Tausenden Tonnen Braunalgen überschwemmen derzeit die Strände an Spaniens Südküste. Die aggressive Art, aus Asien eingeschleppt, bedroht die heimische Artenvielfalt. Experten warnen vor einer Umweltkatastrophe. Denn die Invasion ist außer Kontrolle geraten.
„Wir sind komplett überfordert. Das ist eine Umweltkatastrophe“, sagt José Carlos Teruel gegenüber dem „Guardian“. Teruel ist verantwortlich für die Stadtstrände von Cadiz an der Südwestküste Spaniens. „Immer wenn der Wind von Westen kommt, wissen wir, dass eine neue Welle Algen anrollt.“ Seit Mai hat die Stadtbehörde allein vom Strand La Caleta 1200 Tonnen Braunalgen entfernt. 78 Tonnen allein an einem Tag.
In Schifftanks weit gereist
Bei den Algen handelt es sich um die Art Rugulopteryx okamurae, die eigentlich im Pazifik, vor Japan, China und Korea beheimatet ist. Wie viele invasive Arten werden auch diese Braunalgen vermutlich von Frachtschiffen eingeschleppt, die durch den Suezkanal fahren und dann ihre Ballasttanks ins Mittelmeer entleeren.
Erstmals 2002 an der französischen Mittelmeerküste gefunden, breitet sich Rugulopteryx okamurae seither rapide aus. Vor etwa zehn Jahren erreichte sie den Atlantik und bildet seither Massenbestände entlang der Straße von Gibraltar, auf den Kanaren, den Azoren und auch an der Nordküste Spaniens.
„Unmöglich zu kontrollieren“
„In der ersten Phase einer solchen Invasion lässt sie sich kontrollieren“, erklärt Juan José Vergara, Biologieprofessor an der Universität Cadiz. Das sei wie bei Krebs, wenn er entdeckt werde, bevor er sich ausbreitet. „Aber jetzt ist das Ausmaß so groß, dass es unmöglich ist, es zu kontrollieren“, so Vergara. Er betont, dass die an den Stränden angespülten Algen nur ein Bruchteil von dem seien, was sich unter Wasser befinde.
Die Braunalgen, die sich an den Stränden türmen, belasten nicht nur den Tourismus und die Steuerzahler, die für die Entfernung aufkommen. Auch die Fischerei wird beeinträchtigt, weil sich die Algen an Netzen und Schnüren festsetzen und den Sauerstoff aus dem Wasser saugen.
Verdrängt heimische Pflanzen
Vor allem bedroht die eingeschleppte Art aber die Biodiversität. Am Strand La Caleta hat sie schon mehrere heimische Pflanzenarten verdrängt. Denn die Braunalgen haben hier keine natürlichen Fressfeinde und können sich rasend schnell verbreiten.
Strom aus Algen
Die andalusische Regionalregierung hat kürzlich einen Plan zur Bewältigung der Krise vorgestellt. Er enthält auch Optionen, wie die Algen recycelt werden können. Derzeit kommen sie einfach auf Deponien. Ein lokales Unternehmen hat aber bereits den Plan, mit Biomasse aus den invasiven Pflanzen Strom zu erzeugen. Dafür braucht es aber eine Gesetzesänderung, die Regionalregierung muss mit dem spanischen Umweltministerium verhandeln.
Für Wissenschaftler Vergara kann das nur ein Teil der Lösung sein: „Wenn Hunderttausende Tonnen Algen an einem einzigen Strand angespült werden, bezweifle ich, dass so die Invasion gestoppt werden kann.“
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