Der Vorarlberger Dialekt hat bekanntlich seine Eigenarten, insbesondere im Osten Österreichs versteht man nicht immer, was einem der Alemanne sagen will. Der Kabarettist und Autor Stefan Vögel will mit „Vögels Lexikon“ Abhilfe schaffen und Brücken bauen. Heute geht es um die „Ohrle-Triologie“.
Alle drei Vokabeln haben – unschwer zu erkennen – ihren Ursprung im Wort Ohr und stehen in enger Verbindung zum menschlichen Hörorgan. Leider unterscheiden sie sich nur geringfügig in der Schreibweise und werden daher gerne verwechselt.
Beginnen wir mit dem Ohrle: Regelmäßige Leser dieser Rubrik wissen, dass die Nachsilbe -le im Alemannischen auf zweierlei hindeuten kann: eine Verkleinerung eines Stammwortes (Hüsle, Bänkle) oder die Reduzierung eines Mannes auf seine hervorstechendste Eigenschaft (z.B. Suttle, Trümsle, Rotzle, mitunter auch ohne das L wie beim Stolpere oder Tschiagge).
Und genau damit haben wir es auch hier zu tun: Der Ohrle ist ein Mann mit (auffällig) großen Ohren. Um die Verkleinerungsform konnte es sich schon deshalb nicht handeln, da die Endsilbe -le beim alemannischen Diminutiv dazu führt, dass der Selbstlaut des Stammworts zu einem Umlaut wird (Sack wird Säckle, Ort wird Örtle).
Folgerichtig muss es sich beim Öhrle um ein kleines Ohr handeln (weswegen ein Ohrle niemals ein Öhrle besitzen kann).
Das ebenfalls zum Ohr gehörige Zeitwort öhrla beschreibt zwei Tätigkeiten am Hörorgan, die sich in ihrer Wirkung diametral voneinander unterscheiden: Meist ist mit öhrla das schmerzhaft-strafende Ziehen am Ohr gemeint, so wie es Eltern, Lehrer und Priester jahrhundertelang praktizierten, und leider seltener: das zärtliche Reiben und Liebkosen von Ohrläppchen.
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