Trinkgeld-Einigung

Erfolg oder Kompromiss: Das sagt Wiens Gastronomie

Wien
25.07.2025 16:00

Das Trinkgeld bleibt zwar steuerfrei, eine einheitliche Pauschale für die Sozialversicherung kommt aber. Großer Erfolg oder fauler Kompromiss? Das sagen die Wiener Gastronomen dazu.

Seit Monaten gehen die Wogen aufgrund der Diskussion um die Besteuerung von Trinkgeld hoch. Am Donnerstag erfolgte schließlich die Einigung auf politischer Ebene (wir berichteten). Das Trinkgeld bleibt zwar steuerfrei, eine pauschale Abgabe für die Sozialversicherung kommt aber.

Diese ist zumindest um ein Drittel weniger, als befürchtet: 65 Euro für Mitarbeiter mit Inkasso, 45 Euro für jene ohne. Bis 2028 steigen sie auf 100 bzw. 50 Euro an. Zusätzliche Gebühren gibt es nicht.

Ende gut, alles gut?
Wir haben die Wiener Gastronomen gefragt, was sie von der nunmehrigen Regelung halten. Gleich vorweg: Als großer Wurf wird sie nicht gesehen.

„Alle Schenkungen sind in Österreich steuer- und abgabenfrei, nur auf das Trinkgeld werden Abgaben verlangt“, betont Schweizerhaus-Chef Karl Kolarik. Mit der neuen Regelung sei nun wenigstens die Verunsicherung bei den Mitarbeitern weg, aber: „Die neue Lösung ist ein unbefriedigender Kompromiss, aber wohl der prekären finanziellen Sicht unseres Staates geschuldet.“

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Vor allem Trinkgeld sollte von allen Abgaben ausgenommen sein, denn nur so ist sicher, dass wir in Zukunft unser Schnitzel mit gutem Gewissen zu fairen Preisen essen können. Fallen höhere Abgaben an, sind die Gäste die Leidtragenden.

Tono Soravia, Collina am Berg

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Ich sehe keinen Erfolg, ich bin enttäuscht. Trinkgeld ist eine freiwillige Spende und Spenden sind in Österreich abgaben- und steuerfrei. Man sollte der hart arbeitenden Bevölkerung nicht mehr wegnehmen, sprich Entlastung statt Belastung.

Christina Hummel, Cafè Hummel

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Wenn es wirklich um das Wohl der Mitarbeiter, sprich Pension, geht, frage ich mich, warum man sie nicht gefragt hat. Ich bin mir sicher, dass keiner eine Änderung wünschte. Wichtig ist aber, dass es steuerfrei bleibt. Wir können also damit leben.

Manuel Schmidt, Restaurant Dresdnerhof

Rechnung ohne die Betroffenen
Dem schließt sich der Brigittenauer Dresdnerhof-Wirt Manuel Schmidt an: „Wir können mit der neuen Regelung leben, feiern müssen wir sie aber nicht.“ Sauer stößt ihm auf, dass die Arbeitnehmer selbst nicht befragt wurden. Das sieht auch die Chefin des Kultcafé Hummel im 8. Bezirk, Christine Hummel, so. „Die Rechnung wurde mal wieder ohne die Betroffenen gemacht. Ich habe Mitarbeiter, die seit 25, 30 Jahren bei mir arbeiten und nur mehr wenige Jahre bis zur Pension haben. Diesen bringt die neue Regelung rein gar nichts“, schildert sie. Zudem würden sich viele Mitarbeiter seit Jahren zusätzlich privat versichern.

„Beschämend, ins Trinkgeld zu greifen“
Scharfe Worte findet auch Erich Heindl, der unter anderem die Palatschinkenkuchl in der Innenstadt betreibt: „Man versucht die Regelung als Erfolg darzustellen, dabei ist sie jämmerlich.“ Die Regierung sende Millionen ins Ausland, hole sich aber Geld von den Kellnern zurück. „Es ist beschämend, auf das Trinkgeld zuzugreifen“, ärgert sich Heindl.

Zufrieden wiederum ist die Gewerkschaft vida. Unter anderem auch damit, dass die Neuregelung auch die Transparenz erhöht. Beschäftigte können die Höhe des Trinkgelds auch bei Kartenzahlung beim Chef erfragen – und sogar drei Jahre rückwirkend.

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