Kolumnist Robert Schneider ist während der Weihnachtszeit zum Serien-Junkie mutiert. Stundenlang saß er vor der Glotze – aber zumindest reflektiert er seinen Medienkonsum kritisch.

Ich war nie ein Serienfan, wollte die Geschichte in höchstens eineinhalb Stunden erzählt wissen, um mir einen neuen Film anzusehen. Meine Söhne streamen bis zum Abwinken. Am liebsten Serien mit 12, 14, 17 Staffeln zu a 7 Folgen von je 43 Minuten. Ein Horror! Woher soll ich die Zeit nehmen?

Bis ich „Breaking Bad“ sah. Alle 62 Episoden in fünf Staffeln. Zwar ist die Serie um den Chemielehrer Walter White (fantastisch gespielt von Bryan Cranston) schon gut zwanzig Jahre alt, aber die Drehbücher sind einfach phänomenal gut. Ich konnte nicht mehr damit aufhören. Jede Nacht schaute ich das Zeug und bekam fast ein schlechtes Gewissen dabei.

„Binge Watching“ nennt man das, wenn man vor lauter Glotzen fast ins Koma fällt. Gerade an den Feiertagen ist das offensichtlich ein richtiger Breitensport. Wenn schon der Schnee ausbleibt, Netflix und Co gehen immer.

Vor einem Jahr hat eine Forschungsgruppe aus Jena eine Studie zum Komaglotzen veröffentlicht. Die Probanden mussten acht Stunden am Tag dauerfernsehen, während die Wissenschaftler maßen, was so im Gehirn passiert. Ergebnis: „Fünf Tage hintereinander bingwatchen war nicht schlecht fürs Gehirn, im Gegenteil. Das visuelle Kurzzeitgedächtnis (...) verbesserte sich. Außerdem lernten die Versuchspersonen während der Studie Zehn-Finger-Tippen am Computer“, fasst die Wissenschaftsjournalistin Lena Bültena in der ZEIT vom 26. Dezember 2024 die Studie zusammen.

Allerdings habe das Bingwatchen klare körperliche Nachteile, meinten die Forscher. Man sitze stundenlang auf dem Sofa, in einer Position, die nicht unbedingt rückenschonend sei. Das sei ein Problem, denn die Deutschen säßen ohnehin zu lange.

Ich hatte nach „Breaking Bad“ keine Rückenschmerzen, denn ich lag im Bett. Nur ein schlechtes Gewissen. Was hätte ich in dieser Zeit doch alles machen können!

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