Bei Peršmanhof-Museum

Großaufgebot der Polizei rückt zu Antifa-Camp aus

Kärnten
27.07.2025 17:20

Ein Großaufgebot der Polizei durchsuchte am Sonntag das Areal des Peršmanhof-Museums im Kärntner Bad Eisenkappel, wo sich etwa 60 Teilnehmer eines Antifa-Camps versammelt hatten – es kam zu körperlichen Auseinandersetzungen, mehreren Anzeigen und Festnahmen.

Auf der Antifa-Homepage wird das Camp in Kärnten beim Peršmanhof in Bad Eisenkappel groß beworben und dazu aufgerufen, es zu besuchen. Sonntag eskalierte dort jedoch die Situation, und die Polizei musste anrücken.

„Auslöser des Einsatzes war ein Verdacht auf mehrere Verwaltungsübertretungen“, heißt es seitens der Landespolizeidirektion Kärnten. Drei Streifen des Bezirkspolizeikommandos Völkermarkt führten daher gemeinsam mit Vertretern der Bezirkshauptmannschaft (BH) Völkermarkt sowie dem Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl eine Kontrolle am Veranstaltungsort durch.

Weitere Beamten zu Einsatz gerufen
Als die Beamten versuchten, die Identität der anwesenden Personen festzustellen, stießen sie auf erheblichen Widerstand: „Polizeibedienstete wurden von den Teilnehmern teils körperlich bedrängt. Da sämtliche anwesenden Personen ihre Verpflichtung verweigerten, an der Identitätsfeststellung mitzuwirken, wurden vorsorglich weitere Einheiten zur Unterstützung angefordert.“ 

Geschichte des Peršmanhofs

Dieser Südkärntner Bergbauernhof war ab 1942 ein wichtiger Stützpunkt der Widerstandsbewegung, die sich von Jugoslawien ausgehend auch in Kärnten stark verbreitet hatte. Kurz vor Kriegsende, am 25. April 1945, kam es dort zu einem Massaker. Elf Personen – darunter auch Kinder – wurden dabei getötet.

Die Situation eskalierte weiter, als Polizeibeamte das Museumsgebäude betreten wollten: Teilnehmer des Antifa-Camps hinderten die Polizei, das Gebäude zu betreten – ohne Erfolg. „Letztlich gelangen die Polizeibediensteten in das Gebäude, wobei einige Personen versuchten, ebenfalls in das – zu diesem Zeitpunkt überfüllte – Gebäude einzudringen. Sie wurden mehrmals aufgefordert, zurückzutreten, ließen aber nicht von ihrem Vorhaben ab“, so die Polizei weiter. 

Mann wurde leicht verletzt
Bei dem Versuch der Polizei, eine Türe zu schließen, wurde ein Mann leicht verletzt und von der Rettung ambulant versorgt – er wird wegen des Verdachts des Widerstands gegen die Staatsgewalt angezeigt. 

Im Zuge der Kontrollen wurden drei Personen nach dem Fremdenpolizeigesetz festgenommen. Zwei von ihnen wurden auf die Polizeiinspektion Bad Eisenkappel gebracht, wo ihre Identität festgestellt und die Festnahmen daraufhin aufgehoben wurden. Eine dritte Person wurde noch vor Ort wieder entlassen. Nun wird es wohl Anzeigen hageln. Der Einsatz begann um etwa 11 Uhr und wurde um 15.30 Uhr beendet.

„Heute ist der Peršmanhof nicht nur einer der wichtigsten Erinnerungs- und Gedenkorte der ...
„Heute ist der Peršmanhof nicht nur einer der wichtigsten Erinnerungs- und Gedenkorte der Kärntner Slowen*innen, sondern auch ein international beachteter musealer Lernort“, heißt es auf der Homepage.(Bild: Museum Peršmanhof)

Museum kritisiert Polizeieinsatz
Der Verein Peršman, welcher das Museum betreut, meldet sich nun auch zu Wort: „Ein solches Vorgehen der Behörden und der Exekutive zeugt von großer Ignoranz und fehlender Sensibilität gegenüber dem sensiblen historischen Kontext, in dem das Museum Peršmanhof arbeitet“, ist Obmann Markus Gönitzer erschüttert.

Ebenfalls schockiert ob der Vorgehensweise der Polizei ist auch Bürgermeister der Gemeinde Globasnitz Bernard Sadovnik: „Als Nachfahre der Peršman-Familie und als Vertreter der slowenischen Volksgruppe bin ich zutiefst erschüttert darüber, was heute am Peršmanhof passiert ist. So ein massiver Polizeieinsatz genau 80 Jahre nach dem Massaker reißt bei mir als Nachkomme Wunden auf. Ich bin ohne Worte und von den Gesprächen mit den jungen Menschen vor Ort zutiefst betroffen.“ 

Peter Kaiser ruft zur Zusammenarbeit auf
Landeshauptmann Peter Kaiser ruft alle Beteiligten zur Zusammenarbeit und zum Gespräch auf. Er selbst nimmt diesen Zwischenfall zum Anlass, und leitet erste Schritte ein, um solche Eskalationen künftig zu verhindern. Kaiser werde daher nach Beendigung des Camps die Museumsleitung, Vertreter des Verfassungsschutzes, der Bezirkshauptmannschaft und der Gemeinde zu einem Gespräch einladen. 

Porträt von Kärntner Krone
Kärntner Krone
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