Schaider im Interview

„… dann bin ich nicht mehr Trainer der Austria“

Salzburg
08.08.2025 13:30

Vor dem heutigen Zweitliga-Spiel bei der Vienna (20.30, live auf ORF Sport+) empfing Christian Schaider die „Krone“ bei sich zu Hause. Der Bayer plauderte dabei aus dem Nähkästchen: Warum ihn die Erfolge mit Austria Salzburg nicht stolz machen und welche Rolle die Beziehung zu seiner Partnerin spielt. 

Kurz nach Dienstschluss bei der Bundeswehr steht für Christian Schaider gleich der nächste Termin an. Der Bayer hat die „Krone“ zu sich nach Hause eingeladen – begrüßt wird man dabei von ihm und seinen beiden Hunden Marley und Seppi. Das Vierbeiner-Duo bellt kurz, rollt sich dann aber ins kühle Gras im Garten des 48-Jährigen, der hier mit seiner Lebenspartnerin Iris wohnt.

„Krone“: Wie viele Stunden hat der Tag von Christian Schaider?
Christian Schaider: Viele. Der fängt um sechs Uhr an und hört meistens gegen dreiviertel neun am Abend auf. Fünf- bis sechsmal in der Woche. Das ist schon anstrengend, ich habe es mir aber auch so ausgesucht.

Inwiefern hat sich das durch den Aufstieg in die 2. Liga verstärkt?
Alles wurde intensiver. Gerade jetzt in der 2. Liga. Man möchte einem ganz anderen Anspruch gerecht werden, alles noch professioneller gestalten und macht sich noch mehr Gedanken, wie man die Mannschaft weiterbringt.

War „nur Fußball“ für die 2. Liga keine Option?
Nein, nie. Ich habe einen sehr guten Beruf bei der Bundeswehr, den ich gerne mache. Ich bin schon 48, wenn alles richtig läuft, kann ich in acht Jahren in Pension gehen. Da bietet sich der Beamtenberuf mit einem sehr guten Gehalt an. Das muss man im Fußball erst einmal verdienen.

Christian Schaider ist seit vielen Jahren Trainer von Austria Salzburg.
Christian Schaider ist seit vielen Jahren Trainer von Austria Salzburg.(Bild: Tröster Andreas)

Wie viel Bundeswehr steckt im Trainer Christian Schaider?
Manchmal mehr, manchmal wieder weniger. Ich bin nicht der strenge Soldat. Mir ist wichtig, dass ich mit meinen Spielern ein gutes Verhältnis habe und nicht nur über Fußball mit ihnen rede. Aber es braucht gewisse Standards für Weiterentwicklung. Ich erwarte von meinen Spielern, dass sie zu 100 Prozent am Training teilnehmen, mit Leidenschaft und Teamgedanken in die Spiele gehen und ihr Ego hinten anstellen. Dann hat niemand ein Problem mit mir. Dann kann man von mir auch alles haben. 

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Wenn wir die Dinge besser machen als gegen Klagenfurt, können wir aber auch bei der Vienna einen Punkt mitnehmen.

Christian Schaider, Trainer von Austria Salzburg

Wie lange braucht es noch, bis das Werkl richtig läuft? 
Es kommt immer drauf an. Erfolgserlebnisse helfen dir, dass du in einen Flow hineinkommst. Drum wäre es schon wichtig, dass wir bald anschreiben. Das erste Spiel, wo wir etwas holen müssen, ist gegen Rapid II (dritte Runde, Anm.). Wenn wir die Dinge besser machen als gegen Klagenfurt, können wir aber auch bei der Vienna einen Punkt mitnehmen. Wir möchten uns nicht verstecken. Wir möchten hinfahren und alles reinhauen. Wenn wir an unseren Dingen arbeiten, bin ich davon überzeugt, dass wir eine Mannschaft haben, die in der Liga bleiben kann. Die Spieler, die gekommen sind, haben Qualität. Wie die Spieler, die geblieben sind. Warum sollte es dann also nicht mit dem Ligaverbleib funktionieren?

Die Spieler, die geblieben sind, haben es zum Teil aber schon auch sehr schwer.
Natürlich. Alle Spieler, die aus dem letztjährigen Kader dabei sind, haben große Verdienste für den Verein. Dass das eine oder andere von außen schwer zu verstehen ist, ist klar. Aber der Verein steht über allem. Je höher du hinaufkommst, desto mehr zählt der Erfolg, umso wichtiger sind Siege. Da geht es um Leistungen und um Qualität, die man die am Spieltag X zur Geltung bringen kann. Es geht darum: Was tut unserem Spiel gegen den und den Gegner gut und wie trainieren die Spieler. Das sollte die Herangehensweise sein.

Der 48-Jährige plauderte im Gespräch mit der „Krone“ aus dem Nähkästchen.
Der 48-Jährige plauderte im Gespräch mit der „Krone“ aus dem Nähkästchen.(Bild: Tröster Andreas)

Die Jungs, die gegen Austria Klagenfurt nicht dabei waren, haben das aber top aufgenommen und sich in dieser Woche (vor dem Spiel bei der Vienna, Anm.) im Training sehr gut präsentiert. Das ist der richtige Zugang. Wenn ich angefressen bin, eine schlechte Trainingsleistung bringe oder – wenn ich dann hineinkomme – meine Qualität nicht abrufen kann, dann ist es in einer Profiliga schnell vorbei für einen Spieler. Das ist der Anspruch, den man haben soll. Man redet mit den Spielern und entweder sie verstehen es oder nicht. Wenn sie es nicht verstehen, ist es vorbei. So ist das Fußballgeschäft.

Sie sind seit rund acht Jahren im Amt. Welchen Weg hat die Austria bestritten?
Einen steinigen. Den Aufstieg in die 2. Liga hat uns damals keiner zugetraut. Wir haben es hingebracht, dass wir geschlossen an den Themen arbeiten, dorthin zu kommen, wo wir jetzt sind. Die Kontinuität war ausschlaggebend. Nur dann kannst du so etwas schaffen. Außer du bist Wacker Innsbruck und hast viel Geld. Dann geht es auch anders. (lacht)

Macht Sie ihr Weg mit der Austria stolz?
Stolz ist der falsche Begriff. Ich bilde mir darauf nichts ein. Stolz macht mich, wenn ich meinen Vater und meine Mutter auf der Tribüne sitzen sehe. Mein Vater war selbst Trainer und hat sich immer gewünscht, dass einer seiner Söhne es einmal so weit schafft, weil ihm das verwehrt geblieben ist. Ihm diese Erfahrung noch zu schenken – das macht mich stolz. Alles andere ist harte Arbeit. Dadurch kann man sich auch etwas verdienen. Deshalb glaube ich auch, dass ich zurecht Trainer in der 2. Liga bin. Wer weiß, wie lange. Aber ich weiß, was ich dafür gemacht habe.

Partnerin Iris spielt im Leben des Trainers eine entscheidene Rolle.
Partnerin Iris spielt im Leben des Trainers eine entscheidene Rolle.(Bild: Tröster Andreas)

Ist die Austria die letzte Station Ihrer Laufbahn?
Das weiß ich nicht. Egal, wann es mit der Austria zu Ende geht: Es wird sicher eine Pause geben. Vielleicht bin ich so leer und satt, dass ich gar nichts mehr mache. Ich werde es aber definitiv mit meiner Lebenspartnerin Iris absprechen. Denn eines ist klar: Das Privatleben leidet extrem darunter. Ich möchte nicht, dass Iris auf viele Stunden verzichten muss, wo man zu zweit auch was Schönes machen kann.

Wo hilft Ihnen Ihre Partnerin besonders?
Sie hat immer ein offenes Ohr, bringt mich ins Gleichgewicht und gibt mir Halt. Sollte die Beziehung mit ihr wegen des Fußballs gefährdet sein, werde ich sicher die Reißleine ziehen. Dann wird es den Trainer Christian Schaider nicht mehr bei der Austria geben. Aber das weiß der Verein auch.

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