Kein bisschen still

Iris Berben: 75 Jahre mit Glamour und Haltung

Society International
27.07.2025 18:00

Seit über fünf Jahrzehnten prägt die deutsche Film- und Fernsehschauspielerin erfolgreich das Unterhaltungsgeschäft. Am 12. August feiert sie halbrunden Geburtstag und bleibt eine Kämpferin gegen Antisemitismus, für mehr Toleranz und ein selbstbestimmtes Frauenbild.

Wer je dachte, Altern sei eine lineare Angelegenheit, kennt Iris Berben nicht. Seit über fünf Jahrzehnten jongliert die deutsche Film- und Fernsehschauspielerin fast unverändert attraktiv mit Charakterrollen, Meinungen & Moden. Immer noch zieht sie alle Blicke auf sich, ganz gleich, ob ihre Auftritte kämpferisch, glamourös oder auch rotzfrech gestaltet sind – sie macht es stets mit Stil.

Am 12. August feiert DIE Berben ihren 75. Geburtstag und bleibt dabei eine, die sich dem Stillstand hartnäckig verweigert. Wie eh und je zeigt sie Haltung, mit klaren Ansagen will sie Maßstäbe setzen, neugierig bleiben und die Bühne des Lebens rocken.

Als Tochter zweier Wirtsleute wurde Iris Renate Dorothea, wie sie mit ganzem Namen heißt, 1950 in Detmold geboren. Als sich ihre Eltern scheiden ließen – da war die Kleine vier -, zog sie mit ihrer Mama nach Münster, später nach Hamburg. Schließlich landete sie in Essen bei Oma und Opa, ihre Mutter wanderte 1962 nach Portugal aus.

Iris flog von drei Internaten
Das Schulleben des Teenagers gestaltete sich schwierig, Iris musste die 7. Klasse wiederholen, sie flog von drei (!) Internaten, weil sie den Lehrern zu laut, wild und rebellisch erschien. Also wurde es nichts mit der Matura, dafür fasste sie schnell in der Schauspielerei Fuß und engagierte sich politisch. Schon bei ihrem ersten TV-Auftritt als 17-jähriges Blumenmädchen im NDR fiel sie ob ihrer ausdrucksstarken Präsenz positiv auf, es gab Engagements in Kurzfilmen und Kinoproduktionen.

Einem größeren Publikum bekannt wurde Iris Berben in der Fernsehserie „Zwei himmlische Töchter“ an der Seite von Ingrid Steeger. Es folgten weitere Highlights, darunter das Comedy-Format „Sketchup“ und die Familiensaga „Das Erbe der Guldenburgs“ aus den 1980er- und 1990er-Jahren, die zum Riesenerfolg geriet. Danach prägte sie Klassiker wie die Kinosatire „Schtonk“ (1992), „Rossini“ (1997) und „Die Buddenbrooks“ (2008) oder kämpfte als titelgebende Kommissarin in der ZDF-Krimireihe „Rosa Roth“ von 1994 bis 2013 gegen das Verbrechen.

iris Berben mit Armin Mueller-Stahl, Schauspielkollege aus Buddenbrooks.
iris Berben mit Armin Mueller-Stahl, Schauspielkollege aus Buddenbrooks.(Bild: AP/HERIBERT PROEPPER)

Für ihre Darstellung mit Axel Milberg in „Liebesjahre“ wurde sie 2011 mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet. In „Triangle of Sadness“ spielte Berben eine Schiffsreisende, die nach einem Schlaganfall im Rollstuhl sitzt, die Tragikomödie erhielt 2022 bei den Filmfestspielen von Cannes die Goldene Palme.

Besser mehr in das Hirn als in den Hintern investieren
Iris Berben ist nicht nur auf der Leinwand eine starke Persönlichkeit. Seit vielen Jahren nutzt sie ihre Popularität, um sich lautstark gegen Antisemitismus und Rechtsextremismus einzusetzen. Zuletzt ließ sie mit ihrer Sorge um die gesellschaftliche Entwicklung rund um das heutige Frauenbild aufhorchen. „Ich frage mich schon, wofür ist unsere Generation eigentlich auf die Straße gegangen? Was wollten wir einfordern? Ein selbstbestimmtes Frauenbild, in eigener Verantwortung“, sagte sie vor Kurzem in einem „Stern“-Interview.

Es ärgere sie, wenn Frauen nun zu sehr den Fokus auf eine „vordergründige Perfektion“ legen, darin sieht sie einen Rückschritt. All jenen, die nur auf ihr Styling bedacht sind, möchte sie am liebsten zurufen, dass sie sich „auch um das Innere ihres Kopfes“ kümmern sollen: „Man muss das Hirn trainieren, nicht nur den Hintern.“

Und klar, sie selbst, die fast 75-Jährige, höre oft, dass sie für ihr Alter noch toll aussehe. Ein Satz, der „sicher als Kompliment gemeint“ sei, aber er komme aus einer „arroganten Haltung“. Weil er eben viel darüber aussagt, wie Frauen wahrgenommen werden. Ihre Sichtbarkeit bedeutet doch nicht, nur mit 18 oder 20 schön auszusehen – „das hört doch nicht auf“. Außerdem müsse ein Mensch auch mit seinem Charakter strahlen.

Zitat Icon

Die Mutterrolle war mein größtes Glück und meine größte Herausforderung.

Iris Berben

Bei ihrem Partner, Heiko Kiesow, 63, einem Stuntman aus Potsdam, scheint das auf jeden Fall so zu sein. Die beiden sind bereits seit 2007 zusammen, davor war sie 32 Jahre lang mit dem Geschäftsmann Gabriel Lewy, 80, liiert. Berbens Sohn Oliver, heute ein erfolgreicher Filmproduzent, kam 1971 zur Welt, seinen Vater hielt sie in der Öffentlichkeit jedoch immer geheim. Über ihre Mutterrolle sagte sie einst: „Das war mein größtes Glück und meine größte Herausforderung.“

Vor dem Verglühen jugendlicher Frische, dem Versickern von Elan und Kämpferwillen muss sich Iris nicht fürchten. Sie will weiterhin ihre Stimme erheben, wo es nötig ist. „Ich nähere mich eigentlich wieder dem Gefühl, nicht älter als 18 zu sein: Du hast zwar schon eine ganze Menge erlebt, aber mit dem Alter kommt eine altbekannte Art von Freiheit wieder zurück“, sagte sie in der „Gala“. „Du hast gesät und auch geerntet, jetzt kannst du wieder wild und unangepasst sein und die Sehnsucht ausleben, neues Terrain zu betreten.“ Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.

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